CATL will wohl Batteriewechsel-Geschäft nach Europa ausdehnen

CATL denkt laut darüber nach, seine Batteriewechsel-Technologie auch nach Europa zu bringen. In einem Medieninterview äußerte CATL-Topmanager Jiang Li, dass der Batterietausch in Europa „enormes Potenzial” habe, um Batterien billiger und langlebiger zu machen. Das China-Geschäft könnte als Blaupause dienen.

Bild: CATL

Spruchreif war bisher nur, dass CATL in China bis Ende dieses Jahres 1.000 Batterietauschstationen und – mit Partnern – innerhalb von drei Jahren 10.000 Stationen bauen will. Gegenüber der „Financial Times“ sagte Jiang Li nun in einem Interview, dass man dieses Geschäftsmodell dann in Europa und anderen Regionen kopieren könne. Und er fügte hinzu, dass CATL mit hiesigen Autoherstellern bereits über den Einsatz der Wechseltechnologie diskutiert habe.

Im Gegensatz zum Laden an der Säule, sind die Batteriepacks beim Wechselansatz nicht fest verbaut, leere Akkus können so in einer entsprechenden Station innerhalb weniger Minuten gegen volle getauscht werden. Das senkt die Anschaffungskosten von E-Autos, denn die Batterien werden von den Kunden nicht mitgekauft, sondern gemietet.

Außerhalb von China hat sich dieser Technologieansatz jedoch noch nicht weit verbreitet – vor allem wegen der hohen Kosten zum Bau der Wechselstationen. Immerhin rund 60 Stationen betreibt Nio inzwischen in Deutschland, den Niederlanden, Norwegen, Schweden und Dänemark. Das Dasein als Randerscheinung könnte sich aber bald ändern. Wie die „Financial Times“ analysiert, fallen Lis Äußerungen in eine Zeit, in der Brüssel den Druck auf chinesische Unternehmen erhöht, um für den Markteintritt Joint Ventures mit europäischen Unternehmen zu gründen oder Teile ihrer Technologie zu lizenzieren. Dazu Li: „Wir stehen vor einigen geopolitischen Schwierigkeiten, sind aber weiterhin offen für Kooperationen, insbesondere in Forschung und Entwicklung. „Wir wollen nicht nur mit einem Unternehmen Geld verdienen. Wir wollen teilen.“

Dass CATL mit Wucht in den Markt für Wechselakkus vordringen will, machte der weltweit größte Batteriehersteller im vergangenen Winter deutlich: Im Dezember 2024 stellte das Unternehmen zwei standardisierte Batteriepacks seines Choco-SEB-Systems vorgestellt. SEB steht für „Swapping Electric Blocks“ und der Namenszusatz „Choco“ ist eine Anspielung an die Optik der Blocks, die an eine Schokoladentafel erinnern sollen. Choco-SEB wurde erstmals im Jahr 2022 erwähnt, als die CATL-Tochter CAES (Contemporary Amperex Energy Service Technology) eine Batterietauschlösung namens Evogo vorstellte – damals sollten bei Tauschvorgängen unterschiedlich viele Blöcke eingesetzt werden können, um zum einen unterschiedlich große Modelle abzudecken, zum anderen auch unterschiedliche Nutzungsszenarien mit unterschiedlich vielen Blöcken für Kurzstrecken im Alltag und Langstrecken-Fahrten.

Bei den im Dezember vorgestellten Packs handelt es sich aber um zwei feste Größen – der 20# ist für Kleinwagen mit 2,20 bis 2,30 Metern Radstand gedacht, der 25# für Fahrzeuge bis 2,90 Meter Radstand. Mit dem Oshan 520 von Changan ist in China bereits ein erstes kompatibles Fahrzeug auf dem Markt. Er wird aber wohl nicht lange der alleinige Nutzer der CATL-Tauschstationen bleiben: Insgesamt sollen noch in diesem Jahr zehn entsprechende Modelle auf den Markt kommen, darunter der GAC Aion S, der Hongqi E-QM5, der SAIC Maxus Mifa 9 und auch der Kleinwagen Wuling Bingo.

Die von CATL bis Ende 2025 angestrebten 1.000 Batteriewechselstationen in China sind dabei für Pkw konzipiert. Dazu sollen noch tausende weitere kommen, aber auch 300 Akku-Tauschstationen speziell für E-Lkw, die dann einen Block mit dem Namen 75# nutzen sollen.

