Daimler Truck und BP planen H2-Tankstellen im UK

Daimler Truck und BP haben eine Vereinbarung unterzeichnet, um gemeinsam sowohl die Entwicklung einer Wasserstoffinfrastruktur als auch die Einführung von Brennstoffzellen-Lkw in Großbritannien voranzutreiben.

Das unterzeichnete Memorandum of Understanding sieht unter anderem vor, dass BP prüfen will, bis zum Jahr 2030 bis zu 25 Tankstellen für Wasserstoff in Großbritannien aufzubauen und zu betreiben. Ab 2025 beabsichtigt Daimler Truck, Brennstoffzellen-Lkw an seine Kunden in Großbritannien auszuliefern.

Während die Formulierung, dass BP den Aufbau prüfen werde, noch sehr zurückhaltend klingt, ist der Tenor des Zitats von Emma Delaney, Executive Vice President für Kunden und Produkte bei BP, euphorischer. „Für die Dekarbonisierung bestimmter Sektoren ist der Einsatz von Wasserstoff entscheidend – und für den Langstreckentransport mit schweren Lkw manchmal der einzige Weg“, so die BP-Managerin. „Durch die Zusammenarbeit mit einem führenden Hersteller wie Daimler Truck können wir den Einsatz sowohl der Fahrzeuge als auch einer Infrastruktur beschleunigen und leisten damit Pionierarbeit, bei der Etablierung von Wasserstoff als zukünftigen Treibstoff für die britische Transportbranche.“

Karin Rådström, verantwortlich für die Marke Mercedes-Benz Lkw und Mitglied des Vorstands der Daimler Truck AG, ergänzt: „Um den Aufbau einer Infrastruktur für Wasserstoff voranzutreiben und unseren Kunden einen wirtschaftlichen Einsatz von Brennstoffzellen-Lkw zu ermöglichen, ist aber auch die Unterstützung seitens der Politik gefordert.“

Welche Tank-Technologie bei den 25 Wasserstoff-Tankstellen im Vereinigten Königreich zum Einsatz kommen soll, wird in der Mitteilung nicht explizit genannt. Daimler Truck gibt nur allgemein an, dass man den Einsatz von flüssigem Wasserstoff bevorzuge, „da der Energieträger in diesem Aggregatzustand im Gegensatz zu gasförmigem Wasserstoff eine deutlich höhere Energiedichte in Bezug auf das Volumen aufweist“. Andere Lkw-Bauer und auch Bus-Hersteller setzen jedoch – wie Toyota und Hyundai bei den FCEV-Pkw – auf die Druck-Speicherung von gasförmigem Wasserstoff.

BP müsste also entscheiden, ob es ein quasi-exklusives Tankstellennetz für die Fahrzeuge von Daimler Truck mit dem -253 Grad Celsius kalten Flüssig-Wasserstoff (LH2) wird oder ob Tankstellen mit 350 oder 700 bar Druck gebaut werden, die dann auch von Fahrzeugen anderer Hersteller genutzt werden könnten. Daimler Truck arbeitet mit dem Gase-Konzern Linde an entsprechenden LH2-Tankstellen.

Daimler Truck betont in der Mitteilung, dass sich BP mit der nun geschlossenen Absichtserklärung „zum ersten Mal zum Einsatz von Wasserstoff in der Transportbranche“ bekennt. Das Unternehmen beabsichtige auch, Wasserstofftankstellen in Europa zu etablieren und verfolgt bereits Pläne für den Aufbau von Wasserstofftankstellen in Deutschland. Bisher hat BP in der Elektromobilität vor allem auf den Aufbau von Ladestationen gesetzt, das Netz soll bis 2030 von derzeit 11.000 Ladepunkten auf 70.000 Ladepunkte wachsen. Erst kürzlich wurde der Einstieg von BP bei DCS als dritter Gesellschafter neben BMW und Daimler vollzogen.

Übrigens: Wenn Daimler Truck wie oben beschrieben bereits 2025 Brennstoffzellen-Lkw an seine Kunden in Großbritannien ausliefern will, wird es sich dabei noch um Vorserienmodelle im Rahmen von Praxistests handeln: Die Serienfertigung des GenH2 Truck ist erst für 2027 geplant. Erst in dieser Woche hatte der Prototyp des GenH2 Truck die Straßenzulassung für Tests auf öffentlichen Straßen in Deutschland erhalten – dieser fährt noch mit vier Drucktanks und nicht mit flüssigem Wasserstoff.
daimler.com

2 Kommentare

zu „Daimler Truck und BP planen H2-Tankstellen im UK“
Andreas Willers
27.10.2021 um 19:37
Warum nicht ein Tankstellenkonzept für beide Systeme!
Frank Erne
08.11.2021 um 10:51
Aus meiner Sicht ist die Frage, wie die H2-Versorgung der Tankstelle erfolgen wird. Sollten tatsächlich ab 2030 FC-Trucks in großer Stückzahl gebaut werden, stellt dies erhebliche Anforderungen. Hier wäre es schön mal ein ausgearbeitetes Konzept zu sehen, wie dies realisiert werden kann (Versorgung mit H2-Drucktanklaster, Versorgung mit flüssig H2, H2-Pipelines, Erzeugung vor Ort, ...) - am Besten in Abhängigkeit der Abnahmemengen...

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