Oxis und Texas Aircraft entwickeln E-Flugzeug in Brasilien

Der Lithium-Schwefel-Batteriespezialist Oxis Energy hat zusammen mit Texas Aircraft Manufacturing die Entwicklung eines mit Oxis-Zellen ausgerüsteten Elektroflugzeugs für Trainingsflüge angekündigt. Die Kooperation ist für die Briten bereits die zweite Entwicklungspartnerschaft im Luftfahrtbereich.

Erst kürzlich vereinbarte Oxis eine Kooperation mit dem US-Flugzeughersteller Bye Aerospace, nun folgt ein weiteres Engagement mit Entwicklungsschwerpunkt in Brasilien, wo Oxis aktuell auch ein Werk hochzieht. Ziel der beiden neuen Partner ist es, basierend auf dem Colt S-LSA von Texas Aircraft eine elektrisch betriebene Maschine für die Flugausbildung und regionale Linienflüge zu kreieren. Der eColt soll über eine zweisitzige Kabine verfügen, vollständig aus Metall gebaut werden und auf eine maximale Flugdauer von zwei Stunden beziehungsweise eine maximale Reichweite von 200 nautischen Meilen ausgelegt sein. Nähere technische Details behält das Duo vorerst für sich.

Als Entwicklungsstandort dient die Produktionsstätte von Texas Aircraft im brasilianischen Campinas. Neben den Li-S-Batteriezellen aus dem Oxis-Werk in Juiz de Fora werden auch alle anderen wichtigen Flugwerks- und Antriebskomponenten in Brasilien hergestellt. Konkret sei der Antriebsstrang bei WEG aus Jaragua do Sul und die Batterie samt Managementsystem bei der AKAER-Gruppe aus San Jose dos Campos in Auftrag gegeben, heißt es in einer begleitenden Mitteilung.

Oxis-Chef Huw Hampson-Jones ist überzeugt, dass das Projekt Brasilien weltweit an die Spitze der Entwicklung, Herstellung und des Exports von elektrifizierten Regionalflugzeugen bringt. „Die Partnerschaft wird hoch qualifizierte Arbeitsplätze in ganz Brasilien schaffen und zu bedeutenden Exporten von Produkten, Dienstleistungen und Know-how beitragen.“

Auf dem Weg zu diesem Ziel soll das 90-kWh-Batteriesystem der Briten als Schlüssel dienen. Es enthält Li-S-Zellen mit einer Energiedichte von 400 Wh/kg und soll 40 Prozent leichter sein als derzeitige Li-Ionen-Pendants. Die Serienfertigung strebt Oxis ab 2023 an – und zwar in einer ehemaligen Produktionsstätte von Mercedes-Benz Brazil, die die Briten in in Juiz de Fora im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais angemietet haben. Die Vorprodukte für die Kathoden und Elektrolyte sollen in Wales hergestellt werden.

Fakt ist: Der Li-S-Spezialist ist mit seinem Nischen-Know-how ein gern gesehener Kooperationspartner. So stellt Oxis Energy u.a. bei dem Anfang 2019 gestarteten, europäischen Projekt LISA (Lithium Sulfur for Safe Road Electrification) einen zentralen Akteur dar und leitet auch das von Innovate UK finanzierte Projekt Lithium Sulfur Future Automotive Battery (LiSFAB) zur Kommerzialisierung der Schwefel-Lithium-Technologie für große E-Fahrzeuge.

Zu den Investoren von Oxis Energy gehört unter anderem der Technologiekonzern Safran, mit dem Oxis auch bei der Entwicklung von Batteriesystemen für Verkehrsflugzeuge zusammenarbeiten will. Die Luftfahrt bezeichnen die Briten grundsätzlich als lukrativen Markt. Erst kürzlich vereinbarte Oxis vor diesem Hintergrund besagte, auf fünf Jahre angelegte Kooperation mit Bye Aerospace, in deren Zuge die Energiedichte der Zellen auf 500 Wh/kg hochgeschraubt werden soll.

Kurz zum Hintergrund: Im Gegensatz zu anderen Lithium-Metall-Batterien haben Li-S-Zellen den Vorteil, dass sie bei Zimmertemperatur betrieben werden können und dass sie höhere Energiedichten bei moderaten Kosten erreichen. Ein kommerzieller Durchbruch ist bislang allerdings ausgeblieben, da bisherige Li-S-Zellen bereits nach wenigen Ladezyklen an Speicherkapazität verlieren. International wird vermehrt an Lithium-Schwefel-Zellen geforscht, unter anderem beim DLR. Ende April haben Forscher aus Schweden gemeldet, mit neuartigen Li-S-Zellen 350 Ladezyklen erreicht zu haben.
oxisenergy.com

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