Im April kamen zudem Gerücht auf, wonach CATL womöglich die Mehrheit an dem Akku-Tausch-Geschäft von Nio übernimmt – dem eigentlichen Pionier dieser Technologie. Die Automarke betreibt in China mehr als 3.000 Akku-Tausch-Stationen. Beide Unternehmen sind in der Tat schon länger im Austausch und hatten erst im März eine umfangreiche Kooperation angekündigt: CATL will bis zu 2,5 Milliarden Yuan (über 310 Millionen Euro) in Nio Power investieren, die Tochter von Nio fürs Energiegeschäft. Umgekehrt soll die neue Kleinwagen-Marke Firefly von Nio ab dem zweiten Modell auf das neue Choco-SEB-System von CATL wechseln. CATL ist zudem der Haupt-Zelllieferant für die Elektroautos von Nio.

ft.com

13 Kommentare

zu „CATL will wohl Batteriewechsel-Geschäft nach Europa ausdehnen“
Gregor
26.06.2025 um 14:38
Wer braucht das? Meine Eltern sind fast 70 und fahren nun seit 3 Monaten den Elroq. Dabei haben sie auf Langstecke fast 6000km abgespult.Das DC Laden war für beide überhaupt kein Thema. Weder das einen Fahrt länger ging, noch das sie damit nicht zu recht kamen. Es waren immer die Pausen, die sie auch mit nem Diesel gemacht haben.Daher frag ich mich immernoch, wie der Aufwand von Swapping Stations und Bedarf miteinander korrelieren?
Josef
26.06.2025 um 17:33
Für alle Laternenparker, die sonst niemals ein eAuto kaufen würden, da sie nicht laden können...um Geld zu sparen...man braucht dazu maximal 2C Akkus und keine 10C, wie jetzt bereits möglich aber sehr teuer. Man könnte einen ID1 für 15k verkaufen, da keine Batterie verkauft wird. CATL weiß ganz genau das sie all die Bewohner von Hochhäuser und Laternenparker nicht mit einem eAuto erreichen können und macht das nicht aus Spaß. Man braucht keine Ladestationen in allen Strassen in denen oft eh kein Platz ist...eine Wechselstation in einem Gewerbegebiet kann 1000te Autos versorgen, wie heute eine Tankstelle auch...die CATL Stationen benötigen nur 3min für den Wechsel. Keine Ahnung warum alle EV Fans wie Diesel Dieter gegen alles sind, was nicht ins eigene Weltbild passt.
Manfred Stummer
27.06.2025 um 08:48
" Keine Ahnung warum alle EV Fans wie Diesel Dieter gegen alles sind, was nicht ins eigene Weltbild passt." Weil wir das mit Leihakkus schon hatten und die Kosten sehr hoch waren. Daher werden die "Hochhausbewohner" auch mit diesem System nicht auf E-Autos umsteigen. Man fragt sich, wie haben es besagte Autofahrer bisher mit Diesel/Benzinautos geschafft ihre Autos zu betanken, wenn die Fahrt zur nächsten Schnellladestation so unüberwindlich scheint. Viel Spaß im Gewerbegebiet beim Schlangestehen wenn ein Station für tausende Autos verfügbar ist, die Anfahrt nicht miteinbezogen. Da scheint mir die reale Situation, während dem Einkaufen an den schon zahlreich vorhandenen Schnellladern aufzuladen, geradezu simpel. Wie wir aktuell lesen bedienen CDU/CSU beim Strompreis wieder nur ihr Klientel, also Augen auf an der Wahlurne!
erFahrer
27.06.2025 um 08:09
Wenn sie mit Weltbild „das feiern von Absonderlichen“ meinen, haben sie wohl recht. Wenn sie tolerant genug sind, auch andere Fachmeinungen zu betrachten, dann wäre es ihnen auch möglich Argumente zu verstehen. Es wäre schön wenn sie hier auf electrive ein klein wenig mehr Respekt anderen gegenüber zum Ausdruck bringen möchten.
Arne
26.06.2025 um 21:50
Außerdem sind die Ladestationen auch Puffer für das Netz. Akkus werden schonender geladen, man hat nach 8 Jahren keinen alten Akku. Du hast normalerweise einen kleinen Akku und wenn du in den Urlaub willst, wechselst du auf einen großen. Man muss nur out of the box denken. Wer braucht das? oder das braucht kein Mensch feiert als Argument immer darauf, dass die eigenen oder erlebte Situation verallgemeinert wird. Meistens passt das nicht
