Schließt auch Maingau Energie Ionity aus?

Auch Kunden von Maingau Energie werden ihre Elektroautos laut einem Medienbericht bald nicht mehr an den inzwischen über 200 HPC-Standorten von Ionity in Europa laden können. Inzwischen hat der Anbieter jedoch widersprochen – Ionity soll Teil des Maingau-Angebots bleiben.

Wie zuvor schon die EnBW konnte sich auch Maingau Energie mit dem Betreiberkonsortium nicht auf einen neuen Roaming-Vertrag mit Vorzugskonditionen einigen, berichtet Edison unter Berufung auf Unternehmenskreise. Dem widerspricht der Anbieter nun in einem Facebook-Post. Ionity werde weiterhin im „Einfach Strom Laden“-tarif angeboten, heißt es dort. „Unser Ziel war es von Anfang an, der Anbieter mit der besten Verfügbarkeit zu sein und das hat sich nicht geändert“, heißt es dort.

Im Zuge der Umstellung auf einen verbrauchsbasierten Tarif hatte Ionity für Kunden ohne Vertragsbindung einen Preis von 0,79 Euro pro Kilowattstunde festgelegt. Über die Ladekarten und Apps anderer Anbieter konnte wie schon zuvor zu anderen Konditionen an den Iointy-Säulen geladen werden. Während die an Ionity beteiligten Autobauer den Kunden ihrer E-Modelle weiter Sonderkonditionen gewähren, haben in der Folge andere Anbieter ihre Preise allgemein oder nur an Ionity-Säulen angehoben. Den sogenannten B2B-Preis, über den die Mobility Service Provider den Ladestrom bei Ionity einkaufen können, wird von dem Unternehmen nicht genannt. Er dürfte aber in der Nähe des Direktkunden-Preisen von 0,79 €/kWh liegen.

Bereits bei der Ionity-Preiserhöhung im Januar hatte ein Sprecher von Maingau Energie gegenüber electrive.net angekündigt, dass man die Preise in seinem „Einfach Strom Laden“-Tarif nicht anheben wolle. Damit können Nutzer für 0,35 €/kWh laden, Strom- oder Gas-Kunden von Maingau sogar für 0,25 €/kWh. Wenn Maingau den Strom bei Ionity zu einem deutlich höheren B2B-Preis einkaufen muss, macht der Anbieter mit jeder geladenen Kilowattstunde ein Minus.

Vor wenigen Tagen hatte der baden-württembergische Energieversorger EnBW Ionity aus seinem Programm genommen. Die Wirtschaftlichkeit (das DC-Laden mit der „mobility+“-Karte oder -App kostet 49 Cent je kWh, im Viellader-Tarif für 4,99 Euro pro Monat noch 39 Cent) sei nicht der einzige Grund gewesen. „Einen Preis von 79 Cent je Kilowattstunde halten wir zur Förderung der Marktentwicklung nicht für zielführend“, schreibt EnBW in einer aktuellen Info-Mail. „Wir sind der festen Überzeugung, dass die Elektromobilität zunächst aus Sicht der Verbraucher betrachtet werden muss.“

Wie Edison weiter berichtet, ist in den vergangenen Wochen die Zahl der Ladevorgänge bei Ionity eingebrochen – wohl nicht wegen der Preispolitik, sondern der Corona-Krise. In dem Bericht ist von einem Rückgang von über 60 Prozent die Rede. Mehr zu den Auswirkungen der Corona-Krise auf die Ladeinfrastruktur-Anbieter – inklusive eines Vor-Ort-Besuchs an einem Ionity-Standort – sehen Sie in unserer aktuellen Video-Ausgabe:

Zudem soll der Ausbau der Lade-Infrastruktur bei Ionity stocken. Die neuen Ladestationen im eigenen Design kommen unter anderem von Tritium und ABB und werden eigentlich in Norditalien gefertigt. Wegen der Corona-Krise stehen dort aber die Bänder still, was den Nachschub erschwere. Nach Informationen von Edison geht Ionity deshalb intern bereits aus, dass das Ziel von 400 Ladeparks bis Ende 2020 nicht mehr erreicht werden kann.
edison.media

