BANULA demonstriert „flächendeckende Anwendung des Durchleitungsmodells“

Im Rahmen des Forschungsprojekts BANULA ist es jetzt zum ersten Mal möglich, den eigenen Stromvertrag bundesweit an öffentliche Ladesäulen mitzubringen – einschließlich Haushalts- und selbst erzeugtem PV-Strom. Allerdings gibt es noch eine große Einschränkung: Demonstriert wurde die bundesweite Durchleitung mit einer einzigen Ladesäule.

Bild: OLI Systems GmbH

BANULA steht für „BArrierefreie und NUtzerfreundliche LAdemöglichkeiten schaffen“ und ist ein seit dem vergangenen Jahr laufendes Projekt von acht Partnern, um das sogenannte Durchleitungsmodell zu erforschen und marktreif zu machen. Jetzt hat das vom Fraunhofer IAO koordinierte Projekt nach eigenen Angaben einen „Meilenstein“ erreicht. „Nach erfolgreicher Pilotierung in der Regelzone von TransnetBW wurde das innovative Durchleitungsmodell nun in der Amprion-Regelzone umgesetzt und somit die bundesweite Anwendbarkeit demonstriert“, teilt das Fraunhofer IAO mit.

Die BANULA-Projektpartner wollen mit dem Durchleitungsmodell die „Einschränkungen des klassischen Roamings“ überwinden. Denn mit dem neuen Abrechnungsmodell können E-Autofahrerinnen und -fahrer ihr Fahrzeug an ausgewählten Standorten zu den Konditionen ihres bestehenden Stromvertrags laden – und nicht zu den Konditionen des genutzten Roaming-Dienstleisters oder des Betreibers der Ladesäule. Entscheidend ist allerdings die Einschränkung „an ausgewählten Standorten“: Denn denn bei dem jetzt vermeldeten Meilenstein geht es genau genommen nur im eine einzige Ladesäule, an der mit dem eigenen, mitgebrachten Stromvertrag geladen werden kann. Der neue öffentliche Standort in der Amprion-Regelzone befindet sich auf dem Firmengelände der OLI Systems GmbH in Harthausen. Die Ladesäule vom Typ connect.public wurde vom assoziierten Projektpartner Amperfied errichtet.

„Dieser Meilenstein unterstreicht unsere führende Rolle bei der Umsetzung des Durchleitungsmodells“, sagt Daniel Stetter, der mit seinem Team am Fraunhofer IAO das BANULA-Konsortium leitet. „Als E-Mobilist nützt es schließlich nichts, wenn ich die Vorteile des Konzepts nur regional begrenzt oder gar nur an einem Standort nutzen kann. Erst, wenn das Konzept bundesweit nutzbar ist, können E-Mobilisten von zu erwartenden niedrigeren Ladekosten profitieren.“ und Ole Langniß, Geschäftsführer der OLI Systems GmbH, ergänzt: „Mit dem Durchleitungsmodell holen wir die Stromwahlfreiheit ins Zeitalter der Elektromobilität: Nutzerinnen und Nutzer können ihren Fahrstromtarif selbst bestimmen – unabhängig vom Standort und mit voller Transparenz über Preis und Herkunft. Das stärkt nicht nur die Kundenbindung, sondern wirkt auch einer regionalen Monopolisierung entgegen.“

Aber: Nicht jeder in der Ladebranche sieht das Durchleistungsmodell so positiv wie die BANULA-Partner. Eine tiefere Erklärung des Bezahlmodells sowie das Pro und Contra hat Christoph M. Schwarzer erst vor einigen Wochen in einem Hintergrundartikel auf electrive erläutert. In Kurzform: Für das Durchleitungsmodell spricht das einfache und transparente Bezahlmodell – je Kilowattstunde werden der eigene, bekannte Strompreis und ein Entgelt für die Durchleitung fällig, mehr nicht. Genau das ist der große Kritikpunkt einiger Betreiber: Mit zu niedrigen Durchleitungsentgelten sehen sie ihre Einnahmen gefährdet – und damit fehlen finanzielle Anreize, das Durchleitungsmodell einzuführen oder weiter in den Aufbau neuer Ladesäulen zu investieren. Warum viel Geld für Ladeparks ausgeben, wenn man dann nicht einmal den Ladepreis selbst bestimmen kann?

Zurück zum Projekt BANULA: Ein zentrales Element des Projekts ist das von der Bundesnetzagentur definierte Konzept der virtuellen Bilanzierungsgebiete. Die OLI Systems GmbH betreibt im Auftrag des Projekts solche Bilanzierungsgebiete in drei der vier deutschen Regelzonen. Eine Regelzone bezeichnet ein geografisch abgegrenztes Netzgebiet, für das ein Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) zuständig ist. Deren Aufgabe ist es, Hoch- und Höchstspannungsnetze in seiner Regelzone zu betreiben sowie die Netzsicherheit und Stabilität zu gewährleisten. Deutschland ist in vier Regelzonen unterteilt, die von TenneT, TSO, Amprion und TransnetBW betrieben werden. Die Übertragungsnetzbetreiber sind nicht zu verwechseln mit den Verteilnetzbetreibern, die für die Niederspannungsnetze verantwortlich sind. Davon gibt es in Deutschland über 800.