erFahrer
27.06.2025 um 08:21
Der Renault Fluence BJ 2012 hatte diese Technik. Sie hatte damals keinen Erfolg. Nun hatte ich gehofft das hier ein treffendes Argument zu lesen wäre. Beispielsweise könnte es ein garantiert niedriger Ladepreis sein. 15 Cent die kWh könnten ein Argument sein. Denn verdienen will man hier natürlich auch, könnte dies jedoch mit dem Stromhandel realisieren, mit allen Akkus die in der Wechselstadion noch viel Zeit haben bis sie mobil gebraucht werden. Doch auch das ist nicht tragfähig. NIO ist ein gutes Beispiel. Nun, nach jahrelangem Betrieb, gibt es weiterhin nur marginales Interesse in der EU für diese Konzept. .
Ralf Dunker
27.06.2025 um 17:55
Moin nochmal erFahrer,warum die meisten OEM in Europa den Akkutausch ablehnen? Weil sie wissen, dass die Verbrenner-Technik dann sehr schnell passée wäre! Die vorgeschobenen Argumente gegen diese Version der E-Mobilität haben die Chinesen längst abgeräumt!
Ralf Dunker
27.06.2025 um 17:38
Moin erFahrer, der entscheidende Unterschied zu Better Place oder NIO besteht in der Normung des Tauschakkus. So dürfte es schließlich wenige Norm-Akkuformen geben (aber durchaus unterschiedliche Zelltypen), die unter alle Serien-BEV passen. Der Kunde kann dann an der „Tankstelle“ wählen, wie leistungsfähig (Preisbestandteil!) der nächste Akku sein soll. Daraus resultiert m.E. dann aber auch der Wegfall der monatl. Akkumiete, so dass der Anschaffungspreis und die laufenden Kosten von BEV an dieser Stelle signifikant sinken. Der Preis für die Traktionsenergie dagegen dürfte eher beim km-Preis von Diesel und Benzin liegen. Denn die OEM refinanzieren ihre Akkus - wie Sie richtig schreiben - über den Einkauf billigen (manchmal kostenlosen!) Stroms, über die lukrativen Erträge, die mittels wichtiger Netzdienste zu erzielen sind (ein Vielfaches des normalen Börsenstrompreises) UND durch die Bereitstellung der Traktionsenergie für uns Konsumenten. Der Akku erlangt Polyvalenz und arbeitet über seine gesamte Lebensdauer für den Hersteller, für seine Amortisation und Profit. Die Vorteile für uns Nutzer: günstige BEV, stets aktuelle Akkutechnik, keine „Akku-Unsicherheit“ bei Wiederverkauf, weniger Ladesäulen im Straßenbild und (wichtig!) moderate Netzentgelte, weil nicht das gesamte Verteilnetz für zig Millionen entladene BEV ertüchtigt werden muss und ein Teil teurerer, rein stationärer Speicher entfallen. Darüber hinaus aktivieren wir dann das brach liegende Kapital der Öl-Multis, deren lediglich 14.000 Tankstellen (in D.) und knapp 140.000 in der EU an die Mittelspannung müssen. Entsprechend geringer die Steuermittel, die eingesetzt werden müssen. Die Tanken nutzen dann einheitliche Lade-Racks, was wiederum deren Kosten senkt. Weitere Argumente für den Akkutausch: Das BEV ist dann in jeglicher Hinsicht dem Verbrenner überlegen (Konsumenten erwarten, dass das neue Produkt BESSER ist, nicht „auch irgendwie nutzbar“), einfache Rückholbarkeit der enthaltenen Rohstoffe, bessere Rezyklierbarkeit, Akkus als neues Dienstleistungs-Geschäftsmodell für OEM…
Richard
27.06.2025 um 09:49
Alle Systeme des ladens sind nebeneinander zu sehen. Dann passt das doch. So hat jeder Kunde die Wahl was er möchte auch zu machen. Die, die wechseln können, stehen nicht an der ladesäule.
H. Ebel
27.06.2025 um 18:01
Alles richtig. Man muss nur mal durchrechnen, was individuell günstiger ist: ein sehr günstig zu kaufen des E-Auto mit gemieteter Batterie (Mietkostenhöhe?) oder Batterie mit kaufen und selbst laden zu Hause oder öffentlich. Im Moment kann man da schlecht eine Aussage treffen. Lasst es doch erstmal anlaufen. Es wird sich regeln.
