Canoo zeigt Skateboard-Plattform und liefert Tech-Details

Das kalifornische eMobility-Startup Canoo (ehemals Evelozcity) hat nähere technische Details zu seiner selbst entwickelten Skateboard-Plattform für Elektrofahrzeuge genannt, die sich für diverse Aufbauten eignet –  und zeigt diese obendrein in einem kurzen Videoclip.

Die Skateboard-Plattform ist das Herzstück von Canoos Geschäftsstrategie. Der sehr flache Fahrzeug-Unterbau integriert alle wichtigen Elektroauto-Komponenten und soll nicht nur bei den eigenen Modellen des Unternehmens zum Einsatz kommen, sondern auch an Dritte verkauft werden. So wurde im Februar 2020 bekannt, dass etwa die Hyundai Motor Group eine Elektro-Plattform auf Basis des Canoo-Skateboards entwickeln wird.

Leistungsdaten der Plattform waren bis dato nur in Zusammenhang mit dem für 2022 geplanten Debütstromer der Kalifornier bekannt. Das Fahrzeug – ebenfalls Canoo genannt – ist als People Carrier konzipiert und soll nach Herstellerangaben auf eine EPA-Reichweite von rund 250 Meilen (etwa 400 km) kommen und eine 80-Prozent-Ladung des Akkus in unter 30 Minuten gewährleisten. Der Elektromotor an Bord liefert laut Canoo 220 kW, die Höchstgeschwindigkeit betrage 200 km/h. Was autonome Fahrfunktionen angeht, wird der Canoo mit dem Niveau „Level 2 plus“ aufwarten. Bereits im Januar 2020 wurde die Warteliste für das Modell geöffnet.

So viel zur Vorrede: In einer aktuellen Mitteilung gibt Canoo jetzt preis, dass seine Skateboard-Plattform Allrad-, Front- und Heckmotor-Konfigurationen gleichermaßen unterstützt. Beim Allradantrieb sollen bis zu 368 kW und 300 Meilen Reichweite (482 km) drin sein, wobei der Frontmotor maximal 147 kW und 320 Nm Drehmoment und der Heckmotor bis zu 220 kW und 450 Nm beisteuert. Der Wirkungsgrad der Motoren sei auf einen Spitzenwert von 97 Prozent ausgelegt, teilt Canoo mit. Als besonderes Merkmal nennen die Kalifornier zudem die im Skateboard integrierte Steer-by-Wire-Technologie, bei der die mechanische Verbindung zwischen Lenkrad und Rädern vollständig durch elektrische Signale ersetzt wird. Dadurch lasse sich das Lenkrad an jedes Kabinendesign und jede Fahrerposition anpassen.

Canoo betont, dass es sich bei dem Skateboard um ein in sich geschlossenes, voll funktionsfähiges Fahrgestell inklusive Motoren, Batterie, Wärmememanagement, Leistungselektronik, Federung und Co. handelt. Um dies zu unterstreichen, zeigt das Unternehmen das Skateboard – nur leicht modifiziert zu einem kabinenlosen „Skatekart“ –  in folgendem neuen Video erstmals in Aktion:

Unternehmenschef Ulrich Kranz unterstreicht, dass der Unterbau leicht mit verschiedenen Kabinen verheiratet werden könne und neue Fahrzeuge so schneller und billiger herstellbar sind: „Indem wir den kritischsten und teuersten Teil des Fahrzeugs in allen unseren Modellen einheitlich halten, können wir schnell und kosteneffektiv eine vollständige Palette von Elektrofahrzeugen auf den Markt bringen.“ Neue Fahrzeugmodelle sind laut Kranz in nur 18 bis 24 Monaten entwickelbar.

Konkreter werden die Kalifornier jetzt auch bei ihren Fahrzeugplänen. Während bisher vom Canoo als Debütstromer und anschließend einem Lieferwagen die Rede war, nennt das Unternehmen nun den Canoo für 2022, gefolgt von einer Reihe von Lieferfahrzeugen für 2023 und anschließend ein Sportfahrzeug als Ziel. Vermarkten will der Hersteller die Fahrzeuge über ein Abo-Modell zum monatlichen Fixpreis, das unter anderem Wartung, Versicherung und Ladevorgänge abdeckt.

Parallel bereitet Canoo seinen bevorstehenden Gang an die US-Börse vor. Das Unternehmen hat dafür vor wenigen Wochen eine Vereinbarung mit der Investmentfirma Hennessy Capital Acquisition über eine Fusion zum Zwecke des Börsengangs geschlossen. Der Abschluss der Transaktion ist für das vierte Quartal 2020 geplant.

Außerdem interessant: Kranz hatte Canoo ursprünglich unter anderem mit Stefan Krause gegründet. Krause war erster CEO des Startups, hat das Unternehmen aber im Sommer verlassen. Der frühere BMW- und Deutsche-Bank-Vorstand hatte sich bereits im August 2019 aus dem Vorstand zurückgezogen, um sich „aus dem Aufsichtsrat heraus weiter um die Finanzierung von Canoo zu kümmern“. Wenige Wochen vor Krause war im Juli 2019 auch der ehemalige Opel-Chef Karl-Thomas Neumann beim kalifornischen eMobility-Startup als Vorstand abgetreten. Seitdem leitet Kranz den laufenden Betrieb bei Canoo.
golem.de, press.canoo.com

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