Gestartet ist BANULA im vergangenen Jahr in der Regelzone von TransnetBW. 2024 wurden die virtuellen Bilanzierungsgebiete bereits an einer Ladesäule von Projektpartner Badenova getestet. Dabei war das Laden über das Durchleitungsmodell möglich, aber auch über den regulären Betrieb der Ladesäule, also die Badenova-Tarife, möglich. Jetzt wurde mit der Ladesäule im rheinland-pfälzischen Harthausen erstmals per Durchleitungsmodell in einer anderen Regelzone geladen.

fraunhofer.de

7 Kommentare

zu „BANULA demonstriert „flächendeckende Anwendung des Durchleitungsmodells““
Christian
06.05.2025 um 06:16
Die CPO müssen gar nicht meckern mit ihrem Wucher. Hier hat auch eine Tankstelle aufgemacht. Und der Treibstoff kostet nicht mehr wie nebenan. Mir Begründung zur Infrastruktur. Das sind alles Verbrecher. Die Grossen haben vorallem genug Geld. Und sollten einen gesellschaftlichen Auftrag erfüllen.
Obelix
06.05.2025 um 07:21
Viel Gerede aber kein Preis für die Durchleitung. Irgendwie sehr verdächtig, wenn man da "Transparenz" in den Mund nimmt.Was letzter Preis?
Kangooo
06.05.2025 um 09:08
Bei Durchleitung ist es Dein eigener Strompreis Deines Haushalts/ Betriebs/Depots, daher kann der nicht genannt werden, den kennst ja nur Du, hängt von Deinem Vertrag ab. Damit lohnt sich Fernverkehr sofort, ein Durchbruch, klar, dass das anderen ein Dorn im Auge ist, die viel in Ladesäulen investieren, aber die Erwartung, dass Preise von 79 Cent flächendeckend bezahlt würden ist ja auch nur eine Illusion, keine Alternative.
Deity
06.05.2025 um 11:32
Die geforderte Transparenz wird sich auch nicht auf den Strompreis beziehen. Der sollte allen klar sein.Interessant wären dann die Entgelte die oben drauf kommen. Und da wird sich nichts zum jetzigen Stand ändern. Man zahlt bei jedem Anbieter unterschiedlich hohe Entgelte + Durchleitungsgebühr und man hat weiterhin einen Tarifdschungel. Preislich wird man am Ende aus gleiche bzw. mehr hinauskommen.Der reine Strompreis bei den CPO's macht um die 10 Cent aus. Das ist der Kostenblock an dem man mit dem Durchleitungsmodell optimieren wird. Die restlichen Kostenbestandteile bleiben gleich bzw. es kommt noch eine Bearbeitungsgebühr für das Durchleitungsmodell drauf. Ein Allheilmittel wird das nicht, dass wird sich jeder selbst ausrechnen können.
Jens
06.05.2025 um 08:15
Da kommt ja viel Arbeit auf die Lobbyisten zu, diesen interessanten Ansatz gleich im Keim zu ersticken...
Richard
06.05.2025 um 08:33
Wenn das nicht mal durch die großen Anbieter verhindert wird, wäre es der Gewinn. 32 cent plus eine Gebühr für das Durchleiten. Eigener PV Strom dann auch Europaweit nutzbar. Ein Traum
Bernd
06.05.2025 um 12:22
Die große Unbekannte ist doch die Infrastrukturabgabe. Glaubt hier jemand tatsächlich, dass CPOs zum einen ermuntert werden sollen an Ausschreibungen teilzunehmen und Ladeparks zu errichten, zum anderen die Refinanzierung dieser überwiegend aus staatlich festgeschriebener Infrastrukturabgabe gestemmt werden kann? In absoluter Abhängigkeit der Höhe der Abgabe, die durch Dritte (Staat) bestimmt wird.RechenbeispielDer Top DC Ladestandort in Deutschland im zweiten HJ 2024 war Inonity Hepberg an der A9 mit 826 MWH Energieabgabe. In Schleswig-Holstein war der führende DC-Standort EnBW in Dätgen mit 476 MWh Energieabgabe. (Quelle: Elvah Lademarkt Report II.2024)Nehmen wir an, dass auf diesem Niveau bereits 50% der Nutzer ihren Energievertrag mitnehmen und für das Durchleiten eine Infrastrukturabgabe zahlen. Der durchschnittliche Hausstromtarif liegt laut Bundesnetzagentur 2024 bei 0,49 €/kWh; nehmen wir trotzdem hier einmal nur 0,39 €/kWh an. Um die kWh-Gesamtkosten im Rahmen zu halten, nehmen wir eine Infrastrukturabgabe von 0,11 €/kWh an; d.h. Ladepreis all-in liegt bei 0,50 €/kWh für DC.Nun gehen wir von einem Top-Standort in Deutschland aus, der etwa 1.200.000 kWh DC Ladeleistung verkauft. Der CPO erhält folglich eine Infrastrukturabgabe von 132.000 € p.a. Bei unterstelltem Ladeparkinvestment von 5.000.000€, würde sich die Investition (ohne Steuervorteile, Subventionen und laufende Kosten) allein aus der Infrastrukturabgabe in ~38 Jahren amortisieren. Bei steigendem kWh Volumen schneller, bei höherem Anteil Durchleitung entsprechend weniger schnell.Kann jeder für sich selbst beurteilen, wie attraktiv der Betrieb eines Ladeparks unter diesen Bedingungen ist.

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