Ralf Dunker
28.06.2025 um 11:33
Moin Herr/ Frau Ebel,ich denke grundsätzlich auch, dass System-Varianten angeboten werden sollten: Hier wären das Ladepunkte und Wechsel-Stationen. Ersteres versuchen wir in Europa nun jedoch bereits seit 15 Jahren (ich war 2009 ein früher Tesla-Firmenfahrer)! Es zeigt sich, dass in vielen Mitgliedstaaten in erster Linie das Minimum (Co2- Flottengrenzwerte) einzuhalten versucht wird, BEV also über Subventionen und im Rahmen von Firmenzulassungen, sowie über einen kleinen Teil idealistischer First Mover, in den Markt gelangen. Auch die Begeisterung für den Aufbau einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur ist begrenzt, weil die Amortisation nur an bestimmten Hot Spots zügig erfolgt - wenn überhaupt. Aber wir sprechen doch über das Automobil, bis dato ein Selbstläufer im wortwörtlichen Sinn ;-) ! Da liegt folglich kein Henne-Ei-Problem vor! Vielmehr ist es den (deutschen) OEM wichtig, hier das lukrative Verbrenner-Geschäft weiterzuführen (mikroökonomisch nachvollziehbar). Das erreichen sie, indem die prototypische Anwendung (Steckdose/ Ladekabel) als alternativlos, also explizit entgegen Ihrem Wunsch, dargestellt wird. Diese Lösung ist aber aus Verbrauchersicht nicht besser als der Verbrenner, sondern schlechter, dafür aber gleich zu Beginn teurer. Das beweist der mündige/ „erfahrene“ Verbraucher. Das weiß aber auch die Branche. Deshalb wird der Akkutausch gar nicht ernsthaft erörtert. Er bedeutet nämlich die schnelle Transformation der Gesamtflotte. In diesem Fall ist der Akkutausch mit großer Wahrscheinlichkeit für alle Stakeholder die bessere Lösung. Sie muss nun europäisch umgesetzt werden. Sonst macht China das Geschäft.
Tim N.
28.06.2025 um 09:04
"Außerdem sind die Ladestationen auch Puffer für das Netz. Akkus werden schonender geladen, man hat nach 8 Jahren keinen alten Akku. Du hast normalerweise einen kleinen Akku und wenn du in den Urlaub willst, wechselst du auf einen großen. Man muss nur out of the box denken."Das Argument sind eben nicht nur die Investitionskosten, sondern eben auch technische und volkswirtschaftliche. Wie baue ich komplexe technische Lösungen so, dass sie volkswirtschaftlich günstig sind? In China versteht man das offenbar besser als hier, sonst hätten unsere Automobilkonzerne ja von selbst solche Lösungen entwickelt und müssten nicht immense Abschreibungen auf ihre verleasten oder im Agenturmodell vertriebenen Luxus-Elektroautos vornehmen, nur weil deren Batterietechnik schon nach wenigen Jahren veraltet ist. Leider macht man politisch in Deutschland seit über vierzig Jahren das Gegenteil von Volkswirtschaft.
Egon Kohler
30.06.2025 um 15:15
Alle hier vorgebrachten Argumente sind valide; ganz gross skaliert *KÖNNTE* der Akku-Tausch also eine weitere sinnvolle Art des Befüllens darstellen, sofern denn genügend Player mitmachen. Zu bedenken ist aber auch, dass ein solcher (minimal befestigter) Brocken dem Prinzip der Integration des Akkus als tragende Struktur im Auto zuwiderläuft. Und dass der Edel-Sportwagen-Fahrer lieber nicht den Akku haben will, der auch im Lieferwagen benutzt wird, sondern eben "etwas besonderes/besseres". Das ist zwar irrational, aber das Auto ist eben auch ein hoch emotionales Produkt. Solche Themen könnten die Anzahl der Mitspieler also wieder einschränken Die grösste Hürde ist aber wohl das benötigte Investitionskapital - wenn ganz grosse Konzerne wie CATL dahinter stehen (also auch WOLLEN), dann kann das funktionieren - sonst nicht.

Schreiben Sie einen Kommentar zu Ralf Dunker Antworten abbrechen

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert