Tesla erzielt im Q2 wieder einen Milliarden-Gewinn
Nach satten Milliarden-Gewinnen Quartal für Quartal war es ein kleiner Schock, als Tesla für die ersten drei Monate des Jahres 2025 nur noch 409 Millionen Dollar Überschuss gemeldet hatte – zuletzt lag der E-Autobauer Anfang 2021 auf solch einem Niveau. Unzählige Berichte über sinkende Absatzzahlen und eine angeblich einbrechende Nachfrage – auch aufgrund der politischen Aktivitäten von Elon Musk, der kaum noch im Zusammenhang mit Tesla in den Schlagzeilen war/ist – haben zu einer entscheidenden Frage geführt: War der Umsatz- und Gewinneinbruch im ersten Quartal nur ein Ausreißer nach unten – oder doch der Beginn eines längeren Abwärtstrends für Tesla?
Am späten Mittwochabend deutscher Zeit hat Tesla die Antwort geliefert: Im zweiten Quartal gab es wieder einen Milliarden-Gewinn. Doch komplett entspannt ist die Lage nicht, das hatten schon die Produktions- und Auslieferungszahlen vor einigen Wochen gezeigt. Es gibt einen Rückgang, aber dieser fällt nicht so brutal aus wie von manchen prognostiziert. Für das Unternehmen steht ein Umsatz von 22,496 Milliarden Dollar in der Q2-Bilanz, also zwölf Prozent unter dem Vorjahr. Als GAAP-Überschuss weißt Tesla 1,172 Milliarden Dollar aus – 16 Prozent unter dem Ergebnis aus dem Q2 2024.
Damit hat Tesla die im Vorfeld bekannt gewordenen Analysten-Erwartungen recht genau getroffen. Je nach Quelle war im Vorfeld von einem Quartalsumsatz zwischen 22,5 und 22,8 Milliarden Dollar zu lesen (also eben jene 12 Prozent unter Vorjahr) und von einem um rund 15 Prozent gesunkenen Überschuss.
Blicken wir ein wenig tiefer ins Detail: Die Automotive-Sparte hat 16,66 Milliarden Dollar zum Umsatz beigesteuert und liegt damit 16 Prozent unter den 19,88 Milliarden Dollar aus dem Q2 2024, aber deutlich über den 13,97 Milliarden Dollar vom Jahresauftakt. Bei „Energy generation and storage“, also den Solardächern und stationären Speichern, ging der Umsatz um sieben Prozent auf Jahressicht nach unten und war nahezu konstant zum Q1 2025. Einzig die Sparte „Services and other revenues“ konnte um 17 Prozent auf 3,05 Milliarden Dollar zulegen.
Die Rückgänge bei Umsatz und Profitabilität haben mehrere Gründe. Zum einen sind die Fahrzeug-Auslieferungen um 13 Prozent gesunken, dazu hat der geänderte Modell-Mix zu etwas günstigeren Fahrzeugen und Ausstattungen ebenfalls Auswirkungen gehabt. Und die Einnahmen aus den „regulatory credits“, also aus dem Verkauf von CO2-Zertifikaten, waren rückläufig – mit 439 Millionen Dollar so niedrig wie in den vier Quartalen davor nicht. Auch bei den Speichern sind die durchschnittlichen Verkaufspreise gesunken – obwohl die installierte Kapazität leicht von 9,4 auf 9,6 GWh zugelegt hat. Als positive Effekte nennt Tesla niedrigere Kosten pro Fahrzeug und gesunkene Restrukturierungskosten.
Cybertruck nach wie vor nicht gefragt
Bereits Anfang des Monats hatte Tesla vermeldet, dass man zwischen April und Juni 410.244 Elektroautos gebaut und 384.122 ausgeliefert hat – mit überwiegender Mehrheit das Model 3 und Model Y, denn die drei teureren (und margenträchtigeren) Baureihen Model S, Model X und der Cybertruck spielen kaum eine Rolle. Das war zwar bei beiden Werten ein Wachstum zum Q1, der Jahresauftakt ist bei Tesla aber traditionell schwächer. Klammert man die stets schwächeren ersten Quartale aus, muss man bis zum Q3 2022 zurückgehen, um ein Quartal mit weniger als 380.000 ausgelieferten Teslas zu finden. Im entsprechenden Vorjahresquartal waren es zum Beispiel noch 443.956 Auslieferungen, das Q2 2025 bleibt 13,5 Prozent unter diesem Wert. Mut macht allerdings die Produktion, die im Q2 2025 recht genau auf dem Niveau des Vorjahrs lag – also zumindest nicht weiter gesunken ist.
