VW zögert mit Umzug der Born-Produktion nach Wolfsburg
Dass die beiden MEB-Kompaktwagen nicht mehr weiter in ihrem bisherigen Werk Zwickau gebaut werden sollen, sondern künftig im VW-Stammwerk Wolfsburg, ist ein Bestandteil des „Weihnachtsfriedens“, also der Tarifeinigung zwischen Volkswagen und der IG Metall aus dem Dezember 2024. Da zugleich die Fertigung des ID.4 (und wohl auch des Ablegers ID.5) statt in zwei Werken nur noch im niedersächsischen Emden gebündelt werden soll, wäre mit einem Komplett-Umzug des ID.3 und Born für Zwickau nur noch der Audi Q3 e-tron und dessen Sportback-Ableger übrig geblieben. Ob das Werk Zwickau, das bereits heute mit dem ID.3/Cupra auf der einen und dem ID.4, ID.5 und Q4 e-tron (Sportback) auf der anderen Linie nicht gut ausgelastet ist, mit nur noch einer Baureihe kostendeckend betrieben werden kann, wurde schnell nach der Einigung in Frage gestellt.
Laut einem Bericht der Wolfsburger Nachrichten wird nun auch im VW-Management „seit Wochen diskutiert, die Kontingente des Cupra Born doch in Zwickau zu belassen“. In dem Artikel heißt es wörtlich weiter, dass der Standort Zwickau „faktisch erledigt“ wäre, wenn der ID.3 und der Cupra Born gleichzeitig nach Wolfsburg gehen würden. „Die dort noch gefertigten Audi-Modelle (Q4 e-tron und Q4 e-tron Sportback) reichen für eine auskömmliche Beschäftigung nicht aus“, schreiben die Wolfsburger Nachrichten und bekräftigen damit die entsprechenden Gerüchte.
Aber: Der Cupra Born ist ebenfalls kein echtes Volumenmodell. Dem Bericht zufolge geht es um ein Volumen von 80.000 Fahrzeugen jährlich, was angesichts des bisherigen Absatzes eine optimistische Prognose für die Born-Nachfrage sein dürfte: Im ersten Quartal hat der Konzern nur rund 11.000 Exemplare verkauft.
Das nächste Aber: Auch in Wolfsburg könnten die 80.000 Born unter Umständen wohl gut gebraucht werden. Denn im VW-Stammwerk läuft – ebenfalls als Teil der Tarifeinigung – Ende 2026 die Fertigung des Golfs aus, der künftig aus Mexiko importiert werden soll. Die Halle 54, in der der Golf heute gebaut wird, soll dann die Produktion für die kommende Elektro-Plattform SSP umgerüstet werden. Quasi zum Ausgleich der Golf-Kontingente sollten der ID.3 und Born schrittweise nach Wolfsburg umziehen. Bleibt der Born entgegen dieser Pläne doch in Sachsen, könnte das die Auslastung in Wolfsburg geinflussen.
Eine Entscheidung über den Verbleib des Cupra Born in Zwickau ist dem Bericht zufolge aber noch nicht abschließend gefallen. Denn eine der Fragen ist, ob Zwickau auch mit dem Born noch eine gute Perspektive hat. Bereits kurz nach der Tarifeinigung wurde bereits spekuliert, ob nicht auch Audi die Produktion zumindest teilweise in ein anderes Werk verlagert. Dabei geht es etwa um die Nordamerika-Kontingente, die von den Einfuhrzöllen der Trump-Regierung betroffen sind – das MEB-Modell Q4 e-tron könnte zum Beispiel auch mit der US-Version des ID.4 in Tennessee gebaut werden. Und würde Audi den Q4 e-tron aus Zwickau abziehen, könnte wohl auch der Born alleine das Werk nicht retten. Oder wie es die Wolfsburger Nachrichten ausdrücken: „Dem teuer für die Produktion von Elektroautos umgebauten Standort in Sachsen droht das frühzeitige Aus.“
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