Induktives Laden: E-Road bei Paris soll 200 kW Dauerleistung übertragen

Ein Konsortium rund um die französische Autobahngesellschaft Vinci Autoroutes will auf einem Abschnitt der A10 bei Paris das induktive Laden von Elektrofahrzeugen während der Fahrt erproben. Die Installation entsprechender Spulen in die Fahrbahn startete schon Anfang des Jahres. Jetzt ist spruchreif, dass diese 200 kW Dauer- und 300 kW Spitzenleistung übertragen sollen.

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Bild: Electreon

Die A10-Teststrecke ist in der Nähe der Stadt Angervilliers bei Paris gelegen und 1,5 Kilometer lang. Seit Anfang Januar werden unter den Asphalt die benötigten Induktionsspulen eingesetzt. Dabei greifen die Verantwortlichen auf ein System der israelischen Firma Electreon zurück, die auf induktive Ladesysteme spezialisiert ist. Wie schon 2023 angekündigt, handelt es sich dabei um ein „System der nächsten Generation“ mit deutlich erhöhter Stromübertragungskapazität, zusätzlichen Softwarefunktionen wie Echtzeitüberwachung und einer robusteren Architektur.

Wie hoch die Stromübertragung ausfällt, haben die Projektteilnehmer nun auch beziffert: „Drei Labore der Universität Gustave Eiffel führten vor Ort Testkampagnen unter realen Verkehrsbedingungen durch. Ihre erste Analyse der gesammelten Daten ist bereits vielversprechend: Das installierte Induktionssystem kann unter optimalen Dauerbedingungen sicher Spitzenleistungen von über 300 kW und Durchschnittsleistungen von über 200 kW liefern“, heißt es in einer begleitenden Mitteilung. Neben Vinci Autoroutes, Electreon und der Universität Gustave Eiffel sind an dem Projekt namens „Charge as you drive“ noch Vinci Construction, Hutchinson und Bpifrance beteiligt, die französische Investmentbank des öffentlichen Sektors.

In Deutschland ist übrigens ein ähnliches Projekt angelaufen: Auf der A6 in der Oberpfalz ist ebenfalls eine Teststrecke zum induktiven Laden von Elektrofahrzeugen während der Fahrt in Vorbereitung. Der Abschnitt zwischen Amberg-West und Sulzbach-Rosenberg ist knapp einen Kilometer lang. Erste Testfahrten im Rahmen des Projekts E|MPOWER sind für die zweite Jahreshälfte geplant. Auch hier ist Electreon der Technologie-Partner.

Doch zurück nach Frankreich: Für die Test wurden jeweils ein Lkw, ein Transporter, ein Auto und ein Reisebus mit Empfängerspulen ausgestattet, um das dynamische Induktivladen direkt mit unterschiedlichen Fahrzeugtypen zu erproben. „Die ersten Ergebnisse der laufenden Tests […] bestätigen die Erkenntnisse früherer Studien“, erläutert Nicolas Notebaert, CEO von Vinci Concessions und Präsident von VINCI Autoroutes. „Der Einsatz dieser Technologie auf Frankreichs Hauptstraßennetzen, zusätzlich zu Ladestationen, wird die Elektrifizierung schwerer Fahrzeugflotten weiter beschleunigen und damit die Treibhausgasemissionen des Fracht- und Logistiksektors reduzieren, der allein für mehr als 16 % der Gesamtemissionen des Landes verantwortlich ist.“

„Dies ist ein entscheidender Moment in der weltweiten Entwicklung elektrischer Straßen“, kommentiert Oren Ezer, CEO von Electreon. „Die herausragende Leistung des Systems, die im Rahmen des Projekts demonstriert und von unabhängigen Laboren in Frankreich verifiziert wurde, zeigt, dass die Technologie die einzige ist, die dynamisches Fahrzeugladen mit dieser Leistung und Zuverlässigkeit ermöglicht – ohne dass ein Wettbewerber mit diesem Standard mithalten kann.“ Die eigene Technologie erfülle und übertreffe sogar alle Anforderungen der französischen Regierung, so Ezer. „Ich bin überzeugt, dass diese Ergebnisse den Weg für den Ausbau von Tausenden von Kilometern drahtloser Straßen mit unserer Technologie in Frankreich und später in ganz Europa ebnen.“