6 Kommentare

zu „Schließt auch Maingau Energie Ionity aus?“
Robert
31.03.2020 um 14:46
das wäre die richtige Reaktion auf Ionity diesem Konsortium die rote Karte zeigen wie es auch ENBW gemacht hat. Maingau könnte aber auch eine eigene Karte Maingau Ionity herausbringen und die Kunden entscheiden lassen ob sie diese dann für 79 Cent pro kw annehmen (kann ich mir persönlich aber nicht vorstellen)
Peter B.
01.04.2020 um 09:51
Freie Marktwirtschaft eben. Die Kunden von BMW, Benz und Co. laden bei Ionity günstig und anderen wird wenigstens der Zugang ermöglicht. Das was Tesla also nicht bietet.
Marc B.
20.04.2020 um 22:32
Das stimmt so nicht! Bleiben wir doch mal bei den Fakten. 1. Tesla hat zu Beginn des Infrastruktur Ausbaus der deutschen Autoindustrie eine Zusammenarbeit vor dem Hintergrund der gemeinsamen Nutzung angeboten. Die Reaktion darauf war Spot und Desinteresse. Sich jetzt nachdem man feststellt das ein ein E-Auto nur mit vernünftiger Ladeinfrastruktur funktioniert, zu beschweren finde ich lächerlich!2. Nach meinem Kenntnisstand wird IONITY neben der Finanzierung durch die Konsortiumsmitglieder zu einem nicht unerheblichen Teil auch von Steuergeld und Zuschüssen finanziert. Das Standorte der Landeparks ggf. von Land und oder Kommune kostenfrei oder zumindest nicht zu einem ortsüblichen Preis bereitgestellt werden steht auch im Raum.Schlußendlich befremdet mich ein Wucherpreis für ein Produkt das zu einem Teil von meinem Steuergeld kreiert wird. Und das nur weil ich das falsche Auto fahre.
notting
31.03.2020 um 16:54
Z. T. fehlen Infos und z. T. sind sie falsch. 1. Der Maingau Business-Tarif der zum 1.4.2020 eingeführt wird kostet 0,49 statt 0,35EUR/kWh. Es ist anzunehmen, dass Geschäftskunden eher ein Fahrzeug bei Ionity laden werden schlicht weil sie eher Fahrzeuge mit >150kW max. Ladeleistung haben bzw. 800V-Fahrzeuge (doppelte Ladeleistung bei gleichem Strom, was gerade bei >175(?)kW sehr interessant ist). 2. Maingau verlangt heute schon für Ionity-Ladesäulen z. T. deutl. mehr als 0,35/0,49EUR/kWh. Beispiel: Österreich wo (ohne Strom-/Gasvertrag) 0,25EUR/kWh Aufschlag(!) zu den 0,35/0,49EUR/kWh fällig werden = 0,60/0,74EUR/kWh während Ionity auch dort einen Gast-Tarif mit 0,79EUR/kWh anbietet. In der Schweiz ist übrigens aktuell der Ionity-Gast-Tarif etwas billiger als im EUR-Raum, da selber Betrag in beiden Währungen und wegen dem aktuellen Wechselkurs (wo Maingau Energie ggf. 0,05EUR/kWh Aufschlag verlangt). In Schweden: Maingau 0,30EUR/kWh Aufschlag -> 0,65/0,79EUR/kWh während nach aktuellem Tarif/Kurs etwas weniger als 0,79EUR/kWh fällig werden. Dänemark: Maingau 0,60EUR/kWh Aufschlag -> 0,95EUR/1,09EUR/kWh während nach aktuellem Tarif/Kurs nur etwas mehr als 0,79EUR/kWh fällig werden. D.h. wer die Möglichkeit hat wird eher den Ionity-Tarif nehmen, also Maingau nicht nutzen (wenn eben nicht 0,25EUR/kWh-Tarif). Wer 0,25EUR/kWh bei Maingau Energie zahlt (auch in den genannten Ländern ohne Aufschlag), muss eben einen Strom-/Gasvertrag haben und zahlt da meist drauf.notting
Simon Saag
01.04.2020 um 09:11
Nicht jeder Leser hier ist ein Geschäftskunde bzw für die Branche sind auch Privatkunden wichtig. Und ich denke, wir sind uns einig, dass ein Energieversorger aus Obertshausen sich primär an deutsche Kunden richtet. Dass das Laden in anderen Ländern teurer, aber bei wenigen Urlaubsfahrten dennoch möglich ist, sollte auch klar sein. Wer ohnehin regelmäßig in Ö oder CH oder anderen Ländern unterwegs ist, wird sich eine lokale Ladekarte ohne Roaming-Aufschlag besorgen! Ich meine, ich habe einmal gerade zu Österreich gelesen, dass Anbieter wie Smatrics enorme Roaming-Gebühren von weit über einem Euro/kWh verlangen. Da Maingau bei seinen Preisen aber nicht nach Anbieter differenziert bzw. will, muss es eben einen Aufschlag für dieses Land geben, um solche Kosten in einer Mischkalkulation abzubilden. Wie gesagt: Wenn ich 2x im Jahr in Ö lade, ist mir das womöglich egal - Hauptsache, es funktioniert. Lade ich 2x pro Woche dort, hole ich mir einen anderen Ladetarif. Egal ob Business oder Privat.
Markus Weiler
26.06.2020 um 09:35
Sehr ärgerlich, schließe mich der Kritik absolut an. Ionity hat Fördergelder bekommen, um die Elektromobilität zu fördern, daher auch einen klaren Auftrag der Geldgeber und letztlich von uns, den Kunden und Steuerzahlern. Heute Nacht (26.06.2020) bin ich nun in Bruchsal vor der Ionity-Säule gestanden, und auch die Maingau-Karte wird nicht mehr akzeptiert. Wenn Steuergelder hierfür aufgewendet werden, gibt es dann nicht auch Bedingungen, die hieran geknüpft sind und jemanden, der die Einhaltung überwacht? Das grenzt nun wirklich an Unverschämtheit seitens dieses Betreibers.

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