Ein Jahr Umweltbonus: Die Party fällt aus! (Update)

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Der Umweltbonus für Elektroautos feiert ersten Jahrestag. Doch die große Party fällt aus! Denn von mehr als 300.000 möglichen Förderungen über die Gesamtlaufzeit bis Sommer 2019 wurden im ersten Jahr nur rund 23.000 Prämien in Anspruch genommen. 

Das für die Abwicklung der Kaufprämie zuständige Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) meldete für die ersten zwölf Monate genau 23.024 Prämien, Stichtag war der 30. Juni. Würde es in diesem beschaulichen Tempo weitergehen – der Fördertopf würde noch 15 Jahre lang reichen. Doch die Kaufprämie für E-Autos wird laut Gesetz nur bis zum Sommer 2019 gewährt. Gefördert werden bekanntlich reine Elektroautos mit 4.000 Euro und Plug-in-Hybride mit 3.000 Euro. Dabei wird der Abschlag jeweils zur Hälfte von Staat und Hersteller geschultert. Von besagten 23.024 Prämien bis Ende Juni ging mit 13.083 die Mehrheit auf das Konto reiner Elektroautos (BEV). Genau 9.937 Anträge entfielen auf Plug-In-Hybride (PHEV). Nur vier Prämien-Anträge wurden für Brennstoffzellen-Fahrzeuge (FCEV) gewährt. Hier sind die wichtigsten Eckdaten aus dem ersten Jahr des Umweltbonus im Überblick:

Top 10 Anträge nach Hersteller

RangHerstellerAnzahl
1BMW5.927
2Renault3.674
3Audi3.087
4Volkswagen2.420
5Mitsubishi1.556
6Smart1.179
7Mercedes-Benz934
8Nissan882
9Tesla756
10Hyundai668

Anträge nach Art des Antragstellers

AntragstellerAnzahl
Unternehmen12.438
Privatpersonen10.150
Kommunale Betriebe176
Körperschaften163
Vereine72
Stiftungen13
Kommunale Zweckverbände12

Im ersten Jahr haben vor allem Unternehmen das Angebot wahrgenommen: Laut BAFA haben diese über 12.000 Elektroautos zugelassen – im Vergleich dazu waren es rund 10.000 von Privatleuten. Die Gründe für den mäßigen Start des Umweltbonus sind vielfältig: Die Auswahl an E-Fahrzeugen ist nach wie vor überschaubar, die Preise sind trotz Prämie vergleichsweise hoch. Und die Rahmenbedingungen stimmen nicht: In einer Großstadt wie Berlin hat man mit einem Elektroauto keinerlei Vorteile, zahlt an der öffentlichen Ladeinfrastruktur im Vergleich zum Diesel teils sogar noch drauf.

Anträge nach Bundesland

BundeslandBEVPHEVFCEVGesamt
Bayern3.2251.92205.147
Baden-Württemberg2.6351.93104.566
Nordrhein-Westfalen2.3981.90224.302
Niedersachsen1.04794211.990
Hessen99388211.876
Rheinland-Pfalz5314070938
Schleswig-Holstein4732620735
Sachsen3493750724
Hamburg3032400543
Berlin2582720530
Thüringen2122280440
Brandenburg2111660377
Sachsen-Anhalt1531800333
Saarland152740226
Mecklenburg-Vorpommern78920170
Bremen62600122
Sonstiges (Ausland)3205

„Der Gebrauchsnutzen der Elektrofahrzeuge ist noch zu gering“, sagt denn auch Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer. Die Prämie sei unvorbereitet in einer „Nacht- und Nebelaktion“ eingeführt worden, ohne die Industrie rechtzeitig einzubinden. Nach Dudenhöffers Meinung wäre es sinnvoller gewesen, vorerst in Ladestationen und Elektro-Carsharing zu investieren, damit die Konsumenten den neuen Antrieb kennenlernen können. Zugleich merkt Dudenhöffer an, dass es „schizophren“ sei, parallel zum E-Auto noch immer den Diesel an der Tankstelle massiv zu subventionieren.

