Northvolt: Drei Kaufinteressenten und ein erstes Übernahmeangebot
Wie Insolvenzverwalter Michael Kubu am Dienstag im schwedischen Radio sagte, liege „jetzt ein erstes unverbindliches Angebot auf dem Tisch und wir hoffen auf weitere unverbindliche Angebote. Gleichzeitig gibt es eine Reihe von Bedingungen für solche Angebote, die erfüllt werden müssen“, so Kubu. Es handele sich um einen ausländischen Investor, der nun die gesamte Konkursmasse kaufen wolle. Ein konkretes Unternehmen wollte Kubu aber nicht nennen.
Das unverbindliche Angebot solle den Auftakt zu konkreterer Verhandlungen darstellen. Zugleich betonte der Insolvenzverwalter, dass die Zeit knapp sei und das Problem darin bestehe, dass immer weniger Mitarbeiter zur Verfügung stünde. Ein Käufer wolle natürlich nicht nur Maschinen kaufen, sondern benötige auch das entsprechende Personal vor Ort. Es handele sich daher immer noch um einen Wettlauf gegen die Zeit, sagte Kubu gegenüber dem schwedischen Radio.
Die Konkursmasse umfasst das Stammwerk namens Northvolt Ett in Skellefteå, in dem dieser Tage die Produktion vorerst eingestellt wird. Weiterhin das Entwicklungszentrum namens Northvolt Labs in Västerås, für das der Lkw-Hersteller Scania eigentlich ein Konsortium zur Rettung zusammenstellen wollte. Und obendrein auch den Standort der geplanten Batteriefabrik im schleswig-holsteinischen Heide, deren Bau dank Fördermitteln weiter vorbereitet wird. Ein Northvolt-Sprecher sagte gegenüber der Nachrichtenagentur dpa: „Es zeigt, dass weiterhin ein großes Interesse an dem Standort in Heide besteht.“
Es ist laut Michael Kubu das erste Mal, dass sich ein Investor für das Gesamtunternehmen Northvolt interessiert und nicht nur für einzelne Bestandteile. Denn im Zuge der finanziellen Turbulenzen hatte sich Northvolt bereits von einer Reihe von Assets getrennt: Volvo Cars hat alle Anteile am Batteriezellen-Joint-Venture Novo Energy übernommen, Scania hat die Batteriemodul-Fertigung im polnischen Danzig sowie ein Forschungs- und Entwicklungszentrum in Tomteboda bei Stockholm von Northvolt Systems Industrial gekauft. Und US-Batterieentwickler Lyten hat die kalifornischen Batterieproduktionsanlagen von Northvolt-Tochter Cuberg übernommen.
Am Abend sagte Insolvenzverwalter Kubu gegenüber dem schwedischen Fernsehsender SVT dann, dass es aktuell sogar drei Kaufinteressenten für das gesamte Unternehmen gebe, wobei aber eben nur einer bislang ein Kaufangebot abgegeben hat. Um welche Firmen es sich dabei handelt, wollte Kubu nicht verraten, gab nur Preis, dass alle drei nicht aus Schweden stammen. Ob sie alle aus Europa kommen, darauf wollte Kubu nicht eingehen. Laut SVT dürfte aber ein chinesischer Käufer ausgeschlossen sein, da die Aufsichtsbehörde für strategische Produkte (ISP) die chinesische Eigentümerschaft bei vergleichbaren Aktivitäten verneint hat.
SVT nennt weiterhin interessante Details aus dem Insolvenzverfahren: Die Schulden von Northvolt belaufen sich laut Unterlagen des Bezirksgerichts Stockholm auf weit über 80 Milliarden Kronen – das sind umgerechnet über 7,2 Milliarden Euro. Gleichzeitig werden die Vermögenswerte von Northvolt AB und Northvolt Ett, also dem Stammwerk in Skellefteå, auf etwas über zwei Milliarden Kronen geschätzt – das wären über 180 Millionen Euro.
sverigesradio.se, svt.se (beides Schwedisch), spiegel.de
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