Robotaxi-Offensive: Nvidia holt Uber und Industriepartner ins Boot

Nach jüngsten Gerüchten, wonach Nvidia ein großes Robotaxi-Projekt anschieben will, ist nun klar: Der Chiphersteller plant keinen Alleingang, sondern eine Kooperation mit der Fahrdienst-App Uber, dem Autokonzern Stellantis und dem Auftragsfertiger Foxconn. Davon unabhängig wollen Mercedes-Benz und Lucid mithilfe von Nvidia Luxusautos mit Level-4-Autonomie bauen.

Nvidia uber robotaxi
Bild: Nvidia

Die neue Kooperation von Nvidia, Uber, Auftragsfertiger Foxconn und Stellantis ist dabei mehrstufig angelegt: Zum einen will Uber ab 2027 mit dem Ausbau seiner globalen autonomen Flotte beginnen und peilt 100.000 Fahrzeuge verschiedener Hersteller an – eine dazu passende Kooperation mit VW ist bereits bekannt. Unterstützt wird die Flotte dabei von einer gemeinsamen KI-Infrastruktur auf Basis der Plattform Nvidia Cosmos. Und zum anderen wollen Uber, Nvidia, Stellantis und Foxconn gemeinsam autonome Fahrzeuge nach Level 4 (vollautomatisiert, fahrerlos und auf ein bestimmtes Betriebsgebiet beschränkt) für Robotaxi-Dienste entwickeln und bauen.

Bleiben wir zunächst bei der Vereinbarung, in die der Autokonzern Stellantis involviert ist: Gemeinsam wollen die Unternehmen ihre Stärken bündeln, also die Fahrzeugentwicklungs- und Fertigungskompetenz von Stellantis, Nvidias Software für autonomes Fahren und KI-Computing, Foxconns Fähigkeiten in Elektronik und Systemintegration sowie Ubers führende Position im Bereich Ride-Hailing, um bei autonomen Fahrzeugen auf Level 4 zu kooperieren.

Im Rahmen dieser Initiative soll Stellantis als einer der ersten OEMs ab 2028 mindestens 5.000 Level-4-Fahrzeuge für den Robotaxi-Betrieb in den USA und international an Uber liefern, die mit der Lösung Nvidia Drive ausgestattet sind. Die Fahrzeuge sollen auf Basis der neuen Kleinwagen-Plattform STLA Small sowie der K0-Plattform für mittelgroße Vans gebaut werden.

Kombiniert man diese Infos mit den kaum erkennbaren Konzeptfahrzeugen im folgenden Pressebild, so könnten einerseits Kompakt-SUVs wie z.B. ein Jeep Avenger oder Peugeot e-2008 für Fahrten mit wenigen Fahrgästen zum Einsatz kommen. Und andererseits Vans wie der Peugeot e-Traveller für Fahrten mit mehr Fahrgästen oder Ridepooling. Übrigens sollen Fahrzeuge der K0 auch in einer Robotaxi-Kooperation zwischen Stellantis und Pony.ai eingesetzt werden.

Stellantis zusammenarbeit mit nvidia uber und foxconn
Bild: Stellantis

„Autonome Mobilität eröffnet unseren Kunden neue und kostengünstigere Transportmöglichkeiten“, sagt Antonio Filosa, CEO von Stellantis. „Wir haben AV-fähige Plattformen entwickelt, um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden. Durch die Partnerschaft mit führenden Unternehmen aus den Bereichen KI, Elektronik und Mobilitätsdienstleistungen wollen wir eine skalierbare Lösung schaffen, die intelligentere, sicherere und effizientere Mobilität für alle ermöglicht.“ Uber wiederum übernimmt im Rahmen der Kooperation die vollständige Flottenverwaltung, einschließlich Fernwartung, Laden, Reinigung, Wartung und Kundensupport.

„Robotaxis markieren den Beginn einer globalen Transformation der Mobilität – für einen sichereren, saubereren und effizienteren Transport“, sagt Jensen Huang, Gründer und CEO von Nvidia. „Gemeinsam mit Uber schaffen wir einen Rahmen für die gesamte Branche, um autonome Flotten in großem Umfang einzusetzen, unterstützt durch die KI-Infrastruktur von Nvidia. Was einst Science-Fiction war, wird schnell zur alltäglichen Realität.“

Mercedes plant autonome S-Klasse auf Level 4

Im Rahmen der Bekanntgabe der Partnerschaft mit Uber hat Nvidia auch Kooperationen mit Mercedes-Benz und Lucid im Bereich Autonomes Fahren erwähnt. Diese sind aber nicht Teil des Deals rund um Uber, sondern eigenständig zu betrachten.

So heißt es zu Mercedes-Benz, dass die Stuttgarter die zukünftige Zusammenarbeit mit branchenführenden Partnern auf Basis ihres eigenen Betriebssystems MB.OS und der Lösung Drive AGX Hyperion von Nvidia testen. Demnach soll die neue S-Klasse „ein außergewöhnliches Chauffeur-Erlebnis nach Level 4 bieten, das Luxus, Sicherheit und modernste Autonomie vereint“. Bisher bietet Mercedes-Benz bereits als einziger Hersteller in Deutschland und den USA hochautomatisiertes Fahren nach Level 3 an. Dabei dürfen Fahrer in bestimmten Situationen die Hände vom Lenkrad und die Augen von der Straße nehmen, müssen aber bereit sein, innerhalb von zehn Sekunden das Steuer wieder zu übernehmen.

Lucid will reguläre Pkw mit Level-4-Autonomie anbieten

Der kalifornische Luxus-Elektroautohersteller Lucid treibt ebenfalls die Entwicklung von Level-4-Autonomiefunktionen für seine Pkw der nächsten Generation voran und nutzt für seine kommenden US-Modelle die Nvidia-Software für Autonomes Fahren auf der Plattform Drive Hyperion. Das Unternehmen betont, dass es eines der weltweit ersten autonomen Fahrzeuge nach Level 4 für Endverbraucher anbieten will: „Jetzt gehen wir den nächsten Schritt, indem wir modernste KI mit Lucids herausragender Ingenieurskunst kombinieren, um die intelligentesten und sichersten autonomen Fahrzeuge auf die Straße zu bringen. In Partnerschaft mit Nvidia sind wir stolz darauf, die amerikanische Innovationsführerschaft im globalen Wettlauf um autonome Mobilität weiter voranzutreiben“, sagt Marc Winterhoff, Interims-CEO von Lucid.

Um Level 4 zu erreichen, plant Lucid, die Multisensor-Architektur von Nvidia mit Kameras, Radar und Lidar zu nutzen. Lucid beabsichtigt, zwei Computer des Typs Nvidia Drive AGX Thor, die mit dem Betriebssystem Nvidia DriveOS laufen, in seine kommende Mittelklasse-Modellreihe zu integrieren.

Erst vergangene Woche gab es Gerüchte, Nvidia arbeite angeblich an einem milliardenschweren Robotaxi-Projekt und wolle es wohl in Kürze vorstellen. Die Frage war dabei, ob Nvidia wirklich selbst zum Robotaxi-Anbieter werden will. Angesichts der aktuellen Neuigkeiten sieht es so aus, dass Nvidia den Robotaxi-Rollout vielmehr durch Partnerschaften vorantreiben will.

nvidia.com, stellantis.com, uber.com, lucidmotors.com

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