Nach Produktionsstopp in Schweden: Arbeiten an Northvolt-Fabrik Heide laufen weiter

Das angekündigte Ende der einzigen laufenden Zellfertigung von Northvolt in Schweden hat Zweifel an der Zukunft der im Bau befindlichen Batteriefabrik in Schleswig-Holstein aufkommen lassen – da laut einem Bericht auch eine der deutschen Northvolt-Töchter ein Restrukturierungsverfahren beantragt haben soll. Laut Northvolt laufen die Arbeiten in Heide derzeit aber weiter.

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Bild: Northvolt

Denn neben dem von Northvolt-Insolvenzverwalter Mikael Kubu verkündeten Auslaufen der Zellfertigung in Skellefteå spätestens zum 30. Juni 2025 hat in Deutschland auch ein Bericht des „Spiegel“ für Aufsehen gesorgt. „Offen ist weiterhin, was mit dem noch lange nicht fertiggestellten Werk in Schleswig-Holstein passiert. Die Dachgesellschaft der deutschen Northvolt-Unternehmen stand zuletzt ebenfalls vor der Zahlungsunfähigkeit: Die Northvolt Germany TopCo GmbH hat nach SPIEGEL-Informationen ein Restrukturierungsverfahren beantragt“, so das Magazin. Zur „TopCo“ solle auch die deutsche Projektgesellschaft Northvolt Drei Project GmbH (ehemals Northvolt Germany GmbH) gehören. Also jene Gesellschaft, der für das Werk bei Heide über eine Wandelanleihe rund 600 Millionen Euro deutsches Steuergeld bereitgestellt wurden.

Auf Anfrage von electrive gibt Northvolt an, dass sich keine der deutschen Gesellschaften in einer Insolvenz befinde. Bei dem angeblich beantragten Restrukturierungsverfahren könnte es sich also um ein sogenanntes „StaRUG“-Verfahren handeln: Seit 2021 können Unternehmen, denen die Zahlungsunfähigkeit droht (also noch vor der Insolvenz) sich mit dem „Stabilisierungs- und Restrukturierungsrahmen“ eigenverantwortlich sanieren, um eine Insolvenz abzuwenden. Mit dem StaRUG-Verfahren wurde die Lücke zwischen einer außergerichtlichen Sanierung und einer formellen Insolvenz nach der Insolvenzordnung geschlossen.

KfW-Geld projektgebunden für Heide

Zudem sollen die Northvolt Germany TopCo GmbH und die Northvolt Drei Project GmbH separate Gesellschaften sein. In der „TopCo“ sind demnach alle nicht-projektbezogenen Aktivitäten von Northvolt AB in Deutschland angesiedelt, die „TopCo“ wird auch ausschließlich von der insolventen Mutter Northvolt AB finanziert. Es soll keine operative Verbindung zur Arbeit der Northvolt Drei Project GmbH geben, die für das Projekt auch Zugang zu anderen Finanzierungsmöglichkeiten hat. Laut NorthData ist die Northvolt Drei Project GmbH zu 100 Prozent in Besitz der Northvolt Drei HoldCo GmbH, die wiederum vollständig der Northvolt Germany TopCo GmbH gehört – eine gewisse Verbindung gibt es also schon.

Der am Donnerstag in Schweden verkündete Schritt soll aber keine unmittelbaren Auswirkungen auf das Projekt Northvolt Drei in Heide haben. „Die Arbeiten am Projekt und auf der Baustelle gehen weiter. Alle aktuellen Maßnahmen erfolgen in enger Abstimmung mit der KfW“, erklärt eine Northvolt-Sprecherin gegenüber electrive. „Der Fokus liegt insbesondere auf wertsteigernden Infrastrukturarbeiten.“

Das Geld aus der erwähnten KfW-Wandelanleihe steht aber nur der Northvolt Drei Project GmbH zur Verfügung und kann auch nur zweckgebunden für Ausgaben für das Projekt bei Heide verwendet werden – und nicht dazu dienen, Finanzlöcher oder Schulden bei der Northvolt AB in Schweden zu bedienen.

