Medienbericht: Erhöhung des Umweltbonus verzögert sich deutlich

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Die Erhöhung des Umweltbonus verzögert sich laut einem Medienbericht deutlich, möglicherweise um mehrere Monate. Die EU-Kommission muss die Subvention bekanntlich beihilferechtlich prüfen, doch kann das derzeit gar nicht tun – weil die Regierung den Antrag bisher nicht formal gestellt hat.

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Die Bundesregierung habe nach Informationen der „Zeit“ die Kommissionsdienststellen zwar über die neuen Beschlüsse informiert, seitdem aber keine weiteren Informationen vorgelegt – offenbar weil sie noch am finalen Gesetzestext arbeitet. „Derzeit wurde diese Regelung von Deutschland nicht angemeldet und wird daher von den Kommissionsdienststellen nicht bewertet“, so eine Sprecherin der EU-Wettbewerbsbehörde gegenüber der Wochenzeitung.

Kurz vor Weihnachten seien neue Wünsche zur Förderung zusätzlicher Fahrzeugarten an das BMWi herangetragen worden, die sich noch in der internen Abstimmung befinden, zitiert die „Zeit“ aus einem Schreiben des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA), das für die Auszahlung des Umweltbonus zuständig ist.

Noch im Januar hatte das BAFA per Tweet mitgeteilt, dass die EU-Kommission die neue Regelung noch beihilferechtlich prüfen müsse. „Das @BMWi_Bund ist optimistisch, dass die EU-KOM die Umweltprämie zügig genehmigen wird“, schrieb die Behörde weiter. So wurde suggeriert, dass der Ball in Brüssel liegt. Doch die Informationen der „Zeit“ legen nahe, dass der Ball die deutsche Hauptstadt Berlin nie verlassen hat.

Bei dem Autogipfel Anfang November hatten sich die Bundesregierung und die Industrie auf die höheren Fördersätze geeinigt. Wenige Wochen später hatte das Kabinett die Maßnahmen auch formal beschlossen. Zur Erinnerung: Für reine Elektroautos mit einem Netto-Listenpreis von weniger als 40.000 Euro soll der Umweltbonus von 4.000 auf 6.000 Euro steigen – bei einem Netto-Listenpreis bis 65.000 Euro werden noch 5.000 Euro gefördert. Auch Plug-in-Hybride werden weiter gefördert, hier soll der Satz von 3.000 auf 4.500 Euro bis zu einem Netto-Listenpreis von 40.000 Euro steigen, die Fördersumme für PHEV mit einem Netto-Listenpreis zwischen 40.000 und 65.000 Euro soll künftig bei 3.750 Euro liegen.

Bis zum Stichtag 31. Dezember 2019 sind bei der Behörde somit insgesamt 164.579 Anträge auf die Kaufprämie eingegangen, davon 109.386 für Batterie-elektrische Fahrzeuge, 55.084 für Plug-in-Hybride und 109 für Brennstoffzellen-Fahrzeuge. Der Dezember war nach Anträgen für rein Batterie-elektrische Fahrzeuge der drittbeste Monat im vergangenen Jahr – und seit Start der Kaufprämie.

Update 16.01.2020: In Anbetracht des aktuellen Berichts ist das Bundeswirtschaftsministerium wohl immer noch der Auffassung, dass im eigenen Haus alles korrekt abgelaufen sei. Gegenüber „Golem.de“ hatte das BMWi noch im Dezember erklärt, dass die beihilferechtliche Prüfung durch die EU-Kommission bereits laufe und noch andauere. Man zeigte sich optimistisch, dass die Europäische Kommission die Prämie genehmigen werde.

Nun hat „Golem.de“ mit der neuen Informationslage erneut nachgefragt. Eine Sprecherin sagte nun, der Stellungnahme aus dem Dezember „sei nichts hinzuzufügen“. Sie wollte sich dem Bericht zufolge aber nicht dazu äußern, ob die Regierung noch gar keine Unterlagen vorgelegt habe – so wie es die Sprecherin der EU-Wettbewerbsbehörde gegenüber der „Zeit“ angegeben hatte.

Update 28.01.2020: Inzwischen hat die Bundesregierung offenbar die ersten Dokumente in Brüssel eingereicht. Wie Golem.de von der EU-Kommission erfuhr, hat die Bundesregierung erst „am 20. Januar 2020 Informationen über die geplante Verlängerung vorgelegt, die die Kommission nun vorrangig prüfen wird.“ Das große Aber: Offiziell notifiziert hat die Bundesregierung den Vorgang wohl noch nicht. Wann der erhöhte Umweltbonus in Kraft treten wird, ist weiterhin offen.

Anders als bisher sollen „auch junge gebrauchte Elektrofahrzeuge, die weder als Firmenwagen noch als Dienstwagen des Ersterwerbers eine staatliche Förderung erhalten haben, bei der Zweitveräußerung einfach und unbürokratisch eine Umweltprämie erhalten“. Weitere Details zu diesem Teil der Neuregelung gibt es allerdings noch nicht.
finanznachrichten.de, zeit.de, golem.de (Update), golem.de (Update II)

19 Kommentare

zu „Medienbericht: Erhöhung des Umweltbonus verzögert sich deutlich“
Lukas
15.01.2020 um 14:58
Das ist sehr interessant!! Das heißt unsere Regierung kommt Mal wieder nicht zu Potte. Ich hoffe das wird noch mehr öffentlich, damit die Regierung mehr Druck hat da endlich weiter zu machen.
Alexander
15.01.2020 um 16:12
Hat der Autor hier eine Insiderinformation der Zeit? Auf der Homepage der Zeit finde ich jedenfalls keine entsprechende Meldung.Ich kann das ja nicht glauben, das wäre ja schon fast ein Skandal. Vermutlich werden hier Tausende von Bestellungen mit signifikatem Umsatz- und Umweltentlastungspotenzial zurückgehalten, weil die Besteller darauf warten, dass die Freigabe in den nächsten Tagen kommt, was ja vom BMWi und der Bafa seit vielen Wochen suggeriert wird.
Holger Jeltsch
16.01.2020 um 08:59
nicht glauben ??? Kleiner Scherz!
stan
15.01.2020 um 20:57
Oben ist doch der Link zum Artikel der Zeit
Alexander
15.01.2020 um 18:18
Jetzt habe ich es auch gesehen. Wurde aber erst nach Ihrem Artikel bei der Zeit veröffentlicht.https://www.zeit.de/2020/04/elektroautos-kaufpraemie-bundesregierung-autoindustrie-wirtschaftspolitik
Topi
15.01.2020 um 18:09
Wenn die deutschen Hersteller den Startschuss geben , ja dann wird das Ganze schnell über die Bühne gehen. Aber jene sind ja noch nicht soweit, und bevor man Firmen wie Tesla zum nächsten Umsatzhoch verhilft........ . Ein Schelm der Arges denkt.
Frank Z
16.01.2020 um 09:28
Das dachte ich mir ebenfalls vor wenigen Tagen schon. Dauert halt noch, bis der ID3 kommt :-)
Martin
15.01.2020 um 19:43
Die Verzögerung ist nicht wirklich überraschend. Lässt sich derzeit der Golf 8 als Plug-in Hybrid konfigurieren? Nein. Lässt sich der Id.3 konfigurieren bzw. bestellen? Nein.Also denkt euch folgendes Szenario. VW ruft bei Bundesregierung an.VW: "Könnt Ihr den Umweltbonus zurückhalten? Wir sind noch nicht soweit. Sonst bestellen die Leute alle bei H