Audi prüft Bau eines „Zwillingswerks“ zur VW-Fabrik in Tennessee 

Angesichts der hohen US-Zölle auf Autos aus der EU und Mexiko treibt Audi die Idee voran, eine eigene Fabrik in den USA zu bauen. Im Unternehmen wird nun angeblich eine Variante bevorzugt, ein „Zwillingswerk“ zur VW-Fabrik in Chattanooga im Bundesstaat Tennessee zu errichten, um Synergien zu heben.

Bild: VW

Ein neues Audi-Werk in der Nähe der 2011 in Chattanooga eröffneten VW-Fabrik,  in der z.B. der vollelektrische ID.4 gefertigt wird, brächte für Audi den Vorteil, dass es auf Pläne für den Bau sowie die logistische Infrastruktur von VW zurückgreifen könnte. Das würde die Bauzeit und die finanzielle Belastung senken, berichtet das „Handelsblatt“. Zudem würde Audi dadurch vom bereits vorhandenen Zuliefererpool des VW-Konzerns in der Region profitieren.

Das deckt sich mit einem „Spiegel“-Bericht aus dem Juni, wonach Audi den Bau einer eigenen Fabrik in den Südstaaten der USA bevorzugt. Alternativen dazu wären eine Audi-Fertigung in dem bestehenden VW-Werk in Chattanooga oder auch im Werk der neuen VW-Marke Scout in Blythewood, South Carolina, das sich derzeit noch im Bau befindet. Der Grundstein wurde dort im Februar 2024 gelegt. Diese Pläne, bei VW oder Scout fertigen zu lassen, sind nun offenbar vom Tisch.

Trumps Zollpolitik setzt Audi unter Druck

Audi steht durch die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump unter Zugzwang. Denn das Unternehmen hat bislang keine Fertigung in den USA. Vielmehr exportiert Audi seine Fahrzeuge aus der EU sowie von einem 2016 in Mexiko eröffneten Werk in die USA. Während in Mexiko aktuell nur der Q5 (Verbrenner und Plug-in-Hybrid) gebaut wird, stammen sämtliche anderen in den USA erhältlichen Modelle aus den europäischen Werken von Audi.

Auf Autos aus Mexiko wird in den USA aktuell ein Zoll von 25 Prozent fällig, der sogar noch auf 30 Prozent steigen soll. Dabei war die Einfuhr von Autos aus Mexiko lange Zeit wegen eines Freihandelsabkommens zollfrei, worauf sich Audi und andere Hersteller bei ihren Standortentscheidungen für Mexiko verlassen hatten. Für den Import von Autos aus der EU in die USA wurde wiederum letzte Woche ein Zollsatz von 15 Prozent festgelegt, der am morgigen 7. August in Kraft treten soll – wobei Trump bereits mit einer Erhöhung auf 35 Prozent droht, falls nicht genügend EU-Investitionen in den USA erfolgen. Doch schon der Zollsatz von 15 Prozent ist sechsmal so hoch wie der langjährige Zollsatz von 2,5 Prozent, aber immerhin deutlich niedriger als die zuletzt geltenden 27,5 Prozent (2,5 Prozent Basiszoll plus 25 Prozent Strafzoll).

Audi braucht eigentlich keine neuen Kapazitäten

Doch zurück zu dem angedachten „Zwillingswerk“ in Chattanooga, Tennessee. Das Audi-Management ringt offenbar noch mit einer finalen Entscheidung, weil das Unternehmen eigentlich gar keine zusätzlichen Produktionskapazitäten benötigt, jedoch befürchtet, durch die Zollpolitik der Trump-Regierung einen massiven Absatzeinbruch auf dem US-Markt zu erleiden. Denn würde Audi die Zölle komplett an seine Kunden weiterreichen, so würden die Autos entsprechend teurer und die Verkaufszahlen dürften sinken. Zuletzt hatte Audi in den USA um die 200.000 Fahrzeuge pro Jahr verkauft.

Laut „Handelsblatt“ passt CEO Gernot Döllner zusammen mit dem restlichen Vorstand aktuell die Strategie und die Absatzziele der Marke an. Demnach soll der jährliche US-Absatz perspektivisch auf 300.000 bis 400.000 Fahrzeuge steigen. Weltweit peilt Döllner 2,2 bis 2,3 Millionen Autos pro Jahr an – aktuell liegt der Wert noch bei 1,7 Millionen Fahrzeugen.

Hoffnung auf Deal mit Trump

Das neue Werk in Chattanooga wiederum könnte dazu eine Produktionskapazität von 150.000 bis 200.000 Einheiten pro Jahr beisteuern. Um welche Modelle es dabei geht, ist aktuell unbekannt. Was die Entscheidung für einen Bau eines US-Werks von Audi befördern würde: VW-Chef Oliver Blume hofft auf einen Deal mit der Trump-Regierung, um Neuinvestitionen von Volkswagen in den USA mit Importen zu verrechnen und dadurch die Zölle für Autos aus Europa und Mexiko zu senken. Denn weder Audi noch VW werden es jemals schaffen, sämtliche in den USA verkaufte Autos auch dort zu produzieren – ein großer Teil wird auch in Zukunft weiter importiert werden müssen.

handelsblatt.com

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