A propos Produktion: Bei den Werks-Kapazitäten gibt es im Geschäftsbericht zum zweiten Quartal keine Änderung gegenüber dem bekannten Status Quo. Das nach wie vor größte Tesla-Werk ist die Giga Shanghai mit über 950.000 Fahrzeugen Kapazität, gefolgt von Fremont (100.000 Model S/X und über 550.000 Model 3/Y) und der Giga Berlin mit über 375.000 Model Y gleichauf mit der Giga Texas – dort teilt sich die Produktionskapazität aber auf 250.000 Model Y und 125.000 Cybertrucks auf. Wo die geplanten weiteren Modelle gebaut werden sollen, verrät Tesla noch nicht.
Neues Tesla-Modell wird schon gebaut!
Dabei läuft bei einem neuen Tesla-Modell die Produktion schon, zumindest in geringen Stückzahlen. „Wir bauen unser Fahrzeugangebot weiter aus, darunter die ersten Exemplare eines erschwinglicheren Modells im Juni, dessen Serienproduktion für die zweite Hälfte des Jahres 2025 geplant ist. Darüber hinaus haben wir die Entwicklung von Semi und Cybercab fortgesetzt, die beide 2026 in Serie gehen sollen“, schreibt Tesla im Quartalsbericht. Er kommt also doch, der lange dementierte Baby-Tesla – und wurde nicht zugunsten des Cybercabs komplett eingestellt. Einen Namen, Design, Technik-Daten oder das Werk nennt Tesla noch nicht – es wäre auch zu schnöde, das im PDF eines Quartalsberichts zu verstecken. Es wird wohl – ähnlich wie beim Robo-Event vergangenes Jahr – eine größere Veranstaltung geben, um das neue Tesla-Modell öffentlichkeitswirksam zu enthüllen. Der kleine Teaser im Quartalsbericht muss vorerst ausreichen.
Anmerkung der Redaktion: Im anschließenden Investoren-Call hat sich Elon Musk doch noch weiter zu dem erschwinglicheren Modell geäußert. Seine Aussagen können Sie hier nachlesen.
Analysten der Deutschen Bank wurden da schon etwas konkreter. Ende 2024 wurde der Modellname Model Q erwähnt und vor kurzem erneut in einer Analysten-Notiz aufgegriffen – mit einem erwarteten Verkaufsvolumen von 25.000 Einheiten noch in diesem Jahr. Ob ein Model Q tatsächlich kommt, ob es einen anderen Namen trägt und ob es ein abgespecktes Model Y (wahrscheinlich) oder ein von Grund auf neues Modell (eher unwahrscheinlich, denn das wird 2026 das Cybercab) ist, werden die kommenden Monate zeigen. Tesla selbst bleibt derzeit nur bei „a more affordable model“.
Bei Tesla geht es ohnehin nicht nur um die harten Zahlen aus dem Geschäftsbericht, sondern auch den Ausblick. Der Fondsmanager Gary Black weist etwa darauf hin, dass bei vier der fünf vorigen Quartalsberichte der Aktienkurs im Anschluss gestiegen war – trotz der mauen Zahlen. Was die Anleger bisher bei Laune gehalten hatte, war die Hoffnung auf Zukunftstechnologien – Fortschritte beim autonomen Fahren und den Robotaxis, der KI-Entwicklung und dem humanoiden Roboter Optimus.
FSD Supervised soll 2025 nach Europa kommen
So lobt das Unternehmen zwar, dass das aktuelle Modell-Lineup mit den jüngsten Updates „better than ever“ sei und verweist auf Verkaufserfolge in einigen asiatischen und europäischen Märkten. Was die Anleger aber vermutlich mehr interessiert als ein Verkaufsrekord in Südkorea oder der jüngst erfolgte Markteintritt in Indien, sind die Aussagen zum weiteren Rollout der autonomen Fahrsysteme. Sowohl zu China als auch Europa heißt es, dass man sich auf den Launch von FSD Supervised in diesem Jahr vorbereite – sofern die Behörden das genehmigen. Zum wahren „Full Self Driving“ in der „Unsupervised“-Variante ohne Aufsicht durch einen Fahrer äußert sich Tesla nicht direkt – zumindest nicht für die Bestandsflotte.
