CATL baut Batteriefabrik in Ungarn – mit Mercedes als Großkunden

Der chinesische Batteriezellhersteller CATL wird eine weitere Zellfabrik in Europa bauen. Zweiter Standort nach Erfurt wurde Debrecen in Ungarn. Einen wichtigen Abnehmer hat CATL bereits jetzt an der Hand: Die Zellfabrik soll die Fahrzeugwerke von Mercedes-Benz in Deutschland und Ungarn mit Batterien versorgen.

Bereits bei der Entscheidung für den ersten Europa-Standort nahe Erfurt war Ungarn mit im Rennen. Seit einiger Zeit gab es immer wieder Berichte, wonach CATL einen zweiten Standort in Osteuropa suche – konkret wurden Polen, Tschechien, die Slowakei oder eben Ungarn genannt. Im Juni gab es Gerüchte, wonach CATL bereits ein 200 Hektar großes Grundstück in der Nähe von Debrecen erworben und erste Stellen ausgeschrieben haben soll.

Dass CATL dort ein Werk bauen wird, ist nun bestätigt. Wie die Chinesen mitteilen, soll dort ein Werk mit einer geplanten Jahreskapazität von 100 Gigawattstunden entstehen. Der Spatenstich soll noch in diesem Jahr erfolgen. Über die Jahre wird CATL 7,34 Milliarden Euro in den Standort investieren. Die neue CATL-Fabrik in Ungarn wird Batteriezellen und -module für europäische Automobilhersteller produzieren.

CATL gibt selbst an, dass sich das Debrecener Werk „in der Nähe der OEMs von Mercedes-Benz, BMW, Stellantis, Volkswagen und anderen Kunden“ befinde, was CATL helfen werde, besser auf die Bedürfnisse der Europäer einzugehen.

„Mit unserem Werk in Debrecen werden wir unseren Wettbewerbsvorteil weiter ausbauen, indem wir von hier aus besser auf unsere Kunden in Europa eingehen und die Transformation zur Elektromobilität in Europa beschleunigen“, so Robin Zeng, Gründer und Vorsitzender von CATL. „Das Greenfield-Projekt in Ungarn ist ein wichtiger Schritt für die globale Expansion von CATL und wird auch ein wichtiger Meilenstein in unseren Bemühungen, einen herausragenden Beitrag zur Energiewende zu leisten.“

Mercedes-Benz wird Großkunde des CATL-Werks

Während „Germany Trade & Invest“ im Juni noch schrieb, dass es angesichts der zahlreichen angekündigten Batterieprojekte in Europa eine Herausforderung werden könnte, einen Abnehmer zu finden, hat CATL dieses Problem bereits gelöst: Wie Mercedes-Benz selbst mitteilt, wird das neue CATL-Werk in Debrecen Batteriezellen für europäische Produktionsstandorte in Deutschland und Ungarn liefern. Die Batterieproduktion in Europa stärke die „Local-for-Local-Strategie“ von Mercedes-Benz.

Der Stuttgarter Autobauer setzt bereits heute im großen Stil auf Batteriezellen von CATL, etwa beim EQS und EQE. Da CATL in Europa aber derzeit noch keine Zellen fertigt, werden diese aus China importiert. „Dieses neue, hochmoderne europäische CATL-Werk ist ein weiterer Meilenstein für den Hochlauf unserer EV-Produktion, den wir gemeinsam mit unseren Partnern umsetzen. Auf dem Weg in eine emissionsfreie und vollelektrische Zukunft brauchen wir auch das volle Engagement unserer Zulieferer“, sagt Markus Schäfer, Vorstandsmitglied der Mercedes-Benz Group AG, Chief Technology Officer, verantwortlich für Entwicklung & Einkauf.

Wie viele Zellen Mercedes aus dem neuen Werk abnehmen wird und welchen Anteil das an der Gesamtkapazität des Werkes hat, geht aus der Mitteilung von Mercedes nicht hervor. Auch der Zelltyp wird nicht genauer genannt. Mercedes gibt bisher nur allgemein an, dass die Zellen in den Elektrofahrzeugen der nächsten Generation in Europa verbaut werden sollen.

Mercedes plant, für den eigenen Batteriebedarf von 200 GWh bis Ende des Jahrzehnts zusammen mit Partnern weltweit acht Zellfabriken zu errichten, davon vier in Europa. Im vergangenen September hatte sich Mercedes bei dem Batterie-Joint-Venture ACC von Saft und Stellantis eingekauft. ACC baut drei Batteriefabriken in Europa, im französischen Douvrin, in Kaiserslautern und im italienischen Termoli. Mit der neuen CATL-Fabrik in Ungarn würde Mercedes auf vier europäische Batteriewerke kommen.

In Deutschland und Ungarn baut Mercedes den Großteil seiner Elektromodelle: Der EQC und EQE laufen in Bremen vom Band, der EQS in Sindelfingen, der EQA in Rastatt und der EQB im ungarischen Kecskemét. Derzeit werden von den in Europa erhältlichen Modellen nur der EQV (Spanien) und EQS SUV (Tuscaloosa, USA) in anderen Ländern gebaut.

CATL selbst kündigt an, in Ungarn mit lokalen Partnern die Möglichkeit zu erörtern, eine Batteriematerialfabrik zu errichten, um das Recycling und die nachhaltige Entwicklung der Batterie-Wertschöpfungskette zu fördern. Auch andere Unternehmen wollen in Ungarn Batterievorprodukte herstellen. Der südkoreanische Batteriematerialien-Hersteller EcoPro BM hatte im Dezember angekündigt, ebenfalls in Debrecen künftig über 100.000 Tonnen Kathodenmaterialien fertigen zu wollen. Das japanische Chemieunternehmen Toray und LG Chem hatten im November eine Fabrik für Batterieseparatorfolien in Ungarn angekündigt. Der koreanische Batteriezellhersteller SK On baut und betreibt bereits Batteriewerke in Ungarn.
catl.com, mercedes-benz.com, gtai.de

1 Kommentar

zu „CATL baut Batteriefabrik in Ungarn – mit Mercedes als Großkunden“
Bernd
12.08.2022 um 15:10
Ein Hersteller aus China baut in Ungarn ein Werk das deutsche OEM beliefert. Dann schaut man sich die aktuelle und zukünftige Weltlage an und kommt zu welchem Ergebnis??

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Lesen Sie auch