Wie Fulda ein neues Elektrobus-Sextett in den Dienst nimmt

Fulda war 2018 die erste hessische Kommune, in der ein vollelektrischer Elektrobus seinen Dienst aufnahm. Der dortige ÖPNV-Betreiber RhönEnergie Bus geht den seinerzeit eingeschlagenen Weg jetzt weiter und nimmt die sechs nächsten Solobusse mit Elektroantrieb in Empfang. Zum Einsatz kommen sie im Liniennetz der Stadt Fulda und im städtischen Schulbusverkehr.

Vor über einem Jahr geordert, hat die osthessische 70.000-Einwohner-Stadt dieser Tage das neue Sextett begrüßt. Es handelt sich um Solobusse des Typs Mercedes eCitaro –  zwölf Meter lang und jeweils mit 396 kWh Batterie-Energiegehalt an Bord. Mit einer vollen Ladung fahren die neuen E-Busse den Herstellerangaben zufolge bis zu 270 Kilometer weit. Geplant ist in Fulda, je zwei Fahrzeuge im täglichen Umlauf zwischenzuladen und die übrigen vier Fahrzeuge über Nacht an die Depotlader anzuschließen.

Bei der Batteriekonfiguration setzt RhönEnergie Bus auf die maximale Anzahl von Batteriepaketen mit Nickel-Mangan-Kobalt-Zellen (NMC) der „zweiten Stufe“, wie es Mercedes formuliert. Bekanntlich war der eCitaro im Jahr 2018 mit einer geringeren Batteriekapazität auf den Markt gekommen. Durch den Einsatz einer verbesserten Zellchemie stieg der Energiegehalt inzwischen auf besagtes Level. Zwölf Akkupakete sind für die 396 kWh auf dem Dach und Heck verteilt. Ergänzt wird der Antrieb durch die Elektroportalachse ZF AVE 130 mit Elektromotoren an den Radnaben. Die Peakleistung der Motoren beläuft sich auf 2 x 125 kW, das Drehmoment auf 2 x 485 Nm.

Als der Fuldaer ÖPNV-Betreiber 2018 mit dem ersten E-Bus Hessens im Rampenlicht stand, handelte es sich übrigens um das Modell eines anderen Herstellers: In dem seinerzeit gestarteten Praxistest kam ein Gelenkbus von Sileo zum Einsatz. Mit dem Exemplar habe man nach kleineren Startschwierigkeiten sehr gute Erfahrungen gemacht, resümierten die Initiatoren im Frühjahr gegenüber einer Lokalzeitung.

Möglich wurde die Neuanschaffung der weiteren Elektrobusse nun durch eine Bundesförderung, die 80 Prozent der Mehrkosten gegenüber der Beschaffung von Dieselbussen übernimmt: „E-Busse kosten mehr als das Doppelte vergleichbarer Dieselbusse“, vergegenwärtigt Martin Heun, Sprecher der Geschäftsführung der RhönEnergie Fulda-Gruppe. „Deswegen sind wir auf eine Förderung angewiesen, damit das Investment wirtschaftlich bleibt.“

Nach den Worten von Heun sind die Busse emissionsfrei bis hin zur Klimaanlage und mit allen derzeit von Mercedes für den eCitaro angebotenen Sicherheitsfeatures ausgestattet. So hat das Sextett unter anderem einen neuen Bremsassistenten, eine Rückfahrkamera und einen „Sideguard Assist“ an Bord, der Fahrer beim kritischen Rechtsabbiegen unterstützt. Innen ist die Fahrerkabine mit einer Sicherheitsglasscheibe ausgestattet und ein Aktivfilter mit antiviraler Funktion sorgen für eine saubere Raumluft im gesamten Bus. Beides Merkmale, die der ÖPNV-Betreiber mit Blick auf die aktuelle Pandemielage hervorhebt.

Wert legte RhönEnergie Bus bei der Neubestellung auch wie weiter oben angedeutet auf den Einsatz von CO2-betriebenen Klimaanlagen beziehungsweise Wärmepumpen, um auf klimaschädliche Kältemittel verzichten zu können. Diese Devise verfolge man in allen Fahrzeugen der neuen Generation, betont das Unternehmen.

Was die Ladeinfrastruktur angeht, hat RhönEnergie Bus auf seinem Betriebshof aufgerüstet. Dort stehen nun zwei kabelgebundene 150-kW-Schnelllader im Freien und vier 40-kW-Depotlader in der Betriebshalle parat. So sei es möglich, jeweils zwei Fahrzeuge im täglichen Umlauf zwischenzuladen und die übrigen vier Fahrzeuge über Nacht an die Ladepunkte anzuschließen, teilt der Betreiber mit. Der Netzanschluss wurde mit Blick auf den Aufbau der Ladeinfrastruktur um eine 1.000 kVA-Trafostation ertüchtigt.

Viel Zeit hat der Verkehrsbetrieb unterdessen auch in die Schulung der Busfahrer und des technischen Personals investiert. Neben Bedienung und Fahrweise wurden unter anderem die Zusammenhänge von Ladezyklen, Fahrverhalten, Topografie und Witterungseinflüssen vermittelt: „Wir haben bereits etwa 100 Kollegen eingewiesen, die im Stadtgebiet im Linienverkehr eingesetzt werden. Außerdem natürlich mehrtägige Schulungen für das technische Personal unserer Werkstatt“, heißt es aus der Unternehmenszentrale.

Die RhönEnergie Fulda-Verkehrsbetriebe sind für den Busverkehr in Stadt und Landkreis Fulda sowie in Teilen des Landkreises Hersfeld-Rotenburg und des Main-Kinzig-Kreises verantwortlich. Insgesamt sind für das Unternehmen rund 220 Busse im Einsatz. Vor allem im Landkreis, aber auch bis in die Stadt Fulda hinein hat der Schulverkehr eine hohe Bedeutung. Rund 10.000 Schüler werden nach früheren Angaben des Betreibers täglich von ihrem Wohn- zum Schulort gefahren.

Das neue Elektrobus-Sextett wird vor allem auf den Stadtlinien 5 und 8 in Fulda eingesetzt. Die Linie 5 führt von Giesel über Galerie und Stadtschloss nach Künzell und zurück. Die Linie 8 verbindet Niesig mit dem Stadtschloss und führt bis zur Haltestelle An St. Johan – und zurück. Nur auf die Stadt Fulda heruntergebrochen steigt die Elektro-Quote der Busflotte auf rund 12,5 Prozent. Die Einsatzmöglichkeiten weiterer Elektrobusse im Stadtverkehr würden ständig im Zuge von Ersatzbeschaffungen geprüft, erklärt RhönEnergie Bus zu den Zukunftsplänen.
Quelle: Infos per E-Mail, re-fd.de, starterset-elektromobilität.de (PDF)

0 Kommentare

zu „Wie Fulda ein neues Elektrobus-Sextett in den Dienst nimmt“

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Lesen Sie auch