Intelligente Stromumverteilung dank V2G-fähigen E-Autos

TenneT, Nissan und The Mobility House (TMH) haben ein 2018 gestartetes Vehicle-to-Grid-Pilotprojekt zur Umverteilung erneuerbarer Energien in Deutschland beendet. Im Zentrum standen dabei Batterien von Elektroautos zur Speicherung und Einspeisung lokal produzierten Stroms.

Angesetzt war das Projekt in der TenneT-Regelzone in Nord- und Süddeutschland. Konkret dienten dort Nissan-Stromer mit V2G-fähigen Batterien als mobile Energiespeichersysteme, um lokale Überlastungen der Stromversorgung bzw. -nachfrage unmittelbar auszubalancieren. Dabei wurde der im Norden zur Verfügung stehende Windstrom von E-Autos in der Region genutzt und gleichzeitig im Süden Strom aus vollgeladenen Akkus in das Stromnetz zurückgespeist – anstatt die fossile Erzeugung zu erhöhen.

Die Mobilitäts- und Ladeanforderungen der Fahrzeugnutzer seien dabei berücksichtigt worden, äußern die Projektpartner. Ihr Fazit: „Die Nutzung erneuerbarer Energien konnte gesteigert und eine Abregelung der Windkraft im Norden mit hohen Kosten- oder wertvollen Energieverlusten vermieden werden.“ Der Test war Teil der vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten SINTEG-Schaufensterprojekte. SINTEG steht für „Schaufenster intelligente Energie – Digitale Agenda für die Energiewende“.

Gestartet worden war das Projekt 2018 aus der Erwägung heraus, dass es einer Lösung für die zunehmenden Transportengpässe im Stromnetz bedarf. Diese resultieren aus der vermehrten, dezentralen Einspeisung erneuerbarer Energien (46% in 2019). Bis dato müssen Stromnetzbetreiber wie TenneT überschüssige erneuerbare Energie im Norden Deutschlands abregeln und zeitgleich im Süden die konventionelle Stromerzeugung hochfahren – „eine teure Angelegenheit vor allem zu Spitzenlasten“, so der Netzbetreiber. 2017 lagen die Kosten zur Ausbalancierung des Netzes beispielsweise bei knapp einer Milliarde Euro (TenneT-Regelzone). Eine Summe, die über die Netzentgelte letztlich den Stromverbrauchern weitergegeben wird.

Eine auf E-Fahrzeugen basierende, intelligente Umverteilungsmaßnahme könnte helfen, diesen Betrag zu senken, so das Kalkül der Projektpartner. Gesteuert wird diese durch das Lade- und Energiemanagementsystem ChargePilot von The Mobility House. Die Software ist laut TenneT die Voraussetzung dafür, dass „die kleinteiligen und dezentralen Kapazitäten von Stromfahrzeugen von den Netzbetreibern effizient in die Netzbewirtschaftung mit aufgenommen werden können“. Im Zuge des nun beendeten Projekts sei zur Ladesteuerung der Redispatch-Maßnahmen neben der Technologieplattform von The Mobility House (die übrigens auch bei einem Smart-Grid-Projekt auf der portugiesischen Insel Porto Santo zum Einsatz kommt) auch eine Plattform von TenneT eingebunden gewesen.

„Das Pilotprojekt hat gezeigt, dass wir Elektromobilität in Zukunft nutzen können, um die stark vom Wetter abhängige erneuerbare Stromproduktion flexibel zu steuern“, resümiert TenneT-Geschäftsführer Tim Meyerjürgens. Das entlaste das Stromnetz und helfe, die teure Abregelung von Windanlagen zu begrenzen. „Die kurzfristige Flexibilität, die die Elektromobilität uns so zur Verfügung stellt, kann den Netzausbau ergänzen und zu einem wichtigen Baustein der Energiewende werden“, folgert er.

Auch nach Abschluss des Projekts wollen die Partner die Entwicklung auf diesem Gebiet weiter vorantreiben. TenneT arbeitet aktuell nach eigenen Angaben an einer europäischen Plattform mit weiteren Übertragungsnetzbetreibern. „Diese erlaubt es kleinteilige, dezentrale Flexibilitäten wie Elektroautos im großen Stil in das Energiesystem zu integrieren“, so das Unternehmen. Parallel dazu stattet The Mobility House in Kooperation mit vielen Automobilherstellern Unternehmensflotten mit seinem Lade- und Energiemanagementsystem aus. Sobald es regulatorisch möglich sei, profitierten diese dann von Erlösen und könnten so ihre Flotten noch günstiger und CO2-freier betreiben, heißt es. Dazu müssten aber die politischen Rahmenbedingungen für eine intelligente und bidirektionale Einbindung von Elektromobilität in das Energienetz geschaffen werden.
nissannews.com, tennet.eu

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