Video - 5:31 minInfrastruktur

Ulrich Aschenbroich von Phoenix Contact über CCS-Ladelösung mit 1.000 kW

Die Elektromobilität ist auf dem Vormarsch – und mit ihr wächst der Anspruch an Ladeinfrastruktur und -geschwindigkeit. Eine der spannendsten Neuentwicklungen in diesem Bereich präsentierte Phoenix Contact auf der Power2Drive in München: Ein weiterentwickelter CCS-Ladestecker, der Ladeleistungen von bis zu 1.000 kW ermöglicht. Ulrich Aschenbroich, Leiter der Division Ladeinfrastruktur bei Phoenix Contact, stellt das System im Interview mit electrive-Chefredakteur Peter Schwierz vor und erklärt, warum diese Lösung vor allem für den Nutzfahrzeugmarkt ein echter Gamechanger ist.

Phoenix Contact hat mit dem neuen CCS-Ladekabel ein System vorgestellt, das Ladeleistungen bis zu 1.000 kW ermöglicht – ein Quantensprung gegenüber bisherigen Standards. Diese Entwicklung ist vor allem für den aufkommenden E-Lkw-Markt von zentraler Bedeutung. „Das ist die perfekte Brücke vom Pkw-Bereich in den Nutzfahrzeugbereich“, erklärt Aschenbroich im Interview. Die hohen Ladeleistungen schaffen ein „erstklassiges Ladeerlebnis“ – insbesondere dort, wo es auf schnelle Ladezeiten im Logistikbetrieb ankommt.

Kompakt, leistungsstark und gekühlt: Die Technologie hinter dem Stecker

Eine der größten Herausforderungen bei der Entwicklung: die Kühlung. Denn je höher die Ladeleistung, desto mehr Wärme entsteht – und diese muss effizient abgeführt werden, ohne das Handling des Steckers negativ zu beeinflussen.
Die Ingenieure von Phoenix Contact setzten hier auf eine innovative Lösung: Die Kühlleitungen sind nun direkt ins Kupfer eingebettet. Das bedeutet, dass das Kupfer sich um die Kühlleitungen windet, was die kühlbare Oberfläche deutlich vergrößert – bei gleichzeitig geringerem Gewicht. Ergebnis: 20 Prozent leichter als das Vorgängermodell und dennoch deutlich leistungsfähiger.

Nachrüstbar und vielseitig einsetzbar

Ein großer Vorteil der neuen Technologie: Sie ist nachrüstbar. Zwar muss der Anschlussbereich in bestehenden HPC-Ladesäulen angepasst werden – insbesondere in Bezug auf die Kühlmittelführung – doch prinzipiell kann jede moderne Ladesäule mit dem neuen Kabel plus Stecker nachgerüstet werden.
Auch wenn der Fokus aktuell auf dem Nutzfahrzeugmarkt liegt – insbesondere auf Trucks, Bussen und dem depotbasierten Laden – sieht Aschenbroich die Technologie auch zunehmend im Pkw-Sektor, besonders in Hochleistungs-Ladeparks, wie sie etwa in China bereits Realität sind.

CCS als Brückentechnologie zum MCS

Die neue CCS-Lösung ist nicht das Ende der Fahnenstange. Vielmehr sieht Phoenix Contact sie als Brückentechnologie auf dem Weg zum Megawatt Charging System (MCS). Während CCS-2 mit bis zu 1.000 kW bereits für viele Anwendungen – etwa das schnelle Nachladen im Depot – ausreicht, wird MCS vor allem auf der Langstrecke zum Einsatz kommen. Etwa dann, wenn große Batteriepakete in kurzer Zeit geladen werden müssen, zum Beispiel bei Transporten von Spanien nach Skandinavien. Aschenbroich macht deutlich: „Für Interlogistik und Depotladen reicht CCS. Für Langstrecke und internationale Transporte wird MCS notwendig sein.“ Phoenix Contact entwickelt daher beide Systeme parallel, um ein skalierbares Portfolio für OEMs und Ladeinfrastrukturbetreiber zu bieten.

Technische Leistungsdaten und Weiterentwicklung

Der neue Stecker ist für Dauerströme bis 800 Ampere ausgelegt und kann im Boost-Modus sogar 1.000 Ampere liefern – für eine Dauer von 5 bis 7 Minuten bei 40 °C Umgebungstemperatur. Bei niedrigeren Temperaturen verlängert sich dieser Zeitraum. Das bedeutet: Auch bei kurzen Ladezeiten sind hohe Energiemengen übertragbar.

Doch wie geht es weiter? Der CCS-Standard erlaubt grundsätzlich Ladeleistungen bis zu einem Megawatt – Phoenix Contact hat hier bereits die Messlatte sehr hoch gelegt. Ziel bleibt es, die hohe Leistung auch über längere Zeiträume konstant zu halten.

Positive Resonanz aus der Branche

Die Vorstellung des neuen Steckers auf der Messe stieß auf große Resonanz. In den sozialen Medien explodierten die Reaktionen – ein früherer Mitarbeiter verzeichnete mit einem Beitrag über den Stecker den erfolgreichsten LinkedIn-Post seiner Karriere.

Ein häufig geäußerter Kritikpunkt – das befürchtete höhere Gewicht – konnte übrigens entkräftet werden. Nicht nur ist das neue Kabel leichter, es bietet durch austauschbare Kontakte auch deutlich mehr Wartungsfreundlichkeit. Fällt ein Stecker aus, kann dieser einfach instand gesetzt werden, ohne das komplette Kabel auszutauschen – ein großer Vorteil für Betreiber.

Fazit: Ein echter Fortschritt für die Ladeinfrastruktur

Mit der neuen CCS-Ladelösung mit bis zu 1.000 kW Ladeleistung setzt Phoenix Contact einen bedeutenden Meilenstein für die Elektromobilität – vor allem im Nutzfahrzeugbereich. Die Kombination aus innovativer Kühltechnik, Nachrüstbarkeit, geringem Gewicht und hoher Leistung macht das System zu einem der aktuell spannendsten Produkte im Markt.


Die Zukunft? Offen. Ob CCS oder MCS – am Ende wird der Markt entscheiden, welche Technologie sich wie stark verbreitet. Fest steht: Mit Lösungen wie dieser ist die Ladeinfrastruktur für die nächste Generation von E-Fahrzeugen gerüstet.

1 Kommentar

zu „Ulrich Aschenbroich von Phoenix Contact über CCS-Ladelösung mit 1.000 kW“
Christian
21.06.2025 um 17:59
Hauptsache mein Auto kann ich 20 Jahre fahren ohne Steckerwechsel

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert