Ladestation von Designwerk lädt E-Lkw mit 1.140 kW

Designwerk hat unter Realbedingungen eine Ladeleistung von über einem Megawatt für Elektro-Lkw erreicht. In dem vom Schweizerischen Bundesamt für Energie (BFE) unterstützten Demonstrationsprojekt wurde ein E-Lkw mit bis zu 1.140 kW geladen – und damit noch schneller als eigentlich geplant.

Bild: Designwerk Technologies

Mit der genannten Spitzen-Ladeleistung lag das erzielte Ergebnis sogar acht Prozent über der ursprünglichen Zielvorgabe von 1.050 kW, wie Designwerk mitteilt. Der E-Lkw mit einer 1.000-kWh-Batterie wurde von zehn auf 80 Prozent innerhalb von 42 Minuten aufgeladen – mit einer durchschnittlichen Ladeleistung von 906 kW. Dabei flossen 625 kWh.

Die Tests, deren Ergebnisse Designwerk jetzt erst publik gemacht hat, fanden demnach bereits im Juli auf dem Werkhof des Nationalstrassen Gebiets VI, kurz GEVI, im schweizerischen Oberbüren SG statt. Beteiligt war auch die Spedition Galliker Transport als Pilotkunde von Designwerk – Galliker hat schon die Designwerk-Ladestation in Betrieb, allerdings in der CCS-Version. Dabei wurden zunächst einige Testreihen durchgeführt, „um die Ladekommunikation, Steuergeräte und Leistungselektronik optimal aufeinander abzustimmen“. Erst dann wurde die Ladeleistung schrittweise bis in den Megawatt-Bereich erhöht.

Bei dem Ladegerät handelt es sich um das Megawatt-Ladesystem von Designwerk, welches bekanntlich als Container-Lösung konzipiert ist – das Konzept dazu wurde schon 2022 vorgestellt. Mit den darin verbauten Batteriespeichern kann das System Energie zwischenpuffern, egal ob aus dem Netz oder überschüssige Energie aus erneuerbaren Quellen vor Ort. Damit werden auch (kurzzeitige) Ladeleistungen möglich, die über der Anschlussleistung liegen. So wird das Stromnetz von Leistungsspitzen entlastet und es kann zum Beispiel auch selbst erzeugter Solarstrom geladen werden, selbst wenn die Sonne gerade nicht scheint. Da neben neuen Batterien auch Second-Life-Speicher (etwa aus ausgemusterten E-Lkw) genutzt werden können, soll das System auch ökologische und wirtschaftliche Vorteile bieten.

Das Fahrzeug bei den Tests war ein Prototyp von Designwerk mit MCS-Ladeanschluss. Der Lkw hat eine Batterie von insgesamt 1.000 Kilowattstunden verbaut, wobei es sich um den Brutto-Energiegehalt handelt. Netto nutzbar dürften etwa 900 kWh sein. Konkret handelt es sich um vier Batteriepacks à 250 kWh. Aktuelle Schwerlast-Lkw mit elektrischem Antrieb sind eher mit Batterien in der Größenklasse von 500 bis 600 kWh ausgestattet. Mit der 1.000-kWh-Batterie will Designwerk dazu beitragen, dass nicht nur einige, sondern nahezu alle Einsatzszenarien schwerer Lastwagen mit E-Lkw abgebildet werden können.

Dazu gehört auch das Nachladen der Batterie während der gesetzlichen Fahrpausen, was in diesem Fall mit 42 Minuten erreicht wurde. Bei E-Lkw mit 500-kWh-Batterien reicht hierfür teilweise auch noch der CCS-Ladestandard aus, sofern die Ladesäule auf hohe Dauerleistungen ausgelegt ist – und nicht nur auf Elektroautos, die Ladeleistungen von über 300 kW in der Regel nur wenige Minuten halten können. Bei der ungleich größeren Batterie des Designwerk-Prototypen ist allerdings der Megawatt-Standard MCS nötig, um innerhalb von 45 Minuten die Batterien ausreichen zu laden.

