VW ID.3 und Cupra Born kommen länger aus Zwickau

Gemäß dem „Weihnachtsfrieden“ 2024 sollte das Zwickauer Elektroauto-Werk alle Modelle bis auf den Audi Q4 e-tron an andere Standorte verlieren. Jetzt hat die Geschäftsführung bei einer Betriebsversammlung jedoch angekündigt, dass der Cupra Born längerfristig aus Sachsen kommt – und der ID.3 kurzfristig weiter gebaut wird.

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Bild: Volkswagen

Mit dieser Entscheidung bleibt das Zwickauer Werk von VW Sachsen breiter aufgestellt als zuletzt geplant. Denn die wichtige Tarifeinigung kurz vor Weihnachten 2024 hatte in der Verteilung der Modelle auf die deutschen VW-Werke einige schlechte Nachrichten für Zwickau enthalten: Die beiden kompakten MEB-Modelle der Linie 1, also der VW ID.3 und der Cupra Born, sollten 2026 mit dem Facelift der beiden Baureihen nach Wolfsburg umziehen. Von den auf der Linie 2 gebauten E-SUV wird der ID.5 eingestellt und der ID.4 kommt künftig nur noch aus Emden (wo heute schon ein Teil der ID.4 gebaut wird), womit für Zwickau nur noch der Audi Q4 e-tron samt Sportback-Ableger übrig geblieben war – mit nur noch einer Baureihe schien das schon mit mehr Modellen nicht voll ausgelastete Werk angezählt. Ein Kompetenzzentrum rund um das Recycling soll zwar auch in Zwickau angesiedelt werden, die wegfallenden Kapazitäten von vier Modellen hätte das wohl aber nicht kompensieren können.

Rund ein Jahr später dürfte sich die Lage für das VW-Werk in Zwickau aber deutlich gebessert haben: Wie die Geschäftsführung bei einer Betriebsversammlung zum Jubiläum des Standorts bekannt gab, sollen die Pläne von Ende 2024 nicht komplett umgesetzt werden. So soll der Cupra Born auch künftig „exklusiv“ in Zwickau gebaut und der ID.3 länger in Sachsen produziert werden. Der Umzug nach Wolfsburg des Cupra-Modells ist also offenbar abgesagt, beim ID.3 zumindest verschoben. Entsprechende Gerüchte gab es übrigens bereits im Mai, also nur wenige Monate nach der ursprünglichen Entscheidung.

Volkswagen Sachsen hatte zu dem Jubiläum selbst eine Mitteilung veröffentlicht, allerdings ohne die Neuplanung. Denn darin heißt es noch zur Zukunft des Werks: „Perspektivisch werden Modelle an andere Standorte abgegeben.“

Hintergrund der teilweisen Rolle rückwärts sei, dass „Volkswagen die Belegung seiner beiden größten deutschen Produktionsstandorte auf Basis aktualisierter Volumenplanung neu sortiert habe“, heißt es etwa in einer Meldung der Deutschen Presseagentur DPA. Auch die Automobilwoche zitiert gleichlautend aus einem internen Schreiben. Demnach soll der ID.3 PA (PA steht für „Produktaufwertung“, also das Facelift-Modell) im Sommer 2026 in Zwickau anlaufen. Ab 2027 soll dann die Überlaufproduktion des ID.3 in Wolfsburg erfolgen, zudem wird der angeblich für das Frühjahr 2027 geplante ID.3 GTI exklusiv aus dem Stammwerk in Niedersachsen kommen.

Das Werk in Wolfsburg wurde schon vor einigen Jahren für die Produktion des ID.3 vorbereitet, auch hier sollte es sich um eine Überlaufproduktion aus Zwickau handeln – also jene Produktionsvolumina, die Zwickau nicht schafft. Da die Nachfrage aber geringer als erwartet blieb, gab es keinen Überlauf. Zwar hat sich inzwischen mit einigen Updates die Nachfrage nach dem ID.3 erhöht – ob es allerdings 2027 einen Überlauf für Wolfsburg geben wird, ist unklar. Zwar steht die „Produktaufwertung“ an, im Kern ist der seit 2019 in Zwickau gebaute ID.3 dann aber schon etwas in die Jahre gekommen. Ab 2028 soll dann aber die komplette ID.3-Fertigung in Wolfsburg erfolgen.

Aktuell liegt die Produktionskapazität in Zwickau bei 300.000 E-Autos pro Jahr. Auch wenn der Standort mit der jüngsten Entscheidung ein Mehr-Marken-Werk bleibt, steht für die aktuell 8.500 Beschäftigten eine große Veränderung an: Denn mit dem dann endgültigen Abzug des ID.3 aus Zwickau soll die Produktion von zwei auf eine Linie reduziert werden – der Cupra Born und Audi Q4 e-tron werden dann gemeinsam in einer Halle gefertigt. Laut der Automobilwoche war für Zwickau in den Plänen von 2024 eine Reduktion um 170.000 Einheiten bis 2030 geplant, in ganz Deutschland sollen bekanntlich Kapazitäten für 735.000 Autos abgebaut werden. Ob das Zwickauer Ziel in den aktuellen Plänen noch steht (also folglich 130.000 Einheiten für den Cupra und Audi übrig bleiben), ist nicht bestätigt.

In der vergangenen Woche hat der VW-Konzern mit etwas Verspätung seine sogenannte Planungsrunde für die kommenden fünf Jahre abgeschlossen – dabei werden nicht nur die Investitionen, sondern auch die Belegung der Modelle auf die einzelnen Werke verteilt. Anders als früher hat Volkswagen im Anschluss aber keine Ergebnisse veröffentlicht – das soll wohl erst bei der Jahrespressekonferenz des Konzerns im März passieren. Bis es Klarheit gibt, dürfte noch ein anderes Gerücht in der Luft bleiben: VW prüft wohl einen Umzug des Audi Q4 e-tron in die USA. Dann stünde Zwickau vielleicht doch wieder mit nur einem Modell da – wenn auch mit einem anderen, als zunächst angenommen.

sueddeutsche.de (DPA-Meldung), automobilwoche.de, volkswagen-newsroom.com (Mitteilung zum Jubiläum)

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