General Motors steigt bei US-Startup Nikola Motor ein

General Motors und Nikola haben eine strategische Partnerschaft vereinbart. GM beteiligt sich mit elf Prozent am US-Startup. Damit steht auch fest, wer der Produktionspartner für den elektrischen Pickup Badger von Nikola wird.

GM wird den Badger ab Ende 2022 für Nikola fertigen, sowohl die BEV- als auch die Brennstoffzellen-Version. Der US-Autoriese wird den Pickup auch zur Serienreife entwickeln und die Homologation übernehmen. Nikola übernimmt den Vertrieb und das Marketing für den E-Pickup, der Anfang Dezember in Arizona vorgestellt werden soll. „Zur Feier dieser Ankündigung“ nimmt Nikola nun Vorbestellungen für den Badger an – gegen 100 Dollar Anzahlung.

Im Rahmen der Vereinbarung wird Nikola zudem das Ultium-Batteriesystem und die Hydrotec-Brennstoffzellentechnologie von General Motors einsetzen. Insgesamt umfassen die vereinbarten Sachleistungen rund zwei Milliarden Dollar, die Nikola mit eigenen Aktien bezahlt. Die finanziellen Vorteile für General Motors werden mit vier Milliarden Dollar beziffert. Die Unternehmen erwarten, dass der Deal noch im September von den Aufsichtsbehörden genehmigt wird.

Abgesehen von Europa wird GM auch exklusiver Brennstoffzellen-Lieferant für Nikola – also nicht nur für den Badger, sondern auch die Lkw der Klassen 7 und 8. Nikola rechnet nach eigenen Angaben damit, über zehn Jahre rund vier Milliarden Dollar beim Antriebsstrang und über eine Milliarde Dollar an Engineering- und Validierungskosten einzusparen.

Die Einschränkung für den europäischen Markt ist wichtig, denn Nikola hat bereits mit Bosch eine Vereinbarung getroffen, dass der deutsche Zulieferer nicht nur die E-Achsen, sondern das gesamte Brennstoffzellen-System an Nikola liefert. Dabei dürfte es sich dann wohl nur noch um die Brennstoffzellen-Version des Nikola Tre handeln, die ab 2023 in Ulm gebaut werden soll. „Bosch glaubt fest an die Wasserstofftechnologie“, so ein Sprecher des Unternehmens gegenüber electrive.net. „Nikola und Bosch werden auch in Zukunft bei Brennstoffzellen zusammenarbeiten.“ Alle Fragen zu Nikolas strategischen Partnerschaften oder Beschaffungsentscheidungen solle man allerdings an Nikola richten. Übrigens: Bosch ist ebenfalls an Nikola Motor beteiligt.

Die US-Modelle aus dem im Bau befindlichen Werk in Arizona dürften dann mit GM-Technologie ausgestattet sein. Der deutsche Zulieferer nimmt das sportlich. „Bosch begrüßt als Unternehmen mit einer engagierten Wasserstoffstrategie die Entscheidung von GM, als wichtiger Akteur in diesen Markt einzutreten“, so der Sprecher weiter. „Dies wird der Zukunftstechnologie Brennstoffzelle einen zusätzlichen Schub geben.“

Wie Nikola in der Mitteilung schreibt, soll die strategische Partnerschaft Kostensenkungen bei verschiedenen Programmen ermöglichen, unter anderem auch beim Nikola Tre. In wie weit GM-Technik in dem Tre, der auf einem Iveco S-Way basiert, zum Einsatz kommen wird, ist noch nicht bekannt.

Mit der 11-Prozent-Beteiligung erhalte General Motors zudem das Recht, einen Direktor zu ernennen. Wer diesen Posten übernehmen wird und welche Funktion er oder sie dabei erhalten wird, geht aus der Mitteilung nicht hervor.

„Durch die Partnerschaft erhalten wir Zugang zu ihren validierten Teilen für alle unsere Programme, die Ultium-Batterietechnologie von General Motors und ein produktionsbereites Brennstoffzellenprogramm im Wert von mehreren Milliarden Dollar“, sagt Nikola-CEO Travor Milton zu den Vorteilen für das von ihm gegründeten Unternehmen. „Nikola erhält sofort jahrzehntelanges Lieferanten- und Fertigungswissen, validierten und getesteten serienreifen EV-Antrieb, erstklassiges Engineering und Investorenvertrauen.“ Und nicht zuletzt: „Vor allem hat General Motors ein begründetes Interesse daran, dass Nikola erfolgreich ist.“

GM-Chefin Mary Barra hebt aber auch die Vorteile für das eigene Unternehmen hervor, die über mögliche Finanzgewinne aus der Aktienbeteiligung hinausgehen. „Wir bauen unsere Präsenz in mehreren hochvolumigen EV-Segmenten aus und bauen gleichzeitig Skaleneffekte auf, um die Kosten für Batterien und Brennstoffzellen zu senken und die Rentabilität zu steigern“, so Barra.
nikolamotor.com, gm.com

2 Kommentare

zu „General Motors steigt bei US-Startup Nikola Motor ein“
Hans Herbert
09.09.2020 um 08:30
Mehr oder weniger heißt dies, Nikola hat die Segel gestrichen beim Aufbau einer eigenen Firma. Das zeigen auch die mehr als bescheidenen Versuche bei der Bearbeitung des eigenen Firmengeländes. Vielleicht wird es ja später noch etwas. Erst einmal in die Lehre gehen, das ist durchaus eine valide Strategie.
John
09.09.2020 um 09:30
Das sehe ich nicht so. Ich glaube eher dass sich Nikola als die H2/BZ-Marke im Automobilbereich platzieren möchte. Da es in einigen Ländern nun langsam eine H2-Betankungsinfrastruktur gibt und kein anderer etablierter OEM sich aus der Deckung wagt, kann man diesen Schritt z.Zt. durchaus wagen. Es ist auch richtig dem Kunden keinen selbstentwickelten Prototypen hinzustellen sondern ein funktionierendes Produkt. GM kann ein funktionierendes Produkt inkl. Service liefern. Ferner kann GM zu einem späteren Zeitpunkt die Marke übernehmen. In strategische Themen ist man durch den GM-Direktor involviert und wenn es wirklich für die Batterie eng werden sollte, dann hat man schon mal den Fuß in der Tür. Ich würde sagen Nikola liefert die Story. GM fand sie gut und hilft bei der Umsetzung mit der Option später die Story ggf. mit zu übernehmen. In der Zwischenzeit muss man GM intern hohe Investitionen zum Aufbau von H2/BZ nicht rechtfertigen. Außerdem kann man über Nikola, z.B. durch Kapitalerhöhungen, sich die Entwicklung vom Kapitalmarkt finanzieren lassen.

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