prnewswire.com

12 Kommentare

zu „Induktives Laden: E-Road bei Paris soll 200 kW Dauerleistung übertragen“
Why Not
25.10.2025 um 11:53
Sofern der Strom nicht verschenkt werden soll sehe ich Probleme mit den Eichbehörden.
hamletmaschinist
25.10.2025 um 21:21
Die Übertragungsverluste sorgen zumindest für eine eisfreie/trockene Fahrbahn bis 200m hinter dem Testfahrzeug. Das ist noch bekloppter als eine Oberleitung.
Battie
25.10.2025 um 21:29
Bei 80 km/h bringt 1,5 km Laden mit 200 kW gerade mal nicht mal 4 kWh in die Batterie. Oder will man nun Dutzende km Induktionsschleifen verlegen bzw. gar die wichtigen Strecken durchgehend damit ausstatten? Das ist doch wohl ähnlich aufwändig wie Oberleitungen. Und müssen Lkw Fahrer nicht auch mal Ruhezeiten einhalten oder zwischendurch kurz Station machen, was zum stationären Laden problemlos geeignet ist, selbst wenn 2 Fahrer an Bord sind?
ioniqKnechter
01.11.2025 um 17:23
Ehy Battie... Du hast den Verbrauch während der Fahrt u den Wirkungsgrad der induktiven Ladung vergessen. Somit kommt im Akku auf einer Strecke von 1,5 km bei Tempo 80 kmh maximal 2,25 kWh im Akku an. Also während der Fahrt induktiv Laden, da sehe ich keine Zukunft.
JEF
26.10.2025 um 13:46
Das Laden von 4 kWh über 1,5 km ist doch gar nicht so schlecht, wenn ein Lkw auf der gleichen Strecke nur 2 kWh verbraucht. Dann wäre eine beim Start leere Batterie nach rund 300 km Fahrt wieder voll ;-).
Benjamin
25.10.2025 um 22:26
Länder wie UK und NL haben gleich gesagt: viel zu teuer, völlig sinnfrei und pure Steuergeldverbrennung. Schweden, Frankreich und Deutschland dagegen lassen sich von Electreons Lobbygeschwafel einlullen und verballern jetzt Millionen für Teststrecken, in die haufenweise Kupfer in den Asphalt gekloppt wird. Aiwanger gefällt das!
Jörg
26.10.2025 um 07:34
Mein Gott, baut LKW-Parkplätze mit Lademöglichkeit aus, der Flaschenhals ist eh die Lenkzeit und nicht die Kapazität der Akkus
JEF
26.10.2025 um 13:43
Tolle Idee! Und bitte stellt auch gleich wieder Telefonzellen dazu auf!
Benjamin
26.10.2025 um 16:19
Electrreon ist nur an Cash interessiert. Die konduktive Infrastruktur wird mit induktivem Unterbau nicht kleiner oder weniger. Mit induktiver Infrastruktur bauen sie zusätzliche Energieinfrastruktur in die Landschaft. Keiner, wirklich keiner, hat Interesse seine Flotte teuer umzubauen, um dann viel teureren Stom zu beziehen. Fahrzeugbatterien werden mit induktiven Straßen keinesfalls kleiner. Electreon täuscht, die wahren Kosten trägt die Gesellschaft.
Urs
26.10.2025 um 12:08
Ich bin ja auch ein Techno-Nerd, aber bei dieser Idee sollte man doch vorab mal die Wirtschaftlichkeit prüfen. Dann das knappe Geld in sinnvollere Ideen wie Ladeparks mit Batteriespeicher zur Spitzenlastdeckung inverstieren.
Gregor
27.10.2025 um 07:49
kommende Woche tested der Elektrotrucker die Strecke. Er hat letzte Woche den Lkw dort hin transportiert. Wenn er dann die Realität berechnet, ist das Projekt ehe gestorben.
erFahrer
27.10.2025 um 09:14
Ganz große Klasse mit dieser Ladeleistung kann der Wagen also seinen Betriebsstrom + zusätzliche 30% Reichweite verlängern. Wenn also FR 90% seiner Autobahnen damit bestückt, schaffen es die Fahrzeuge bis zu Depot. Vielleicht sollte einfach eine Zug-Seilbahn in den Boden kommen, dann könnte auch …… ob Wasserstoff oder Induktion.Beides zeigt den Fachkräftemangel der mit „Amigos“ kompensiert wird auf. , siehe auch podcast „teuer bauen“

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