Ganz anders sieht es der Verband der Automobilindustrie (VDA), der eine „sehr hohe Dynamik“ erkennen will, weil sich der Elektroanteil an den Neuzulassungen in den ersten fünf Monaten des Jahres 2017 auf 1,2 Prozent verdoppelt hat. Das täuscht natürlich nicht darüber hinweg, dass der E-Anteil in absoluten Zahlen noch immer marginal ist. Immerhin kommt seit ein paar Monaten so etwas wie Bewegung in den Markt. Ob das vielleicht auch an den drohenden Fahrverboten für Diesel-Fahrzeuge in Großstädten wie München liegt?

Anträge nach Hersteller und Modell

HerstellerModellAnzahl
RenaultZOE (BEV)3.518
BMWi3 (BEV)3.149
AudiA3 e-tron (PHEV)3.087
BMW225xe (PHEV)2.282
MitsubishiOutlander (PHEV)1.530
SmartFortwo (BEV)784
TeslaModel S (BEV)756
Volkswagene-Golf (BEV)716
HyundaiIoniq Elektro (BEV)664
NissanLeaf (BEV)604
VolkswagenGolf GTE (PHEV)594
VolkswagenPassat GTE (PHEV)584
Volkswagene-up! (BEV)526
Mercedes-BenzC 350e (PHEV)474
KiaSoul (BEV)469
VolvoV60 (PHEV)417
SmartForfour (BEV)395
BMW330e (PHEV)347
PeugeotiOn (BEV)331
Mercedes-BenzB 250e (BEV)317
Nissane-NV200 (BEV)278
CitroënC-Zero (BEV)231
ToyotaPrius (PHEV)216
RenaultKangoo Z.E. (BEV)156
BMW530e (PHEV)149
Mercedes-BenzE 350e (PHEV)143
CitroënBerlingo (BEV)81
MiniCooper S E (PHEV)71
PeugeotPartner (BEV)55
KiaOptima (PHEV)33
MitsubishiEV (BEV)26
StreetScooterWork (BEV)10
VolvoXC60 (PHEV)10
OpelAmpera-e (BEV)8
FordFocus (BEV)4
Hyundaiix35 Fuel Cell (FCEV)4
CitroënE-Mehari (BEV)3
PiaggioPorter (BEV)2

Noch ein paar Zahlen: Im März dieses Jahres wurden laut KBA genau 2.191 Elektroautos in Deutschland neu zugelassen. Im Vergleich zum März 2016 legten die Stromer damit um 98,5 Prozent zu. Plug-in-Hybride kamen im März 2017 gar auf 2.288 Neuzulassungen. Der April des laufenden Jahres kam gar auf ein Plus von 134 Prozent gegenüber Vorjahr.
wiwo.de, saarbruecker-zeitung.de, zoepionierin.de (Analyse), bafa.de (Bilanz bis 30. Juni 2017)

5 Kommentare

zu „Ein Jahr Umweltbonus: Die Party fällt aus! (Update)“
Thomas Wagner
03.07.2017 um 08:52
Es mangelt nach wie vor an Elektroautomodellen der Hersteller um wirklich eine große Vielfalt an Mobilitäts bedürfnissen abzudecken. Solange sich hier nur wenig bewegt, wird es das Elektroauto schwer haben aus der Nische herauszukommen.
Timo
05.07.2017 um 08:30
Anzahl halbieren, Prämie verdoppeln!
Jürgen Kohl
06.07.2017 um 20:15
Ich habe bei Smart nachgefragt. Der Ed Forfour hat eine Lieferzeit bis April 18, da keine Akkus zur Verfügung stehen. Das Problem sind die Hersteller! Schlaft weiter! Morgen ist Produktionsstart des Model 3 von Tesla.
Thomas Wagner
07.07.2017 um 09:21
Citroen Berlingo BEV auf Platz 6 mit 934 Zulassungen - das kann nur ein Zahlendreher sein ! Dieses BEV verkauft sich doch so gut wie gar nicht !??
Daniel Bönnighausen
07.07.2017 um 19:19
Stimmt, da war ein Zahlendreher drin. Wurde umgehend geändert. ;-)

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