Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur nimmt Betrieb auf

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer hat die von ihm initiierte Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur offiziell eröffnet. Um das Ziel von 50.000 öffentlich zugänglichen Schnell- und Normalladepunkten bis Ende 2021 zu erreichen, soll die Leitstelle bei Planung und Förderung des Ausbaus neue Wege gehen. Hinzu kommt die Förderung privater Ladestationen mit pauschal 900 Euro.

++ Dieser Beitrag wurde aktualisiert. Sie finden die neuen Infos ganz unten. ++

Die Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur wurde im Auftrag des BMVI im Dezember 2019 und unter dem Dach der bundeseigenen NOW GmbH gegründet. Mit der von Johannes Pallasch geleiteten Einrichtung will das Verkehrsministerium den durch das Bundeskabinett beschlossenen „Masterplan Ladeinfrastruktur“ umsetzen.

Bei der nun erfolgten Eröffnung formulierte Scheuer die politische Aufgabe der Leitstelle recht deutlich: „Es ist mit zwei Worten einfach ausgedrückt: Einfach laden“, so der Minister. „Abenteuer müssen aufhören.“

Eine Aufgabe, die Pallasch und der Geschäftsführer der NOW GmbH, Kurt-Christoph von Knobelsdorff, nun lösen müssen. „Das Thema Laden hat zwei Komponenten: Die Bedarfsplanung und das Laden vor Ort“, sagte Pallasch bei der im Internet übertragenen Eröffnung. „Wenn man planen will, ist es gut, den Bedarf zu kennen. und wir müssen Probleme, die der Kunde heute noch vor Ort erlebt, lösen.“ Damit spielt er auf mehrere Dinge an – vom Auffinden der Ladepunkte vor Ort, dem Freischalten und Abrechnen des Ladevorgangs, aber auch die Standorte selbst.

Hier soll etwa ein einheitliches Zugangssystem Abhilfe schaffen, welches die vielen Ladekarten, Apps oder sonstigen Authentifizierungs-Möglichkeiten ersetzen soll. Details, wie ein solches System aussehen soll, nannte Pallasch noch nicht – wohl aber das Vorbild. „ Einheitlichkeit reduziert Komplexität beim Kunden. Tesla hat das vorgemacht“, sagte der Leiter der Leitstelle. „Ein solches Konzept soll um Komfort-Faktoren wie ein Dach über der Ladestation ergänzt werden.“ Das Laden solle komfortabel und schick werden.

Viel Zeit bleibt dafür aber nicht, denn die eigenen Ziele setzen klare Fristen. Womöglich weniger die 50.000 öffentlich zugänglichen AC- und DC-Ladepunkte bis Ende 2021 (aktuell sind bei der Bundesnetzagentur 30.192 Ladepunkte gelistet), sondern das größere Ziel von 1.000 DC-Ladeparks bis Ende 2023. Über die „deutschen Supercharger“ hatten wir bereits im Juni 2020 berichtet. Auch bei der Veranstaltung in Berlin wurde wieder der „Paradigmenwechsel“ zitiert: Anstatt wie bisher Ladepunkte zu fördern, die möglichst schnell realisiert werden können (für die an ihrem Standort aber in der Praxis kein Bedarf besteht), soll nun der Bedarf im Vordergrund stehen. „Jetzt müssen wir flächendeckend denken, wo wir wie viele Ladepunkte brauchen“, so Scheuer.

Für die Schnelllader hat der Minister noch eine andere Zielmarke: Geht es nach ihm, sollen E-Auto-Fahrer künftig innerhalb von zehn Minuten eine Schnellladesäule erreichen können. Dazu werde man „über ganz Deutschland hinweg Pläne machen“. „Laden muss in Deutschland überall möglich sein. Wir haben viel aufzuholen“, sagt Scheuer.

Die 1.000 Schnelllade-Standorte sollen ein Paradebeispiel dafür werden, was die Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur leisten können soll. Der Bund lässt dann bauen: Die Unternehmen bleiben die Betreiber der Ladeparks, der Bund sichert aber Fristen und Qualitätsstandards vertraglich ab. Die Standorte für die Ladepunkte mit mindestens 150 kW werden nicht einzeln, sondern in Losen vergeben. „Wir entscheiden darüber, dass man sich nicht nur die Filetstücke herausschneiden kann“, so Scheuer. „Investoren müssen Verantwortung für die Fläche übernehmen.“

Bundes-Förderung für private Ladepunkte ab November

„Wir haben bereits viel in den Aufbau gebracht und über die bisherigen Förderprogramme viel Kompetenz in Deutschland aufgebaut“, ergänzte Pallasch. In der Leitstelle solle das Rad nicht neu erfunden werden, aber die Anforderungen und das vorhandene Knowhow in einem einheitlichen Zielbild zusammengeführt werden können. Dazu sollen unter anderem das vorhandene Standorttool, aber bis Jahresende auch ein neues Flächentool genutzt werden können. In der Leitstelle sollen alle Interessen zusammenlaufen und koordiniert werden – von Investoren, über Betreiber und Grundstücksbesitzer bis hin zu dem Bürgermeister, der seine Gemeinde voranbringen will.

