Zoff und hohe Kosten: Pariser H2-Taxibetreiber Hype stellt auf BEV-Taxis um

Auf bis zu 1.000 Fahrzeuge sollte die Wasserstofftaxi-Flotte Hype in Paris ausgebaut werden, doch nun folgt ein radikaler Strategieschwenk hin zu Batterie-elektrischen Taxis. Der Betreiber begründet das mit frustrierenden Erfahrungen bei der Energieversorgung und stark steigenden Kosten. Das Fass zum Überlaufen brachte nun die Insolvenz des Elektrolyseur-Herstellers McPhy.

Das Unternehmen Hype, Betreiber der gleichnamigen Flotte, kündigt für die Pariser Metropolregion nicht nur den Umstieg auf BEV-Taxis an, er macht sich in einer Erklärung auf der Plattform Linkedin auch Luft und kritisiert offen Akteure wie Air Liquide und TotalEnergies. Diese hätten „eine Art Oligopol aufgebaut“, so Hype. Die Preise für Wasserstoff seien in der Folge seit 2021 „explodiert“. Außerdem gebe es in der Hauptstadtregion Ile-de-France keinen realistischen Weg zu grünem Wasserstoff. In dieser Gemengelage ist nun auch noch der französische Elektrolyseur-Hersteller McPhy pleite gegangen. Das tut Hype weh, weil das hohe Geldeinbußen bedeuten könnte: „McPhy hat mit seinem plötzlichen Insolvenzantrag alle und insbesondere seine Kunden überrumpelt […]. Hype ist in Höhe von 6 Millionen Euro, die an McPhy im Rahmen von vier Projekten in der Region Paris gezahlt wurden, gefährdet“, schreibt der H2-Taxi-Betreiber dazu.

Kurzer Rückblick: Die Hype-Flotte ist seit 2015 in der französischen Hauptstadt unterwegs. Damals war das Ziel, diese bis 2020 auf 600 Wasserstoff-Taxis auszubauen. Hierfür hatten im Februar 2019 Air Liquide, Idex, Société du Taxi Électrique Parisien (STEP) und Toyota das Joint Venture HysetCo gegründet. 2021 stieg TotalEnergies mit ein. Richtig Fahrt nahm die Flottenvergrößerung aber nicht auf: 2023 soll Hype gut 300 H2-Taxis in Betrieb gehabt haben.

Zoff zwischen Hype und HysetCo

HysetCo wandelte sich über die Jahre und spezialisierte sich zunehmen auf Mobility-as-a-Service (MaaS)-Angebote im Wasserstoffbereich in und um Paris. Vergangenes Jahr gab das Joint Venture an, jeden Monat fast 30 Tonnen H2 an seine Kunden auszuliefern und eine Flotte von über 500 Wasserstofffahrzeugen zu betreuen (darunter auch, aber nicht nur die H2-Taxis von Hype). Ebenfalls 2024 sammelte HysetCo 200 Millionen Euro frisches Kapital ein und gewann den Wasserstoff-Fonds Hy24 als neuen, größten Anteilseigner. Das operative Geschäft von Hype koordiniert derweil seit 2015 der gleichnamige Betreiber. Beide Seiten haben sich offensichtlich über die Jahre stark auseinander entwickelt. Jedenfalls greift Hype zwei Mütter von HysetCo – TotalEnergie und Air Liquide – offen an.

Das in Paris ansässige Unternehmen argumentiert, dass sich die Preise für „nicht-grünen“ Wasserstoff, den es zum Betanken seiner Pariser Brennstoffzellen-Taxis kauft, verdoppelt habe, seit TotalEnergies 2021 in den Vertriebsmarkt für die Wasserstoffmobilität eingestiegen ist. Und: „Es muss festgestellt werden, dass grauer Wasserstoff und sein Alibi, der blaue Wasserstoff, in der Region Île-de-France diese Runde gewonnen haben und dass daraus klare Konsequenzen gezogen werden müssen“, so Hype. Air Liquide und TotalEnergies sei es gelungen, „über verschiedene juristische Personen wie HysetCo, den Fonds Hy24 und das Joint Venture TEAL, die rechtlich unabhängig sind, aber von diesen Konzernen verwaltet werden oder an denen sie als Minderheitsaktionäre beteiligt sind, eine Art Oligopol aufzubauen“. Parallel dazu kündigten diese großen Konzerne gigantische Investitionsprojekte im Bereich grüner Wasserstoff an, „die jedoch noch in weiter Ferne liegen und ohne zeitliche Verpflichtung sind“, wie Hype bemängelt.

Eine erste Reaktion der angegriffenen Parteien meldet unterdessen das Portal Hydrogen Insight: Air Liquide habe die Behauptungen gegenüber dem Portal heftig zurückgewiesen, heißt es dort. Und Air Liquide kontere, dass Hype nur ein Narrativ als Reaktion auf seinen laufenden Handelsstreit mit HysetCo spinne.

Klar ist: Die Differenzen zwischen beiden Seiten hat den Nährboden für den nun von Hype getroffenen Strategieschwenk bereitet. Das derzeitige Preisniveau blockiert laut Hype die Entwicklung der Wasserstoffmobilität, die zudem nur unzureichend gefördert werde. „Vor diesem Hintergrund kann Hype keinen realistischen Weg zu grünem Wasserstoff in der Region Île-de-France mehr garantieren, und wir wollen nicht riskieren, als Bürge für mögliche Greenwashing-Praktiken im Bereich der Wasserstoffmobilität zu dienen.“ Chancen für die Wasserstoffmobilität sieht das Unternehmen lediglich noch im Bereich der Busse, Reisebusse, Muldenkipper, Traktoren und Spezialfahrzeuge sowie in Vans, die für Menschen mit eingeschränkter Mobilität geeignet sind. Diese will Hype potenziell auch weiter betreiben („Wir werden die Nutzung weiter ausbauen, wenn wir eine industrielle Partnerschaft finden, die mit der derzeitigen Reife dieser Produkte vereinbar ist“). Im Kerngeschäft steigt Hype aber auf Batterie-betriebene Taxis um. Ab diesem Jahr sollen mehrere hundert BEVs eingeflottet werden – „mit dem Ziel, 100 % der 60.000 Taxis und VTCs in der Region Paris so schnell wie möglich und vor 2030 auf Null-Emissionen umzustellen“. Bei VTCs handelt es sich um private Mietfahrzeuge mit Fahrer.

„Was mit McPhy passiert, schreckt ab“

Dass diese Entscheidung gegen Wasserstoff-Taxis und für BEV-Fahrzeuge zum jetzigen Zeitpunkt erfolgt, hängt mit der oben erwähnten Insolvenz zusammen. Hype erklärt, sich seit seinen Anfängen stets damit arrangiert zu haben, in einem „komplexen Wettbewerbsumfeld“ groß werden zu müssen. Doch grüner Wasserstoff gehörte immer zur Vision – und mit McPhy ist nun der einzige französische Hersteller von Elektrolyseuren überraschend zahlungsunfähig. Elektrolyseure sind bekanntlich Anlagen, um grünen Wasserstoff herzustellen.

„Was mit McPhy passiert, schreckt ab“, so Hype. Es falle schwer, das Vertrauen in die französische Wasserstoffbranche aufrechtzuerhalten. McPhy habe viele Subventionen erhalten und die Frage stelle sich, ob die Behörden „das Notwendige tun, damit die Verpflichtungen von McPhy gegenüber seinen Kunden […] eingehalten werden“, so Hype – wie erwähnt selbst als Kunde betroffen.

linkedin.com (auf Französisch)

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