Ford teilt Batteriefabrik in Kentucky wohl mit Nissan

Ford fährt seine Elektroauto-Offensive weiter zurück: Wegen schwacher Nachfrage und hoher Kosten lässt der US-Autobauer nun offenbar den japanischen Konkurrent Nissan die Ford-Batterieproduktion in Kentucky nutzen. Das Werk ist Teil eines Joint Ventures mit dem südkoreanischen Batteriehersteller SK On.

Bild: BlueOval SK

Ford und SK On hatten 2022 ihr Joint Venture namens BlueOval SK gegründet und mit dem Bau von gleich zwei Batteriefabriken in Glendale im US-Bundesstaat Kentucky begonnen. Diese sollten mit Jahreskapazitäten von jeweils 43 GWh Batterien für Elektroautos von Ford und der Tochtermarke Lincoln produzieren. Laut einem Bericht des „Wall Street Journal“ sind beide Fabriken fertig, jedoch wird eine davon derzeit überhaupt noch nicht genutzt und nur ein Teil der anderen Fabrik produziert Batterien für Ford.

Die aktive Fabrik soll nun auch Akkus für Nissan herstellen, wie aus den Insider-Quellen der Wirtschaftszeitung verlautet. Für Nissan bietet dies die Möglichkeit, Batterien in den USA herzustellen – und damit eine schnelle Option, die Risiken durch Zölle auf importierte Fahrzeuge und Bauteile zu verringern.

Das Ziel von Ford mit den Batteriefabriken war eigentlich, die Elektromobilität massiv auszubauen. Dass das Werk in Kentucky künftig nicht nur für Ford, sondern auch für Nissan Batterien produzieren soll, kann als weiteres Zeichen für die derzeitige Zurückhaltung von Ford in Sachen Elektromobilität gedeutet werden. Das Unternehmen hatte stark auf eine steigende Nachfrage gesetzt, die jedoch bisher ausbleibt. Allein im vergangenen Quartal machte die Elektroauto-Sparte Model e von Ford einen Verlust von 850 Millionen Dollar, während immerhin der E-Auto-Absatz von 10.000 auf 31.000 Einheiten stieg. Zugleich soll Ford angeblich die Neuentwicklung einer E/E-Architektur aufgegeben haben.

Die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen war auf dem US-Markt zuletzt rückläufig. Und sie dürfte künftig noch stärker unter Druck geraten, weil die Republikaner die von Präsident Donald Trump geforderte Abschaffung der Steuergutschrift von 7.500 Dollar beim Kauf eines E-Autos nun mit einem konkreten Gesetzesentwurf umsetzen wollen. Gleichzeitig steigen die Produktionskosten. Zudem drohen Milliardenverluste durch neue Zölle.

Für Nissan hingegen bietet sich durch die Nutzung des Ford-Werks eine willkommene Gelegenheit. Das japanische Unternehmen verzeichnete im ersten Quartal 2025 einen Verlust von 4,5 Milliarden US-Dollar. Es kündigte den Abbau von 20.000 Stellen an und stoppte den Bau eines eigenen Batterie-Werks in Japan. Künftig will Nissan jedoch Elektro-SUVs in Canton, Mississippi, bauen. Bereits im März hatte Nissan angekündigt, Batterien von SK On für diese Modelle zu beziehen.

Weder Ford noch das Joint Venture BlueOval SK wollten sich offiziell zur Zusammenarbeit mit Nissan äußern. Auch SK On ließ offen, an welchem Standort genau künftig für Nissan produziert werde.

Auch andere Hersteller ziehen Konsequenzen aus dem schleppenden Hochlauf der Elektromobilität: General Motors trennte sich kürzlich von einem im Bau befindlichen Batterie-Werk in Michigan und übergab es seinem Partner LG Energy Solution. Bestehende GM-Werke arbeiten deutlich unter Kapazität. Honda wiederum kündigte an, seine geplanten Investitionen in E-Autos und Software von 61 auf 43 Milliarden Euro zu reduzieren und den geplanten Bau eines neuen Werks für E-Autos und Batterien in Kanada für zwei Jahre auf Eis zu legen.

wsj.com

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