Neben dem öffentlichen Laden will Scheuer mit einem neuen Programm auch das private Laden fördern. Für eine intelligente Wallbox, die mit Grünstrom betrieben wird, sollen Privatleute noch in diesem Jahr eine Förderung von bis zu 900 Euro erhalten können. Das Förderprojekt mit einem Gesamtbudget von 200 Millionen Euro soll über die KfW abgewickelt werden. Mit der „sehr attraktiven Förderung“ will Scheuer flächendeckend neue Ladepunkte schaffen – seiner Aussage nach würden 80 Prozent der Ladevorgänge zuhause erfolgen.

Derweil teilt auch die KfW Details zum Förderprogramm mit, welches von privaten Eigentümern, Wohnungseigentümergesellschaften, Mietern oder auch Vermietern (Privatpersonen, Unternehmen, Wohnungsgenossenschaften) in Anspruch genommen werden kann: Die Antragstellung ist ab dem 24.11.2020 möglich. Der Kauf einer Ladestation darf erst nach Antragstellung erfolgen. Darüber hinaus ist die Ladeleistung auf 11 kW festgelegt. Wallboxen/Lademöglichkeiten unterhalb dieses Werts werden nicht gefördert. Zwar ist es möglich, eine Ladestation mit mehr als 11 kW anzuschaffen, jedoch muss diese auf 11 kW gedrosselt werden. Wichtig zudem: Die Förderung gibt es nur für Wohngebäude, welche schon bestehen. „Konkret heißt das: Sobald Sie eingezogen sind, gilt auch ein neues Haus als bestehendes Gebäude – dann können Sie die Förderung beantragen und die Ladestation bestellen“, wie die KfW mitteilt.

Was ist aber mit den Menschen, die keinen Stellplatz haben, an dem sie eine der geförderten Wallboxen installieren können? „Für Quartiere ohne Stellplatz gibt es heute kein echtes Konzept, das sofort ausgerollt werden kann“, so Pallasch. „Das muss im nächsten Schritt angegangen werden.“

Update 06.11.2020: Rund zweieinhalb Wochen, bevor Anträge auf die Wallbox-Förderung gestellt werden können, hat die KfW nun die Liste der förderfähigen Wallboxen veröffentlicht. Darauf finden sich Wallboxen bekannter Hersteller wie ABB, ABL, EVBox, Wallbe oder Walther Werke. Aber auch von einigen Autobauern sind die gebrandeten Wallboxen gelistet, etwa von Ford, VW, Seat und Skoda. Bei den Geräten der drei VW-Marken ist zu beachten, dass nur die beiden höherwertigen Versionen Connect und Pro förderfähig sind, nicht aber die Basisversionen.

Zudem sind auch Hersteller auf der Liste, die eigentlich für mobile Ladestationen bekannt sind. Im Falle von Juice Technology ist aber nur der stationäre Juice Charger, nicht aber der mobile Juice Booster förderfähig. Gleiches gilt für Go-e, hier ist nur der Go-eCharger Homefix bei der KfW gelistet.

Wichtig: Da die Förderung ausschließlich für Ladepunkte mit 11 kW gedacht ist, muss laut der KfW bei allen Wallboxen von dem installierenden Fachbetrieb schriftlich bestätigt werden, dass die Ladestation auf 11 kW gedrosselt wurde. Ansonsten kann es sein, dass die KfW die Förderung ablehnt. Das gilt zum Beispiel für alle förderfähigen Wallbox-Modelle von Innogy, ABL, NewMotion oder OpenWB.

Die Liste der förderfähigen Wallboxen ist auf der unten verlinkten KfW-Seite zu finden.
nationale-leitstelle.de, bmvi.de, kfw.de

11 Kommentare

zu „Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur nimmt Betrieb auf“
Thomas Wagner
06.10.2020 um 20:24
Heute ist doch weniger die Anzahl der Ladesäulen ein Problem, sondern deren Verfügbarkeit. Wenn ich auf Reise bin und an einem Standort alle drei Allego Säulen außer Betrieb sind oder alle Ionity Säulen mit meinem Auto nicht klarkommen, dann hilft auch nicht ein weiterer Zubau von unzuverlässigen Ladesäulen, sondern nur eine Qualitätsoffensive ! Säulenbetrieber, die nicht in der Lage sind ihre Ladesäulen zuverlässig funktionsfähig zu halten sollten von Staatszuschüssen auf jeden Fall ausgeschlossen werden !!
Ulrich Wüstenhagen
07.10.2020 um 00:06
Letzte Woche war ich zu einem Familientreffen in Ingelheim. Diesmal ließen wir den alten Skoda- Benziner zu Hause stehen und entschieden uns für das "Ladeabenteuer". Einfache Strecke etwa 190 km. Kein Problem für unsere Zoe mit 40 kWh-Akku. Das Hotel hatte ich vorher angeschrieben. Ladestation (noch) Fehlanzeige, Drehstrom CEE Fehlanzeige. Tipp des Hoteliers: Kostenlos tanken bei Real oder im Parkhaus am Bahnhof (örtlicher EV). Vor dem Besuch eines Restaurants also erst einmal zu Real gefahren. E-Parkplatz tatsächlich frei. Dann die Überraschung bzw. Erklärung: In dem frei stehenden Edelstahl-Verteilerkasten (!) CEE-Steckdose mit 32 A und 16 A, 2 blaue Camping-Steckdosen. Nur gut, dass ich die mobile Ladestation von NRG-Kick und sämtliche Adapter eingepackt hatte. Nach dem Essen das Auto wieder abgeholt, da die Gegend nach 22 Uhr problematisch sein soll. Es fehlte aber noch Reichweite. Also Fahrt zum Parkhaus. Beide Säulen außer Betrieb! Zum Glück kannte meine Schwester noch eine neue Säule in der Nähe. Die war betriebsbereit. Erster Versuch mit Plugsurfing-Card negativ. Zweiter Anlauf mit E-Wald positiv. Am nächsten Morgen Auto wieder abgeholt. Nun bin ich auf die Rechnung gespannt ... Fazit: Nur etwas für Hardcore-Elektromobilisten
gerd
13.10.2020 um 21:57
Sieh an: billigste und beste Ladeinfrastruktur sind CEE Steckdosen..na ja damit wird seit 70 Jahren jeder e-Herd betrieben. ..
Peter W
07.10.2020 um 01:40
Die Förderung privater Wallboxen ist ja ganz nett, aber die kosten keine 900 Euro. Wallboxen mit 11 kW gibt es für 500 Euro, und der Elektriker will vielleicht noch 100 oder 200 Euro für's anklemmen und ein paar Meter Kabel. Gefördert wird also nur, wer teuer kauft. Der Staat will wohl unbedingt betrogen werden.
robertEniro
07.10.2020 um 11:36
Bei der KfW kann man es nachlesen. Es werden nur vom Netzbetreiber steuerbare Wallboxen gefördert. Dazu braucht es mindestens einen neuen Stromzähler mit Steuereinrichtung.
HeinzB
08.10.2020 um 07:37
Das ist Unsinn. Die Steuerung erfolgt über die Wallbox selbst und nicht über eine externe Steuereinrichtung. Von einem zusätzlichen Stromzähler ist auch nirgends die Rede.
Emobilitãtsberatung-berlin K.D.Schmitz
07.10.2020 um 10:23
Eine vom Netzbetreiber steuerbare Wallbox gibt es M.E. nicht für 500,- EUR. Und der Elektriker hat auch nicht immer nur 10 m Kabel zu legen.
M. Herz
07.10.2020 um 09:24
Lieber Herr Peter W, die Annahme, dass die Errichtung von Ladeinfrastruktur im privaten Bereich "nur" 600-700 EUR kosten soll, wäre schön, ist aber ein Irrglaube. Ich suche und vergleiche gerade Angebote zur Installation einer Wallbox am eigenen Haus mit ca. 10m Kabellänge und einem Wanddurchgang. Leider werden dafür ca. 1.500 EUR von den Handwerkern verlangt. Denn neben dem "anklemmen" von "ein paar Meter Kabel" kommen leider noch weitere technische Ausstattungen hinzu, um den Anschluss für das Laden eines Elektorautos erst einmal zu ertüchtigen und befähigen. Dabei ist mein Haus gerade einmal 12 Jahre alt und grundsätzlich die vorhandene Struktur ohne weiteres nutzbar. Aber leider erfordert die Belastung der Ladung doch noch weitere Geräte (z.B. zusätzlicher FI, Leitungsschutz, etc.). Zusammen mit einer Ladestation komme ich mindestens auf ca. 2.000 EUR und mehr, die hier investiert werden müssen. Klar ist das jetzt mein "Einzelfall", aber ich gehe davon aus, dass die Mehrheit sogar noch mehr investieren muss, insbesondere dann, wenn die vorhandene Struktur älter ist. Denn um 11 kW Ladeleistung bereit zu stellen, braucht es 32 A und das vertragen bei weitem nicht alle Hausnetze! Eine Förderung ist also hier gut angelegt, wenn man die Verbreitung der Elektromobilität vorantreiben will.
stan
07.10.2020 um 12:12
@M. Herz "Denn um 11 kW Ladeleistung bereit zu stellen, braucht es 32 A und das vertragen bei weitem nicht alle Hausnetze!" Es sind 16A --> 230V*16A*3= 11 KW. Das dürfte für jeden Hausanschluss keine Problem sein. Genügend Platz im Zählerschrank vorausgesetzt. (7 Steckplätze für LS 3x und FI 4x)
Alex Deus
11.10.2020 um 11:22
Nevertheless it has no sense to make 11 kW mandatory. Many households have a single phase connection, this means that the user will pay for 11kW charging station but can use only 1/3. Moreover the maximum power that can be used for a single phase in Germany is 4.6 kW.Am I wrong?!
mike
13.10.2020 um 22:00
16A*230V=3.6kW. it is about 20km of range per hour. 22:00 to 6:00 enough to start a good day!

Schreiben Sie einen Kommentar zu Emobilitãtsberatung-berlin K.D.Schmitz Antworten abbrechen

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Lesen Sie auch