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„Kunden auf der Reise zur Elektrifizierung begleiten“ – Dr. Stefan Demmerle, BorgWarner

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BorgWarner gilt als einer der traditionsreichsten Zulieferer der Automobilindustrie. Im Gespräch auf der IAA Mobility in München erklärt Dr. Stefan Demmerle, Chef der Elektroantriebssparte von BorgWarner, wie der US-Konzern den Wandel vom Verbrennungsspezialisten zum Elektrifizierungsanbieter gestaltet, warum Range Extender wieder im Kommen sind und wieso Technologieoffenheit entscheidend bleibt.

BorgWarner, vor fast hundert Jahren gegründet und in Auburn Hills im Großraum Detroit heimisch, hat seine Wurzeln tief im klassischen Antriebsstrang – doch die Zukunft ist elektrisch. „BorgWarner ist traditionell ein Unternehmen, das von der Verbrennerseite her kommt“, sagt Dr. Stefan Demmerle. „Seit 2015 haben wir unsere Strategie umgesetzt, das Unternehmen fit für die Elektromobilität zu machen.“ Den Start markierte die Übernahme des Elektromotorenherstellers Remy, gefolgt von Delphi Technologies im Jahr 2020. Diese Schritte hätten die Basis dafür gelegt, um „von einer puren Verbrennerfirma zu einer Elektrifizierungsfirma“ zu werden – ein Prozess, der laut Demmerle „mindestens zehn Jahre brauchen“ wird.

Im Zentrum der Transformation stehen elektrische Antriebe. „Für uns im Fokus ist alles, was den Antrieb angeht: Elektromotoren, Getriebe, Leistungselektronik“, erläutert Demmerle, der an der TU München Maschinenbau studierte, danach in Grenoble promovierte und schließlich bei Siemens VDO Automotive und Continental Karriere machte, bevor er 2012 zu BorgWarner wechselte.

Als Beispiel für das Produktportfolio von BorgWarner nennt Demmerle ein voll integriertes System, bei dem Elektromotor, Inverter und Getriebe zusammenarbeiten – eine Lösung, die bereits bei einem führenden chinesischen Hersteller im Einsatz ist. Plug-in-Hybride und Range Extender spielen dabei eine wichtige Rolle. Letztere gewinnen wieder an Bedeutung: „Wir sehen mehr und mehr Interesse an den Range Extendern“, sagt Demmerle. Der Grund: Sie seien technisch einfacher als ein Hybrid, da „der Elektromotor immer das Fahrzeug antreibt und der Verbrenner nur dazu da ist, die Batterie aufzuladen, wenn keine Ladesäule in der Nähe ist“.

Ein weiteres Kernthema ist das Thermomanagement. BorgWarner produziert Zellkühlsysteme für Batterien, um deren Leistungsfähigkeit zu sichern. „Wir starten in Kürze mit diesem Produkt in Serie“, erklärt Demmerle. Der Konzern könne hier auf jahrzehntelanges Know-how aus der Verbrennertechnik zurückgreifen, etwa beim Hartlöten von AGR-Kühlern. Auch Heizsysteme für E-Fahrzeuge spielen eine wachsende Rolle. „Wir haben hier den ersten 800-Volt-Heizer in Serie gebracht“, berichtet Demmerle. Der nächste Entwicklungsschritt sei die Integration von Kompressor und Heizer, um „weniger Stecker, weniger Leitungen und geringere Kosten“ zu erreichen.

Kostenoptimierung bleibt für ihn der Schlüssel zum Durchbruch der Elektromobilität. „In der E-Mobilität sind wir da eher noch am Anfang“, sagt Demmerle. „Aber um Momentum aufzubauen, müssen wir auf die Kosten schauen.“ BorgWarner beobachte weltweit sehr unterschiedliche Entwicklungsgeschwindigkeiten – mit China als Vorreiter, den USA im Rückwärtsgang und Europa noch unentschlossen. „Unsere Teams haben eine Menge Autonomie, um sich auf die Geschwindigkeit der Entwicklung in den Regionen einzustellen“, so Demmerle.