Die politische Aufarbeitung in Deutschland – wer wann welche Staatsgelder genehmigt und ausgezahlt hat und welche Informationen über die Lage bei Northvolt zu diesem Zeitpunkt bekannt waren – wird in Deutschland vermutlich in Untersuchungsausschüssen auf Bundes- und Landes-Ebene in Schleswig-Holstein geklärt werden. Auch der Bundesrechnungshof prüft inzwischen die deutschen Hilfen für Northvolt. Ausgang offen.

Dass in Heide die Arbeiten ohne Unterbrechung weiterlaufen und der Fokus auf „wertsteigernden Infrastrukturarbeiten“ liegt, dürfte auch damit zu tun haben, dass Insolvenzverwalter Mikael Kubu weiter auf einen (Teil-)Verkauf von Northvolt hofft. „Die Suche nach einem Käufer schreitet voran“, teilte Kubu am Donnerstag mit. Es liefen Gespräche und Verhandlungen bezüglich weiterer Unternehmensteile – wenn schon nicht für das Unternehmen als Ganzes, vielleicht findet Kubu Investoren für die schwedische Batteriefabrik am Polarkreis oder eben die Baustelle in Deutschland. In diese Richtung äußert sich gegenüber electrive auch die deutsche Northvolt-Sprecherin: „ Northvolt AB befindet sich weiterhin in intensiven Gesprächen mit potentiellen Investoren – es besteht großes Interesse am Standort bei Heide.“

Quelle: Info per E-Mail, spiegel.de, northdata.de

Redaktionelle Mitarbeit: Florian Treiß

5 Kommentare

zu „Nach Produktionsstopp in Schweden: Arbeiten an Northvolt-Fabrik Heide laufen weiter“
Mirko
24.05.2025 um 08:47
Natürlich laufen die Arbeiten in Heide weiter , so lange das KfW Geld fließt und zugesicherte Aufträge bezahlt werden. Irgendwann kommt dann eine große Firma oder ein Investor und kauft den ganzen Kram für kleines Geld, möglicherweise sogar mit einer weiteren staatlichen finanziellen Unterstützung. Dann können sich die Politiker am Ende noch auf die Schulter klopfen, wie gut sie die Sache doch gelöst haben. Hätte man von Anfang an richtig geprüft, wäre der Bau vermutlich nie begonnen worden. Aber dieser blinde Aktionismus der Politiker ist nun der hohe Preis. Wobei es ja ohnehin ohne Konsequenzen für sie bleibt.
sig
26.05.2025 um 07:51
Die Politiker könnten auch Speicher zur Netstabilität kaufen. Wäre schneller also Gaskraftwerke (Bei gleichzeitigem Gas Boykot...) aber gut wir haben ja jetzt schwarzen Metzger in der Regierung. Das Wahlvieh wollte es so.
Axel
25.05.2025 um 16:45
Was hätte man den da so prüfen sollen ? Northvolt ist Zulieferer für BEV Trucks und PKW und ist über die Skalierung der Produktion (Kappa vergrössern) gestolpert. Zudem hat sich der Markt langsamer entwickelt als gedacht (da hat sich jeder verkalkuliert) . Man kann natürlich Prüfen , prüfen , prüfen , prüfen und dann zuschauen wie solch ein Werk in Polen gebaut wird... Ach Sie haben noch vergessen das Habeck schuld ist.
Emobilitätsberatung-berlin K.D.Schmitz
26.05.2025 um 10:47
Der nicht so schnell wachsende Markt der E-Mobilität hat viele Firmen in Schwierigkeiten gebracht. Da kann Herr Habeck nur wenig für. Selbst der Bushersteller, Ebusco, dessen Busse auch in Berlin fahren, ist in Schwierigkeiten. Wir hoffen das die Lage weltweit langsam besser wird.
Ingolf Neuner
29.05.2025 um 23:32
Wenn die KfW Gelder ver braucht sind, dann ist Schicht am Schacht. Man würde 2,5 Milliarden brauchen um überhaupt etwas produzieren zu können. Wo sollte die fehlende Summe herkommen?? Das Projekt ist tot.

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