Forschungsfabrik in Münster soll in der Kritik stehen

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Nach dem Unmut um die Vergabe der Forschungsfabrik zur Batteriezellenfertigung nach Münster gibt es offenbar wieder Ärger rund um das Vorzeigeprojekt von Ministerin Anja Karliczek. Laut einem Medienbericht sollen einige in das Projekt eingebundene Industrievertreter unzufrieden sein.

Unter Forschungsfertigung Batteriezelle  (FFB) subsumiert das Bildungs- und Forschungsministerium (BMBF) ein groß angelegtes Projekt zum Aufbau einer industriellen Fertigung von Lithium-Ionen-Zellen, das aus einem Forschungs- und einem Industrieteil besteht. Aufbau und Betrieb der FFB erfolgen durch die Fraunhofer-Gesellschaft. Karliczek will für das Projekt binnen vier Jahren etwa 560 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Auch das Land Nordrhein-Westfalen hat 200 Millionen Euro zugesagt.

Der „Tagesspiegel“ lässt nun namentlich nicht genannte Industrievertreter zu Wort kommen, die ihren Unmut äußern. Die Industrie sei völlig verprellt, die Fraunhofer-Gesellschaft habe die FFB gekapert, es gebe noch immer kein Konzept und keine potenziellen Abnehmer, wird ein Branchenvertreter zitiert. Auch komme die ganze Anlage zwei Jahre zu spät, soll ein anderer Wirtschaftsrepräsentant geäußert haben. Die Zeitung zitiert auch aus Sitzungsprotokollen zu einem industriellen Workshop, aus denen Versäumnisse hervorgehen.

Einer der Hintergründe für die Kritik ist offenbar, dass das BMBF im Dezember die Lenkung („Governance“) der FFB neu strukturiert hat. Der „Tagesspiegel“ schreibt, dass dafür zuvor ein „Projektbetreuungskreis“ mit Vertretern aus Wirtschaft und Wissenschaft zuständig war, dieser aber durch einen Beirat der Fraunhofer-Gesellschaft ersetzt werde. Somit würden Governance und Betrieb in einer Hand liegen.

Der Fraunhofer-Gesellschaft wurde in dem Artikel des „Tagesspiegel“ keine Stellungnahme eingeräumt. Auf Anfrage von electrive.net hat die Forschungsorganisation nun ein Statement veröffentlicht. In diesem heißt es: „Bereits zwei Konsortialworkshops mit Vertreterinnen und Vertretern der relevanten Industrie belegen das hohe Interesse der deutschen Wirtschaft an dem Projekt und seinen Angeboten.“ Am 10. Februar habe ein Workshop mit rund 60 Teilnehmenden erneut die Bedarfe der Industrie untersucht, „um diese mit dem Leistungsportfolio der Forschungsfertigung Batteriezelle weiter abzugleichen“. Dieses werde „fortlaufend überprüft und optimiert – und übertrifft die ursprünglich geplante Konfiguration der Fertigungsanlagen deutlich“. Zudem stellt die Fraunhofer-Gesellschaft eine „frühere Integration und Verfügbarkeit von Komponenten“ in Aussicht. Und weiter: „Die Nutzeranforderungen und das Anlagenkonzept wurden dem Land, das auch Bauherr des Gebäudes ist, sowie dem Bund vorgestellt. Alle weiteren Projektaufgaben werden ebenso mit Hochdruck und in enger Kooperation der Partner vor Ort und im Einvernehmen mit Bund und Land durchgeführt.“

Weiterhin kommen in der Erklärung zahlreiche Stimmen betiligter Unternehmen zu Wort. Eine gewisse Verteidigungslinie gegen die anhaltende Kritik ist durchaus zu erkennen. Nicht ohne Grund: Bereits bei der Standortentscheidung gab es bekanntlich Aufsehen um die FFB. Karliczek wurde vorgeworfen, dass der ausgewählte Standort in Münster nahe ihres Wahlkreises liege und das Auswahlverfahren intransparent abgelaufen sei. Neben Münster hatten sich Ulm, Salzgitter, Itzehoe, Dresden und Augsburg beworben.

Die Fraunhofer-Gesellschaft und die Forschungspartner in Nordrhein-Westfalen haben im Oktober 2019 damit begonnen, das Konzept für eine „Forschungsfertigung Batteriezelle“ im Hansa BusinessPark in Münster umzusetzen. Der erste Teilprojekt-Antrag der Fraunhofer-Gesellschaft zum Aufbau und zur Inbetriebnahme einer ersten Produktionslinie mit einem Fördervolumen von rund 150 Millionen Euro wurde seinerzeit vom BMBF bewilligt.
tagesspiegel.de

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