Video - 25:36 minNutzfahrzeug

Marc Weider & Maximilian Fremery, NOW – Auf dem Weg zum emissionsfreien Güterverkehr

Die Transformation des Straßengüterverkehrs in Richtung Klimaneutralität ist im vollen Gange. Das machten Marc Weider und Maximilian Fremery in ihrem gemeinsamen Vortrag auf unserer Online-Konferenz electrive LIVE „Logistik unter Strom“ deutlich. Die beiden Vertreter der NOW präsentierten den aktuellen Stand sowie zukünftige Entwicklungen bei Fahrzeugmarkt und Ladeinfrastruktur.

„Der Markthochlauf hat begonnen, steht aber eben noch am Anfang“, erklärte Marc Weider Programmmanager für klimafreundliche Nutzfahrzeuge bei der NOW, mit Blick auf die Zulassungszahlen schwerer E-Lkw. Im Mai 2025 lag der Anteil emissionsfreier Fahrzeuge bei den Neuzulassungen bei lediglich 1,5 Prozent. Insgesamt gibt es erst rund 1.700 schwere Elektro-Lkw bundesweit. Das Ende Förderprogramms „Klimaschonende Nutzfahrzeuge und Infrastruktur“ (KsNI), wirtschaftliche Unsicherheiten und unklare Rahmenbedingungen bremsen den Fortschritt.

Politische Rahmenbedingungen in Bewegung

Trotz stagnierender Zahlen zeichnen sich politische Impulse ab. Besonders relevant: die CO₂-differenzierte Lkw-Maut. Während die Mautbefreiung für emissionsfreie Lkw zum 31.12.2025 endet, wird weiterhin eine Reduzierung um 75 Prozent des mautpflichtigen Infrastrukturteils gewährt. „Das sind rund 30 Cent pro Kilometer Ersparnis“, betonte Weider. Zudem sei eine Verlängerung der Mautbefreiung auf EU-Ebene in Diskussion.

Ein weiterer Gamechanger könnte das EU-Emissionshandelssystem für Verkehr und Gebäude sein, das ab 2027 greift. Dieses werde laut Prognosen zu einem „deutlichen Preissprung bei Diesel führen“, so Marc Weider. Damit erhöht sich der wirtschaftliche Druck, auf alternative Antriebe umzusteigen.

Ladeinfrastruktur: Bei Lkw kommt es auf die Details an

Maximilian Fremery, Manager Technik Ladeinfrastruktur bei der NOW, rückte die Ladeinfrastruktur für schwere Nutzfahrzeuge in den Fokus. Er stellte das Dashboard der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur innerhalb der NOW GmbH vor – die erste neutrale Übersichtskarte für öffentlich zugängliche Lkw-Ladepunkte. Aktuell sind 216 Ladepunkte an 57 Standorten im System erfasst. Doch dabei geht es nicht nur um Quantität: „Wir tragen die Brille der Anwender“, betonte Fremery. Deshalb hat die Nationale Leitstelle auch gerade die Regeln für das System verschärft: Statt einer Mindestlänge von 12 Metern werden nun nur noch Ladeplätze angezeigt, die von 16,5 Metern langen Sattelzügen ohne Absatteln genutzt werden können.

Auch die Mischnutzung mit Pkw-Ladepunkten sieht Fremery kritisch: „Das funktioniert vielleicht noch bei einzelnen Elektro-Truckern, aber nicht, wenn 20.000 Fahrzeuge täglich laden wollen.“ Deshalb sei eine strategische Trennung von Pkw- und Lkw-Ladeinfrastruktur zwingend notwendig.

Großprojekt in den Startlöchern

Ein Hoffnungsträger ist die laufende Ausschreibung für das initiale Lkw-Ladenetz: 350 Standorte an Autobahnraststätten sollen bis 2030 mit rund 4.200 Ladepunkten ausgestattet werden, davon 1.800 mit dem neuen Megawatt-Ladesystem MCS. „Damit wird der Ladebedarf zu etwa zwei Dritteln öffentlich gedeckt“, erläuterte Fremery. Ergänzend zur öffentlichen Infrastruktur investiert die NOW GmbH auch in die private Ladeinfrastruktur auf Betriebshöfen und bietet praxisnahe Leitfäden sowie E-Learning-Tools für Logistiker an.

Auf die Frage, ob ein neues Förderprogramm für die Anschaffung von elektrischen Nutzfarzeugen zu erwarten sei, antwortete Marc Weider zurückhaltend: „Ich persönlich glaube es nicht, aber ich lasse mich gerne überraschen.“ Der Fokus der Regierung liege derzeit klar auf dem Infrastrukturausbau.

Fazit: Fortschritt mit Bremswirkung

Der Vortrag zeigte deutlich: Es gibt Bewegung – sowohl technologisch als auch politisch. Doch der Weg zum emissionsfreien Güterverkehr bleibt anspruchsvoll. Die richtigen Grundlagen sind gelegt, doch der tatsächliche Durchbruch hängt nun davon ab, ob Infrastruktur, Markt und Politik im Gleichschritt vorangehen.

Sie möchten sich den kompletten Vortrag von Marc Weider & Maximilian Fremery auf unserer Online-Konferenz electrive LIVE anschauen? Dann nutzen Sie gern oben im Beitrag unseren Videoplayer!

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