Renault-CEO Provost baut Top-Management um
François Provost war Ende Juli als Chief Executive Officer der Renault Group auf Luca de Meo gefolgt, der den französischen Autobauer in Richtung des Luxuskonzerns Kering verlassen hatte – zwei Wochen lang hatte Duncan Minto Renault interimistisch geführt. Da Provost bereits seit über 20 Jahren für den Konzern tätig ist (zuletzt als Einkaufschef), greift er nun schon innerhalb weniger Wochen durch und verpasst dem Unternehmen eine Restrukturierung des Top-Managements – sonst warten neue Chefs oft zunächst 100 Tage ab, bevor sie sich strategisch äußern oder derart tiefgreifend die Organisation verändern.
Provost kürzt diese Frist deutlich ab, da er zum einen das Unternehmen bereits gut kennt und er zum anderen mit eben jenen Änderungen dazu beitragen will, dass Entscheidungen schneller getroffen werden. „Um die bevorstehenden Herausforderungen zu meistern, brauchen wir eine Organisation, die schneller entscheidet, intelligenter handelt und näher an unseren Kundinnen und Kunden ist“, so Provost. „Die heutigen Veränderungen in der Führungsspitze bringen talentierte Führungskräfte mit fundierten Branchenkenntnissen, starker Expertise und vor allem interner Glaubwürdigkeit zusammen, um etwas zu bewegen.“
Weiterhin eine wichtige Rolle übernimmt dabei Fabrice Cambolive, der von de Meo als Renault-Markenchef eingesetzt wurde. Cambolive weitet seinen Einflussbereich sogar noch aus: Er übernimmt zusätzlich zu seiner Rolle als CEO der Marke Renault die neu geschaffene Position des Chief Growth Officer. In dieser Position ist er auf Konzernebene auch für die Marke Dacia verantwortlich, „um einen einheitlichen strategischen Ansatz sicherzustellen und den Umsatz in allen Märkten zu maximieren“, wie Renault mitteilt. So will der Konzern „die Vorteile der Markenidentität und Marktpositionierung jeder Marke voll ausschöpfen und gleichzeitig eine markenbasierte Organisation auf Ebene einer nationalen Vertriebsgesellschaft beibehalten“.
Außerdem wird Cambolive auch die internationale Entwicklung der Group leiten. „Dabei wurden Indien, Lateinamerika und Korea als vorrangige Märkte identifiziert“, heißt es in der Renault-Mitteilung. Das sind noch nicht genug Aufgaben für den Franzosen: „Darüber hinaus wird er verantwortlich dafür sein, in enger Zusammenarbeit mit den Finanzdienstleistungen ein nahtloses Kundenerlebnis in den Bereichen Digital, Marketing, Händlernetz, Kundendienst und Renault-eigener Einzelhandel zu gewährleisten.“
Deutsche Managerin wird CEO von Dacia
Auch wenn Cambolive die Verantwortung für die Marke Dacia übernimmt, wird es weiterhin einen Dacia-CEO auf Markenebene geben. Das ist allerdings nicht mehr der langjährige Dacia-Chef Denis Le Vot – dieser hat sich laut der Renault-Mitteilung entschieden, das Unternehmen zu verlassen. Gründe hierfür werden nicht genannt – ein Zusammenhang mit der Entscheidung, mit Cambolive einen übergeordneten Verantwortlichen für Dacia einzusetzen, ist möglich, aber nicht bestätigt. „Unter der Führung von Denis hat sich die Marke Dacia zu einer starken Marke mit einer attraktiven Produktpalette entwickelt, die einen größeren Kundenstamm an sich gebunden hat“, so Provost. „Im Namen der Renault-Gruppe möchte ich Denis für all seine Leistungen in den vergangenen Jahren meinen Dank aussprechen.“
Auf Le Vot folgt die Deutsche Katrin Adt an der Dacia-Spitze. Adt hat viele Jahre für Daimler bzw. Mercedes-Benz gearbeitet und zwischenzeitlich die Marke Smart verantwortet. Seit 2023 hatte sie die interne Revision der Mercedes-Benz Group geleitet. Bei Renault wird sie als Dacia-Chefin Cambolive als Chief Growth Officer unterstellt. „Dank ihres umfassenden Wissens und ihrer Expertise im Bereich Geschäftsentwicklung können wir die Dynamik der Marke weiter vorantreiben und vor allem gemeinsam die nächste Herausforderung angehen: die Elektrifizierung der Produktpalette „à la Dacia“. Nachdem sich die Marke nun fest auf dem europäischen Einzelhandelsmarkt etabliert hat, ist es an uns, sie zu einem neuen Maßstab für Elektrofahrzeuge zu machen“, gibt Cambolive die strategische Richtung für Adt gleich vor – hin zu günstigen E-Autos.
Dabei werden sowohl Cambolive als Renault-Markenchef als auch Adt wohl viel mit Philippe Brunet zusammenarbeiten, denn der Manager wird zum Chief Technology Officer (CTO) ernannt – damit tritt er die Nachfolge von Philippe Krief an, der weiterhin CEO von Alpine bleibt. Er wird den Bereich Technik sowohl für die Renault Group als auch für die E-Auto-Sparte Ampere leiten. „Die einzigartige Position des CTO wurde geschaffen, um Innovation und Entwicklung zu beschleunigen und die Koordination mit den Bereichen Produktplanung, Qualität, Beschaffung, Fertigung und Lieferkette zu verbessern“, so Renault. „Aufbauend auf seiner erfolgreichen Tätigkeit in der Group, wo er insbesondere die Elektrifizierung (E-Tech-Technologien) und die EV-Wertschöpfungskette gestärkt sowie die Entwicklungszeiten bei den Twingo- und Batterieprojekten verkürzt hat, wird Philippe Brunet die nächste Phase der technischen Transformation der Renault Group leiten.“
Weitere personelle Änderungen haben weniger mit der Elektromobilität zu tun. Anthony Plouvier, bisher Vice President Procurement Strategy and Transformation, wird zum Chief Procurement Officer ernannt und tritt damit die Nachfolge von François Provost an. Der für Fertigung und Qualität verantwortliche Manager Thierry Charvet erweitert seinen Aufgabenbereich um den Bereich Lieferkette. Claire Fanget, bisher Leiterin der Personalabteilung der Marke Renault, wird zur Chief People & Organisation Officer ernannt und tritt die Nachfolge von Bruno Laforge an, der das Unternehmen verlässt. Alle bisher in diesem Artikel genannten Managerinnen und Manager bleiben bzw. werden Teil des sogenannten „Führungsteams“. Das gilt auch für Christian Stein, der Chief Communications Officer bleibt, aber zusätzlich Teil des Führungsteams wird.
renault.de (Personalien), renaultgroup.com (Dacia)
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