Trotz der globalen Unterschiede setzt BorgWarner auf Offenheit. „Was für uns wichtig ist, ist die Technologieoffenheit“, betont Demmerle. Das Unternehmen akzeptiere sowohl Verbrenner- als auch Elektroantriebe – entscheidend sei, was der Markt verlange. „Wir wissen nicht, welches Produkt morgen erfolgreich ist. Diese Flexibilität müssen wir haben“, sagt Demmerle.

Sein Fazit: Nur wer breit aufgestellt ist, kann in der Transformation bestehen. „Wir wollen unsere Kunden auf der Reise zur Elektrifizierung begleiten“, so Demmerle. „Und wir wollen sicherstellen, dass niemand keine Fahrzeuge bauen kann, weil die Zellkühlung fehlt.“

5 Kommentare

zu „„Kunden auf der Reise zur Elektrifizierung begleiten“ – Dr. Stefan Demmerle, BorgWarner“
Peet
12.10.2025 um 08:02
Ein Range Extender ist auch ein Hybrid. Ein serieller Hybrid
Uwe Flad
12.10.2025 um 09:24
Range Extender, was für ein unnütz teures Vehikel. Und das nur um „German Reichweitenangst“ zu zerstreuen.
Walter Kupfer
14.10.2025 um 08:45
Es ist klar, dass ein Zulieferer alle bedienen will, die im Rückwärtsgang (USA), die Unentschlossenen (EU), die Vorreiter (China) und daher für Technologieoffenheit plädiert. Am Ende werden nur die Vorreiter und die "fast follower" überleben. Über die Sinnhaftigkeit eines Range-Extender überhaupt noch zu diskutieren ist überflüssig.
Energisch Joe
15.10.2025 um 01:30
Guten Tag!...und täglich grüßt das Murmeltier... BMW hatte schon mit seinem Pionierfahrzeug BMW i3 (ja, der Stadt-Viersitzer mit der Carbon-Karosserie) auch einen Range-Extender serienmäßig um einen spürbaren Aufpreis in der Bestell-Liste. Das war am Anfang für längere Strecken sogar überlegenswert weil der Akku lächerlich klein war und eine Schnell-Ladebuchse saftig Aufpreis kostete. Aber schon nach dem Akku-Update und der Standard-CCS-Schnelladebuchse war er sinnloser Ballast und er wurde sogar AUS DER BESTELL-LISTE GESTRICHEN!Mein Gott, was ist das Gedächtnis der Industrie kurz oder wir als Kundschaft können uns auch schon nichts mehr merken, denn so lange ist das mit dem BMW i3 gar nicht her. Oder dem Opel Ampera, auch ein Range-Extender-Fahrzeug, oder dem Mazda MX-30 e-Skyactive R-EV, jaaa, auch ein Range-Extender-Fahrzeug.Gebraucht sind sicher noch ein paar erhältlich, aber so was neu kaufen?Ich wünsche Borg-Warner daß sie mit den eAuto-Teilen ihre Existenz sichern können, denn das ist wichtig und für uns in Europa auch...Da bei reisetauglichen eAutos die wählbaren großen Akku-Versionen ab ca. 80 kWh beginnen bei moderatem Aufpreis und das Schnell-Laden ab 150 kW Leistung stattfindet schafft man bei der Ladepause eh kein normales Essen mehr, maximal eine WC-Pause und dann Kaffee mit einer Kleinigkeit.Und für Diesel-Dieter kämpfen FDP, CXU und AFD heftig für ein Fossil- Verbrennerleben nach 2035 ;o)) das man sich dann halt leisten wollen muss.mit freundlichen Grüßen
Christian Kiemer
15.10.2025 um 08:26
Bezugnehmend auf obiges Zitat „Wir haben hier den ersten 800-Volt-Heizer in Serie gebracht“ Das ist sicherlich BorgWarner intern zu verstehen ?! Denn die Automobilindustrie kennt 800V Heitzer längst von anderen Playern! Schön zu lesen, dass die Technologie in der Spannungslage nun endlich auch weiter verbreitet zum Einsatz kommen soll. Höhere Spannungsklassen in Richtung sind klar die Zukunft!

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