Das Schweizer Unternehmen hat zwar schon einige E-Lkw mit 1.000 kWh großen Batterien ausgeliefert, diese haben aber noch einen CCS-Ladeanschluss. Dementsprechend sind die Ladezeiten deutlich länger als die Fahrpausen, was den Einsatz im Vergleich zu Diesel-Lkw etwas einschränkt. Entweder müssen lange Pausen eingeplant werden, was die Abläufe der Logistiker stört und Geld kostet. Oder solche Fahrzeuge werden im Verteilverkehr eingesetzt und laden über Nacht an festen Ladestationen im Depot – schaffen dann aber die Tagestour ohne Zwischenladen.

Mit den Testergebnissen und der Kombination aus einer 1.000-kWh-Batterie und kurzen Ladezeiten sieht Designwerk nach eigenen Angaben „neue Perspektiven für den Einsatz von E-Lkw im Fernverkehr“. Tagesreichweiten von 1.000 Kilometern seien nun technisch möglich, auch für Fahrzeuge mit hohem Energiebedarf. Und für die Betreiber der Lkw-Ladeinfrastruktur biete die Container-Lösung die Möglichkeit, auch ohne Netzausbau Megawatt-Ladeinfrastruktur bereitzustellen. Designwerk selbst gibt an, dass man in den kommenden Monaten die Integration von Funktionen zur intelligenten Steuerung und Netzeinbindung vorantreiben wolle. „Mittlerweile läuft die Kleinserienproduktion, und das finale MCS-Kommunikationsprotokoll wird implementiert“, so das Unternehmen.

„Ein 40-Tonner lädt dank Mega Charging so schnell wie ein Elektroauto – nur mit deutlich mehr Leistung“, sagt Niels Ross, Projektleiter Ladetechnik von Designwerk. „Das ist der Schlüssel, um den Schwerlastverkehr zu elektrifizieren.“ Laut dem Unternehmen sind bei den Test-Ladevorgängen in den ersten fünf Minuten 81 kWh geflossen – also rechnerisch genug, um ein Elektroauto komplett aufzuladen.

presseportal.ch

3 Kommentare

zu „Ladestation von Designwerk lädt E-Lkw mit 1.140 kW“
Melone
28.08.2025 um 13:56
Ähm, bei der Akkugröße muss er überhaupt nicht laden zwischen den Lenkzeiten. Mehr als 1000 km sind in 10 Stunden Fahrzeit nicht machbar. Also braucht es das MCS eigentlich überhaupt nicht. Nur, wenn der LKW im Mehrschichtbetrieb gefahren wird und gleich wieder abfahrbereit sein muss. Dann wäre MCS sinnvoll. Ansonsten reicht locker ein 100 kW CCS Anschluss um in der Ruhezeit den Akku wieder voll zu bekommen.
Max
28.08.2025 um 17:18
Ja, ein 100 kW CCS Anschluss reicht locker, FALLS dieser zur Verfügung steht. Jetzt bekommen Betriebe noch verhältnismäßig einfach einen stärkeren Netzanschluss. Aber weitere Betriebe im gleichen Gewerbegebiet schauen dann später in die Röhre, weil der Netzbetreiber sagt, dass alle Reserven nun ausgeschöpft sind. Dann können nicht mehr genug Ladesäulen im Depot gebaut werden, und öffentliches Laden bei der Abfahrt oder Ankunft wird ein Muss. Und lieber 20 als 45 min damit vergeuden!
Ossisailor
28.08.2025 um 15:59
Genauso ist es. Ein LkW-Fahrer hat eine Lenkzeit von 9 Stunden bzw. 2 x in der Woche von 10 Stunden. Bei den aktuellen zulässigen Höchstgeschwindigkeiten von 80 km/h sind also max. 800 km (auf der Autobahn) möglich, in Praxis ja eher weniger. Da reicht es, wenn ein E-Truck, der morgens mit voller Batterie losgefahren ist, sich während der vorgeschriebenen Ruhezeit den Strom für den Rest der Tagestour holt. Der Elektrotrucker Tobias Wagner zeigt dies ja in seinen interessanten Videos jede Woche auf seinen Touren quer durch Europa bis in die Türkei, Spanien, GB und Skandinavien u.a. Er ist sogar der Meinung, das MW-Laden eigentlich nicht nötig sei.

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