Umwelthilfe kritisiert Verbräuche von Plug-in-Hybriden

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Die Deutsche Umwelthilfe hat nun Details zu ihren Messungen zum Kraftstoffverbrauch und CO2-Ausstoß bei vier Plug-in-Hybrid-Modellen (Mercedes A 250 e, Porsche Cayenne E-Hybrid, Volvo XC40 T5, Volvo XC90 T8) veröffentlicht.

Die deutlichen Überschreitungen der offiziellen Werte untermauern die zentrale Forderung der DUH, die staatliche Förderung von PHEV-Fahrzeugen bei der Dienstwagenbesteuerung und bei Kaufprämien sofort zu beenden. Konkret will die DUH bei dem Porsche Cayenne e-Hybrid einen CO2-Ausstoß von 499 Gramm pro Kilometer gemessen haben – was einer Überschreitung des angegebenen Werts um mehr als 600 Prozent entspricht.

Allerdings gibt die DUH auch an, diesen Wert im „Sport Plus“-Fahrmodus gemessen zu haben. Einer besonders sportlichen Einstellung, bei der der 250 kW starke Verbrenner die ganze Zeit läuft und die Schaltpunkte der Acht-Gang-Automatik nicht den Spritverbrauch, sondern die Fahrleistungen optimieren. Die 100 kW starke E-Maschine unterstützt den Verbrenner hier lediglich. Im „Hybrid“-Modus kann auch der Plug-in-Hybrid des Cayenne einige Strecken rein elektrisch fahren und der Verbrenner arbeitet verbrauchsoptimiert. in der Praxis wird er immer noch den WLTP-Normverbrauch von 3,1 bis 3,2 Litern Superbenzin auf 100 Kilometer (70-74 Gramm CO2 pro Kilometer) übertreffen, aber nicht um die genannten 600 Prozent.

Fakt ist: Mit einer elektrischen WLTP-Reichweite von unter 40 Kilometern gehört der Cayenne e-Hybrid zu den PHEV mit den derzeit geringsten Reichweiten – genau genommen ist er nicht einmal für das E-Kennzeichen qualifiziert. Entsprechend springt im regulären Hybrid-Betrieb ohne „Sport Plus“-Modus der Verbrenner früher an als bei anderen Plug-in-Hybriden. Die DUH gibt in ihren RDE-Messungen für den Cayenne CO2-Emissionen von 201 bis 500 Gramm an – eine extreme Spanne.

Dass es auch anders geht, zeigt der Volvo XC40 T5 Twin Engine. Das Modell kommt auf 15 bis 234 Gramm CO2 pro Kilometer in der RDE-Messung der Deutschen Umwelthilfe. Wird die Batterie regelmäßig geladen, sind niedrige CO2-Emissionen möglich. Ist der Stromspeicher allerdings leer, überschreitet auch der Volvo mit seinem 1,5 Liter großen Benziner und dem Zusatz-Gewicht des Hybridsystems seine CO2-Werte deutlich.

Ein wiederum anderes Bild gibt der Mercedes A 250 e ab. Der kompakte Benz, der wie der Volvo bereits die Abgasnorm Euro 6d erfüllt, kam in der DUH-Messung auf der Straße auf einen CO2-Ausstoß von 131 bis 148 Gramm pro Kilometer – ein für einen Plug-in-Hybriden sehr enges Fenster.

Übrigens: Beim von der DUH auf der Straße gemessenen NOx-Ausstoß lagen alle der Plug-in-Hybride deutlich unter dem Grenzwert. Zwei ebenfalls getestete aktuelle Benziner konnten den Grenzwert nicht einhalten.

„Durch ein absurdes Labor-Testverfahren werden niedrige Verbrauchs- und CO2-Werte versprochen. In Wirklichkeit sind die meisten Plug-In-Hybride auf Extrembeschleunigung entwickelt und zeigen auf der Straße dramatisch abweichende CO2-Emissionen, weit über denen vergleichbarer reiner Verbrenner-Pkws“, sagt DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch. „Von der Bundesregierung erwarten wir daher in der kommenden Woche die Entscheidung, diese industrie- wie klimapolitisch absurde Fehlsteuerung sofort zu beenden.“

Die Autohersteller-Verbände VDA und VDIK weisen die Vorwürfe der DUH als haltlos zurück. „Hier wird der offensichtliche Versuch gemacht, eine moderne Antriebsart zu diffamieren“, schreibt der VDA. „Wenn ein Plug-in-Hybrid mit leerer Batterie und im extremen Sport-Modus gefahren wird, ergeben sich – wie bei herkömmlichen Verbrennern – höhere Verbrauchswerte.“

