Mercedes-Benz Vans plant reines E-Werk in Polen
Mercedes-Benz Vans hat angekündigt, im polnischen Jawor sein weltweit erstes reines Elektro-Werk aufbauen zu wollen. Hier sollen künftig die großen Vans als geschlossenes Baumuster (Kastenwagen) auf Basis der neuen Elektro-Plattform VAN.EA (Van Electric Architecture) produziert werden. Noch sind die Verträge aber nicht unterzeichnet.
Die Standortentscheidung und die konkrete Umsetzung hängen noch von der finalen Erfüllung verschiedener Rahmenbedingungen ab, unter anderem von der Gewährung von Beihilfen für die Investition in Jawor. Mercedes-Benz Cars fertigt in Jawor seit 2019 Verbrennungsmotoren sowie seit 2021 Batteriesysteme.
Die Pläne in Jawor sind Teil einer angekündigten Neuordnung des Produktionsnetzwerks von Mercedes-Benz Vans. Im September 2022 hatte das Unternehmen bereits verkündet, dass im Werk Düsseldorf (welches bisher die geschlossenen Baumuster des Sprinter und eSprinter fertigt) künftig die offenen Baumuster des großen Vans auf VAN.EA-Basis (also die Plattform für Aufbauhersteller oder Pritschenwagen) gebaut werden sollen – parallel zur Produktion des neuen eSprinter, der im zweiten Halbjahr 2023 anlaufen soll. In Ludwigsfelde (bisher offene Baumuster des Sprinter/eSprinter) soll weiterhin die Sprinter-Baureihe gefertigt werden, zudem wird dort das Kompetenzcenter für die Elektro-Van-Individualisierungen angesiedelt.
Die ebenfalls im September angekündigten (und in einer Absichtserklärung festgehaltenen) Pläne eines Produktions-Joint-Ventures mit Rivian werden jedoch nicht in dieser Form umgesetzt. Laut Mercedes sei das Vorhaben von Rivian „aufgrund der Repriorisierung ihrer Projekte zurückgestellt“ worden. Angekündigt war eine gemeinsame Fabrik für große Elektro-Transporter an einem bestehenden Mercedes-Benz Standort in Mittel- und Osteuropa. Auf gemeinsamen Produktionslinien sollten sowohl die Mercedes-Fahrzeuge auf Basis der VAN.EA als auch die Rivian-Modelle auf deren Rivian Light Van (RLV)-Plattform montiert werden.
Rivian selbst bestätigt in einer eigenen Mitteilung, dass das Management die Pläne zur Produktion seiner elektrischen Nutzfahrzeuge in Europa ausgesetzt hat und daher die Absichtserklärung mit Mercedes-Benz nicht weiter verfolgen wird. „Zum jetzigen Zeitpunkt glauben wir, dass die Konzentration auf unser Consumer-Geschäft sowie unser bestehendes kommerzielles Geschäft die attraktivsten kurzfristigen Möglichkeiten darstellen, um den Wert für Rivian zu maximieren“, sagt Rivian-CEO RJ Scaringe.
Stattdessen hat Mercedes-Benz Vans nun selbst eine Absichtserklärung mit der polnischen Regierung und weiteren polnischen Wirtschaftspartnern unterzeichnet. „Diese sieht vor, dass wir die hervorragenden Bedingungen und gemeinsame Infrastruktur am etablierten Standort Jawor nutzen, um ein neues Werk für die Produktion von Vans aufzubauen“, sagt Mathias Geisen, Leiter Mercedes-Benz Vans. „Während wir in allen unseren bestehenden Werken flexibel Vans mit Verbrennungs- und mit Elektroantrieb auf einer Linie fertigen, werden wir in Jawor unser weltweit erstes reines Elektro-Werk aufbauen. Wir setzen damit neue Maßstäbe und gehen auf unserem Weg in Richtung nachhaltiger, vollelektrischer Mobilität einen Riesenschritt voran.“
Durch die konsequente Ausrichtung auf die Fertigung rein-elektrischer Vans will Mercedes-Benz Vans nach eigenen Angaben „Produktivitätsvorteile erzielen und so die Wettbewerbsfähigkeit deutlich verbessern“. Der etablierte Standort ermögliche eine Optimierung der Kosten und der Lieferkette sowie eine energieeffiziente Produktion.
Die VAN.EA wird aber nicht nur in Düsseldorf und Jawor eingesetzt: Wie der Hersteller zudem ankündigt, wird das Werk im spanischen Vitoria, das die mittelgroßen Vans von Mercedes-Benz (V-Klasse, EQV, (e)Vito und (e)Vito Tourer) produziert, ab Mitte des Jahrzehnts zusätzlich einen mittelgroßen Van auf Basis der E-Plattform VAN.EA fertigen. Weitere Details zu diesem Fahrzeug gibt es noch nicht, es dürfte sich aber de facto um die Nachfolge-Generation der bisher in Vitoria gebauten Modelle handeln – also grob gesagt in der Fünf-Meter-Klasse.
Als einziger Standort von der Neuordnung nicht betroffen ist das französische Maubeuge: Dort werden im Renault-Werk die kleinen Modelle T-Klasse, künftig der EQT sowie der Citan und eCitan gebaut.
mercedes-benz.com, businesswire.com (Rivian-Mitteilung)
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