Opel gibt reines E-Auto-Ziel 2028 auf
In der Zeit, in der viele Hersteller von einer schnellen Elektrifizierung der Branche ausgegangen sind und entsprechend ambitionierte Ziele für den Umstieg auf Elektroautos angekündigt hatten, hatte auch Opel das Jahr 2028 genannt, ab dem die Marke nur noch Batterie-elektrische Autos in Europa ausliefern will. Andere Marken aus dem Stellantis-Konzern waren etwas früher, andere zwei bis drei Jahre später dran. Mit der technischen Basis des Konzerns und den Produktionskapazitäten schien 2028 jedoch realistisch.
Doch jetzt hat das Management in Rüsselsheim diese Zielmarke kassiert und hält länger an den fossilen Antrieben fest. Begründet wird der Strategiewechsel gegenüber dem Portal elektroauto-news.net mit der derzeitigen Kundennachfrage. „Aktuell prüfen wir unsere entsprechenden Planungen und passen sie an die neuen Bedingungen an“, erklärt eine Unternehmenssprecherin. „Jedem in der Branche ist klar, dass die Elektrifizierung nicht in allen Märkten gleich schnell in Schwung kommt.“ Allerdings gibt sich Opel optimistisch, dass es sich nur um eine Verzögerung des kompletten Elektro-Umsteigs handelt, nicht um eine komplette Absage: Es gebe „ganz klar Bewegung auf Nachfrageseite“, so die Sprecherin weiter. Aber eben nicht schnell genug, um bis 2028 vollständig umzustellen. Zuletzt hatte Stellantis aufgrund der Marktlage schon seine Wasserstoff-Ambitionen aufgegeben.
Das 2021 vom damaligen Opel-Chef Michael Lohscheller ausgegebene Elektroziel wurde von seinem Nachfolger Florian Huettl zwar später bekräftigt, doch inzwischen hat sich die Markteinschätzung geändert und Opel betont wieder die Flexibilität: „Wir profitieren von der Flexibilität, die unsere Strategie im Einkauf und in den Werken bietet. Diese muss nicht auf 2028 begrenzt sein, wenn die Nachfrageseite anderes verlangt, doch wir haben ganz klar die Ziele im Bereich der Dekarbonisierung unseres Unternehmens und unseres Fahrzeugangebots im Blick“, so die Sprecherin.
Die Flexibilität wird laut der Opel-Darstellung auch aufgrund der unterschiedlichen Entwicklung in den einzelnen europäischen Märkten benötigt. So sei die Nachfrage nach den Elektroautos der Marke in Spanien und Italien eher gering, Frankreich und Großbritannien (dort als Vauxhall) werden jedoch als „positive Beispiele“ bezeichnet. Und das Unternehmen begrüßt, dass aufgrund der Maßnahmen der Bundesregierung in Deutschland „ein bisschen was in Bewegung gekommen“ sei.
Alle Opel-Modelle basieren auf Multi-Energy-Plattformen des Stellantis-Konzerns. Dabei handelt es sich noch zum Teil um ältere Verbrenner-Plattformen, die nachträglich elektrifiziert wurden (etwa die e-CMP des Corsa Electric und Mokka Electric), zunehmend bauen die Opel-Modelle aber auf Plattformen auf, die von Anfang an für verschiedene Antriebsarten entwickelt wurden – wie etwa der Grandland Electric auf Basis der STLA Medium, um nur einige Beispiele zu nennen. Inzwischen ist von jedem Opel-Modell auch eine Batterie-elektrische Variante verfügbar, aber eben auch reine Verbrenner oder verschiedene Hybride. Batterie-elektrische Autos auf einer Plattform, die ausschließlich für Elektroantriebe gedacht ist, hat Opel nicht im Angebot. Damit können die Fahrzeuge zwar einige Vorteile reiner E-Plattformen (wie etwa das Platzangebot im Innenraum) nicht voll ausspielen, dafür ist das Unternehmen flexibler in der Produktion der unterschiedlichen Antriebsarten.
Für dieses Jahr werden bei Opel keine neuen Elektromodelle mehr erwartet, der Fokus lag zuletzt auf der Markteinführung des Grandland Electric und des Frontera Electric, der für weniger als 30.000 Euro erhältlich ist. Für 2027 wird die neue Generation des Corsa erwartet, die dann von der eCMP auf die STLA Small umgestellt wird. Und 2028 dürfte die nächste Astra-Generation debütieren, die (wie der Grandland Electric) auf der STLA Medium basiert.
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