Denn Tesla geht nur auf den im Juni erfolgten Start des Robotaxi-Dienstes in Austin ein – mit Sicherheitsfahrer an Bord. „Wir werden den Service weiter verbessern und ausbauen (mehr Fahrzeuge, die einen größeren Bereich abdecken, letztendlich ohne Sicherheitsfahrer) und gleichzeitig Tests in anderen US-Städten durchführen, um weitere Markteinführungen vorzubereiten. Unsere Bemühungen, das Robotaxi-Angebot in Austin zu optimieren, sind nicht standortspezifisch und ermöglichen es uns, mit geringem Investitionsaufwand schnell auf andere Städte zu expandieren“, heißt es dazu. In den USA wurde auch ein Model Y in autonomer Fahrt an einen Kunden ausgeliefert – über innerstädtische Straßen und Highways. Um solche Entwicklungen zu ermöglichen, hat Tesla im Hintergrund die Rechner-Kapazität für das KI-Training weiter ausgebaut.
Tesla baut noch dieses Jahr eigene LFP-Zellen
Doch Tesla äußert sich nicht nur zu trendigen Zukunftsthemen, sondern auch zu den Bemühungen, die eigenen Lieferketten robuster zu machen. So sieht das Unternehmen die eigene Lithium-Raffinerie und die Kathodenproduktion weiter auf dem Weg, noch in diesem Jahr in Betrieb zu gehen. Und ebenfalls noch 2025 sollen die ersten Tesla-eigenen LFP-Zellen vom Band laufen – aber (noch) nicht für die Autos oder den Semi, sondern für die stationären Speicher. Wer weiß, auf welche Batteriezellen der neue, erschwinglichere Tesla setzt?
Auch wenn noch nicht viel über das neue Modell bekannt ist, dürfte als gesetzt gelten, dass auch der Baby-Tesla an den hauseigenen Superchargern laden können wird. Das Schnelllade-Netz wurde weiter ausgebaut, um 18 Prozent auf Jahressicht – von knapp unter 60.000 Supercharger-Stalls Ende Juni 2024 auf nun 70.228 Ladepunkte. Diese verteilen sich auf 7.377 Standorte (+14 Prozent). Mit dem Wachstum haben die Supercharger übrigens auch zum Umsatz-Plus in der Service-Sparte beigetragen.
Weiter keine Prognose für das laufende Jahr
Mit dem Q2-Geschäftsbericht hat Tesla zwar den Einbruch aus dem ersten Quartal gestoppt, kann aber nicht alle Zweifel an der weiteren Entwicklung ausräumen – obwohl die im Q1-Geschäftsbericht nicht enthaltene Prognose für das laufende Jahr für die aktuelle Veröffentlichung versprochen wurde, nennt Tesla auch jetzt keine konkrete Zahl für den erwarteten Absatz. „Es ist schwierig, die Auswirkungen der sich wandelnden globalen Handels- und Finanzpolitik auf die Lieferketten der Automobil- und Energiebranche, unsere Kostenstruktur und die Nachfrage nach langlebigen Gütern und damit verbundenen Dienstleistungen zu messen. Wir tätigen zwar umsichtige Investitionen, um sowohl unser Fahrzeug- als auch unser Energiegeschäft für Wachstum zu rüsten, doch die tatsächlichen Ergebnisse werden von einer Vielzahl von Faktoren abhängen, darunter das allgemeine makroökonomische Umfeld, die Geschwindigkeit, mit der wir unsere Autonomiebestrebungen vorantreiben, und die Produktionssteigerung in unseren Fabriken“, heißt es zum erwarteten Volumen.
Mit dieser Aussage wird Tesla wohl – mal wieder – polarisieren. Das einzig Richtige, in so unklaren Zeiten keine konkrete Zahl zu nennen, an der sich dann Medien und Märkte orientieren, mögen die einen sagen. Planlos und ohne Ziel, die anderen.
In den Analysten-Schätzungen waren zuletzt 1,6 Millionen Fahrzeuge zu lesen, also etwa zehn Prozent weniger als 2024. Aber selbst dafür müsste sich Tesla im Jahresverlauf deutlich steigern, denn zum Halbjahr stehen nur rund 750.000 Fahrzeuge in der Bilanz.
tesla.com (PDF)
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