Der VDIK weist darauf hin, dass Plug-in-Hybride einen „erheblichen Beitrag zur CO2-Reduzierung“ leisten könnten, „wenn sie bestimmungsgemäß genutzt werden“. Behauptungen, dass diese Fahrzeuge generell erhöhte CO2-Emissionen verursachen, seien grob irreführend. Richtig sei viel mehr, dass ihr Beitrag zur Treibhausgasreduzierung von der tatsächlichen Nutzung abhänge.
duh.de, vda.de, vdik.de

20 Kommentare

zu „Umwelthilfe kritisiert Verbräuche von Plug-in-Hybriden“
mike
03.09.2020 um 15:59
Vmax und max. Beschleunigung sollte in jedem Testzyklus sein.
Simon
03.09.2020 um 16:35
Ich denke irgendwelche "Studien" der DUH sollten eher in der Rubrik Kurzschluss auftauchen, da sie grundsätzlich unseriös sind.Wenn die auf 499g/km Co2 Ausstoß beim Cayenne kommen entspricht das einem Verbrauch von fast 22l/100km. Ich würde mal gern sehen wie die gefahren sind und ob ihnen dabei nicht doch das ein oder andere mal ein Grinsen ins Gesicht kam.
Peter
03.09.2020 um 19:53
Da möchte ich widersprechen. Grundsätzlich unseriös halte ich für übertrieben. Sie (die DUH) wählen ihre Testparameter und Fahrzeuge halt auch danach aus um ihre Intention zu verdeutlichen. Das machen vermutlich die meisten Studien. Das haben auch viele Contra-E-Auto-Studien in den letzten Jahren gezeigt. In der Sache liegen sie aber sicher nicht ganz falsch. Wie viele Porsche-PHEV-Fahrer stecken denn jeden Tag das Kabel in die Steckdose? Ich kann mir nicht vorstellen, dass das die Mehrheit macht und dadurch (viel) mehr CO2 produziert als im Verkaufsprospekt steht. Nach meinen Kenntnissen soll es aber bald für die Hersteller verpflichtend werden den tatsächlichen Spritverbrauch aufzuzeichnen. Vielleicht werden wir die Ergebnisse irgendwann mal erfahren und dann wissen, wie wenig / oder viel die PHEVs in der Flotte tatsächlich verbrauchen. Bis dahin werden aber sicher noch ganz viele verkauft.
Daniel
04.09.2020 um 09:11
Vielleicht hören wir mal auf die Schuld den Herstellern zuzuschieben. Der Staat hat diese Gesetzte verabschiedet und die Hersteller haben umgesetzt. Im übrigen auch die Asiatischen, die die DUH irgendwie nie erwähnt. Nur unsere Jobs müssen vernichtet gemacht werden. Wenn der Gesetzgeber die verpflichtende Nutzung des E Antriebs in Innerstädtischen Bereich nicht vorschreibt, dann werden wir Deutsche das auch nicht spielen. Wir parken ja auch nicht in Feuerwehreinfahrten, weil wir damit Leben retten. Nein, weil wir sonst abgeschleppt werden.Und warum beschäftigen wir uns mit Porsche Cayenne? Porsche hat einen Marktanteil von unter 1%. Der Cayenne Hybrid erfüllt aktuell nicht einmal die Gegebenheiten eines Hybrid zur 0,5% Versteuerung. Also wenn ich meinen Tag strukturiere, dann beschäftige ich mich mit den Dingen, die was bewegen.
Andreas H.
08.09.2020 um 10:25
Die Gesetzgebung der Staates wird aber sehr stark von Lobby-Verbänden -hier der Automobil-Lobby- beeinflusst. Das führt zur Förderung derart unsinniger Fahrzeuge. Da ist es schon richtig, das die DUH den Finger in die Wunde legt.Die Arbeitsplätze in Deutschland werden vernichtet weil man den Wandel zu verzögern versucht.
Florian8
04.09.2020 um 07:14
Fakt ist doch beim Thema PHEV Nutzung: Es kommt ganz erheblich auf den Fahrer an. Man kann die Fahrzeuge extrem sinnvoll, aber auch sinnlos bewegen. Was mich immer extrem nervt, ist die Aussage, dass die Fahrzeuge das Problem sind. Nein - es ist der Mensch, der hi