BANULA-Feldversuch: Mit dem eigenen Stromtarif an die Ladesäule

Das Forschungsprojekt BANULA widmet sich Fragen des Stromanbieter-Wettbewerbs an öffentlichen Ladesäulen. So verfolgen die Initiatoren u. a. den Ansatz, E-Auto-Fahrer in die Lage zu versetzen, ihren eigenen heimischen Stromtarif mit an die öffentliche Ladestation zu nehmen.

transnetbw banula 2024
Bild: TransnetBW

BANULA steht für „BArrierefreie und NUtzerfreundliche LAdemöglichkeiten schaffen“ und ist ein Projekt, in dem acht Partner – darunter TransnetBW, Decarbon1ze, Badenova und die Stadtwerk am See – zusammenarbeiten. Ihr Anliegen ist es, dass Fahrer künftig ihren „Stromlieferanten inklusive PV-Strom-Eigenverbrauch an die öffentliche Ladesäule mitnehmen“ können. Ein Szenario, das Ladepunktbetreiber bisher vor Herausforderungen stellt. Die Lösung der Projektteilnehmer basiert nun auf sogenannten virtuellen Bilanzierungsgebieten. Dazu haben sie einen Feldversuch mit einer Ladesäule von Badenova in Breisach aufgesetzt und ausgewertet.

„Wir konnten mit unserem Konsortium zeigen, dass der Übergang von öffentlichen Ladesäulen in das Modell des virtuellen Bilanzierungsgebietes reibungslos verläuft und der Normalbetrieb der Ladesäulen garantiert ist“, zeigt sich Tobias Egeler, Leiter Netzwirtschaft bei TransnetBW, zufrieden mit dem Ergebnis des Feldversuchs. Denn: Der Zugang zu Ad-hoc-Ladevorgängen, Roaming und anderen Tarifen des Ladepunktbetreibers (Charge Point Operator, CPO) soll trotz der Einbindung in ein „virtuelles Bilanzierungsgebiet“ jederzeit erhalten bleiben.

Dieses Bilanzierungsgebiet hat im Feldversuch die decarbon1ze GmbH verwaltet. Dabei wurde die entsprechende Ladesäule in Breisach an die Softwarelösung des Berliner Startups angebunden. „Die neue Möglichkeit, den Stromvertrag zum intelligenten Ladepunkt mitzunehmen, ermöglicht ‚echten Fahrstrom‘, der auch korrekt bilanziert wird, und damit neue und innovative energiewirtschaftliche Angebote für Flotten von Stromlieferanten und Elektromobilitätsdienstleistern. Ladepunktbetreiber können damit bei Ausschreibungen punkten“, äußert Knut Hechtfischer, CEO von decarbon1ze.

Ein aktuell wichtiger Bestandteil für ein funktionierendes Geschäftsmodell der CPOs seien bei öffentlichen Ladesäulen die Margen, die durch den Stromabsatz entstehen, so die Projektteilnehmer. Für den zukünftigen wirtschaftlichen Betrieb durch den CPO schwebt ihnen ein Infrastrukturentgelt („Preis je kWh ohne Strom“) vor, das den Ladepunktbetreiber für die Bereitstellung seiner Ladesäule für andere Lieferanten entlohnt. Durch dieses Vorgehen sollen wesentliche Hemmnisse für Ladepunktbetreiber beim Übergang in ein virtuelles Bilanzierungsgebiet beseitigt werden.

Analog dazu konnten Kunden des Stadtwerks am See aus Friedrichshafen ihr Elektroauto im Feldversuch an der erwähnte Ladesäule von Badenova mit dem vom Stadtwerk am See eingekauften Strom laden – ohne Roaming-Kosten. „Gleichzeitig konnten Bestandskunden von badenova sowie Roaming-Kunden an derselben Ladesäule weiterhin von badenova unter Anwendung der ladevorgangsscharfen Bilanzierung versorgt werden“, unterstreicht Hannes Meyer-Schönbohm, Projektleiter Elektromobilität beim Energiedienstleister Badenova aus Freiburg.

Und Peter Majer, Leiter der Unternehmensentwicklung- und Innovationsabteilung vom Stadtwerk am See, kommentiert: „Die Lösung, Ladesäulen in einem virtuellen Bilanzkreis abzubilden, ermöglicht es auch kleineren EMPs ihren Kunden deutschlandweit Fahrstrom ohne Roaming anzubieten“.

Im BANULA-Projekt wird zudem ein starker Fokus auf die Aspekte IT-Sicherheit und Datentransparenz gelegt. Vor diesem Hintergrund entwickeln die Teilnehmer eine passgenaue Softwarelösung auf Basis der Blockchain-Technologie. „Die Software erfüllt die Anforderungen für das Bewirtschaften virtueller Bilanzierungsgebiete und sorgt durch einen dezentralen und Open-Source-Ansatz für die notwendige Transparenz in der Prozesslandschaft und stärkt damit das Vertrauen in die, den Bilanzkreisen zugeordneten Energiemengen“, heißt es.

transnetbw.de, banula.de

5 Kommentare

zu „BANULA-Feldversuch: Mit dem eigenen Stromtarif an die Ladesäule“
Michael
15.03.2024 um 07:31
virtuellen Bilanzierungsgebiete..... Ich habe die Herausforderung nicht verstanden. Vielleicht bemüht sich der Autor einmal nicht nur eine Pressemitteilung abzuschreiben sondern in verständlicher Sprache zu erklären, warum ein stromanbieter nicht die geladenen kWh zum vereinbarten Preis abrechnen kann?
Torsten
15.03.2024 um 09:57
Hallo Michael, so wie ich das "virtuelle Bilanzierungsgebiet" verstanden habe geht es genau darum: Ein Energieversogergungsunternehmen kann die (hier an einem öffentlichen Ladepunkt, theoretisch aber hinter jedem "virtuellen Zählpunkt" ) geladene Energie zu seinen/ihren vereinbarten Preisen abrechnen. Der Clou jedoch: Für jeden Ladevorgang kann das am gleichen Ladepunkt ein anderer Energieversoger sein. Wenn ein Energieversorger gleichzeitig CPO des Ladepunkts ist, so würde dieser das Infrastrukturentgeld erhalten (falls ein anderer Versorger die Energie beistellt).
Daniel
15.03.2024 um 09:55
Mein unbedarfter Eindruck nach diesem kryptischen Artikel: Letztendlich ist es so wie jetzt auch. Ich benötige einen Vertrag (Ladekarte) hier mit meinem Hausstromlieferanten. Ich bekomme den Strom zu dem vom Hausstromlieferanten ausgelobten Preis. Die Roaminggebühren heißen jetzt nicht mehr Roaminggebühren sondern Infrastrukturentgelt und das soll wohl deutlich niedriger ausfallen. Na, ob da die CPO mitspielen? Vielleich zwingt man sie ja wie beim Mobilfunk. Im Endeffekt könnte man das auch mit den vorhandenen Ladekarten machen, die sind ja teilweise auch von Stromversorgern.
Spock
15.03.2024 um 16:08
Ich finde den Ansatz sehr gut. Man schließt einen Hausstromtarif ab unter Angabe man benötigt eine Ladekarte dazu und fertig. Mit der Karte müsste man dann an allen Ladesäulen laden können. So fände ich das echt super.
Carsten
16.03.2024 um 07:46
Ich speise über die PV 8 kW ein, lade das Auto mit 208 kW. Bezahle dann für 8 kW nur die Durchleitung und bekomme die zu Hause nicht vergütet. Die restlichen 200 kW zahle ich voll. Ey, das gibt es Superersparnis

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