Fernride und HHLA starten mit fahrerlosen Terminal-Zugmaschinen
Fernride und die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) arbeiten seit Januar 2023 zusammen, um die Integration in den laufenden Hafenbetrieb vorzubereiten. Der erste Einsatz der autonomen Fernride-Zugmaschinen erfolgt jedoch nicht direkt im Hamburger Hafen, sondern an an einem Terminal der HHLA in der Nähe der estnischen Hauptstadt Tallinn. Der Gedanke, die Technologie später auch in Hamburg einzusetzen, ist naheliegend.
„Der Eintritt in die Phase des fahrerlosen Terminalverkehrs ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg, digitaler Vorreiter und Testfeld zu sein – nicht nur für unsere Zusammenarbeit mit Fernride, sondern für die Zukunft des Terminalbetriebs weltweit. Als einer der ersten Terminals, die diesen Schritt gehen, gestalten wir den Weg zu einer intelligenteren Logistik“, erklärt Riia Sillave, CEO von HHLA TK Estonia.
Fernride ist das erste Unternehmen, das die TÜV SÜD-Zertifizierung für einen autonomen Terminal-Sattelzug gemäß der EU-Maschinenrichtlinie (2006/42/EG) erhalten hat. Damit wird bestätigt, dass seine Fahrzeugplattform – einschließlich Fahrzeug, Sensoren, Computern und Software – die EU-Standards für Sicherheit, Cybersicherheit und Systemzuverlässigkeit erfüllt.
Terminal-Zugmaschinen von Terberg
Bei den nun eingesetzten autonomen Terminal-Zugmaschinen handelt es sich jedoch nicht um eine komplette Eigenentwicklung von Fernride: Im Rahmen einer strategischen Partnerschaft werden vielmehr herkömmliche Terminal-Zugmaschinen des niederländischen Herstellers Terberg mit einem speziellen Hardware-Kit von Fernride ausgestattet. Beide Partner kooperieren seit 2021 und haben bereits 2024 mit der Produktion der ersten 100 Fahrzeuge mit dem Hardware-Kit von Fernride begonnen.
„Dies ist ein entscheidender Moment nicht nur für Fernride, sondern für die gesamte autonome Logistikbranche in Europa. Von Anfang an haben wir Sicherheit zur Grundlage all unserer Entwicklungen gemacht. Die Erfüllung der strengsten europäischen Vorschriften erforderte enorme Anstrengungen, und ich bin unglaublich stolz auf das Engagement und die Präzision unseres Teams während dieses gesamten Prozesses“, sagt Hendrik Kramer, CEO und Mitbegründer von Fernride. „Diese Zertifizierung beweist, dass unsere Technologie nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis die höchsten Sicherheitsstandards erfüllt, und bringt uns einen Schritt näher an die kommerzielle Realisierung der autonomen Logistik in der gesamten EU.“
Ausgründung der TU München
Fernride mit Hauptsitz in München ist auf skalierbare Automatisierungslösungen für Elektro-Lkw in der Hof- und Hafenlogistik spezialisiert. Die Technologie des Startups basiert auf mehr als zehn Jahren Forschung an der TU München und kombiniert Autonomie mit „menschlich unterstützter Autonomie“, wodurch Teleoperatoren sensor- und kameragestützte Elektro-Lkw über das Mobilfunknetz fernsteuern können – ein Zwischenschritt auf dem Weg zur vollständigen Autonomie. Fernride hat sich zuletzt auch an dem Forschungsprojekt ATLAS-L4 beteiligt, dessen Ziel es war, einen vollautomatisiert fahrenden Lkw für den Hub-to-Hub-Transport auf die Schnellstraßen zu bringen.
Fernride wurde 2019 gegründet. Im Jahr 2023 sammelte das Startup in einer Serie-A-Finanzierungsrunde 50 Millionen Dollar ein, um seine Geschäftstätigkeit auszuweiten. Zu den Investoren gehören DB Schenker, HHLA Next und Krone. Laut der Website des Unternehmens hat Fernride insgesamt mehr als 60 Millionen US-Dollar an Risikokapital eingesammelt.
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