Ladeinfrastruktur: USA machen wohl CCS zur Förder-Voraussetzung

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Das US-Verkehrsministerium wird diese Woche wohl die endgültigen Anforderungen festlegen, die alle Ladestationen für Elektrofahrzeuge erfüllen müssen, um für das 7,5 Milliarden Dollar schwere Förderprogramm der US-Regierung qualifiziert zu sein. Laut einem Agenturbericht dürfte eine der Grundsatz-Entscheidungen Tesla nicht gefallen.

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Wie Reuters vorab erfahren haben will, wird die Verwendung des Schnellladestandards CCS dabei zur Bedingung gemacht. In Nordamerika kommt dabei der sogenannte CCS1 zum Einsatz, der den dort verbreiteten Typ-1-Anschluss für das Wechselstrom-Laden mit den beiden DC-Kontakten kombiniert – in Europa wird der CCS2 mit Typ-2-Buchse + DC verwendet.

Diese angebliche Grundsatz-Entscheidung pro CCS würde den Druck auf Tesla erhöhen, seine Supercharger auch in den USA für E-Autos anderer Marken zugänglich zu machen. Sonst geht Tesla bei den Fördermitteln leer aus. Die Ladeinfrastruktur-Förderung gilt neben den neuen EV-Steuergutschriften als zentrales Element des Vorhabens von US-Präsident Joe Biden, wonach im Jahr 2030 die Hälfte der Verkäufe auf Batterie-elektrische Autos entfallen sollen.

Vor dem Hintergrund des System-Duells zwischen CCS und dem Tesla-eigenen Ladestecker namens NACS („North American Charging Standard“) hatte Tesla im November 2022 das Design des NACS freigegeben. Als Tesla 2012 das Model S auf den Markt gebracht hatte, gab es schlichtweg noch keinen Branchen-Standard. Daher hatte Tesla seinerzeit einen eigenen Ladestecker entwickelt, der das AC- und DC-Laden kombiniert. Mit der Freigabe des Designs wollte Tesla andere Autobauer und Ladenetz-Betreiber dazu bringen, den NCAS zu verbauen – und somit das eigene System zum Lade-Standard in Nordamerika machen.

Sollten die Reuters-Informationen zutreffen, würde der CCS1 bevorzugt und Tesla von den Subventionen für die Ladeinfrastruktur quasi ausgeschlossen – die Nachrichtenagentur beruft sich dabei auf namentlich nicht genannte Regierungsbeamte. Tesla hatte die Öffnung seines Supercharger-Netzwerks für E-Autos von Fremdmarken bereits lange Zeit angekündigt, in den USA aber bisher nicht vollzogen. In Europa sind bereits in insgesamt 15 Ländern ausgewählte Schnelllader von Tesla auch für Fremdmarken zugänglich, zuletzt kamen auch einige Supercharger in Australien hinzu.

Ein großer Unterschied: In Europa setzt Tesla seit der Premiere des Model 3 auf den CCS2-Standard, sowohl an seinen Fahrzeugen als auch bei der Ladeinfrastruktur. Die älteren V2-Supercharger wurden nachträglich um ein CCS-Kabel ergänzt, die neuen V3-Supercharger sind reine CCS-Ladestationen. Hier war die Öffnung für Fremdmarken eine reine Software-Freigabe, die gleich ein großes Publikum erreichen konnte. In den USA wäre eine Öffnung der reinen NCAS-Ladestationen aufwändiger.

Ob die Möglichkeit, mit einem Adapter von NACS auf CCS1 mit einem E-Auto einer anderen Marke an den Superchargern zu laden, für die Förderfähigkeit ausreicht, ist derzeit nicht bekannt.

Update 15.02.2023: Die US-Regierung hat die endgültigen Anforderungen festgelegt, die alle Ladestationen für Elektrofahrzeuge erfüllen müssen, um für das 7,5 Milliarden Dollar schwere Förderprogramm qualifiziert zu sein. Dabei gab es noch eine Einigung mit Tesla über die Förderfähigkeit der Supercharger.
reuters.com, whitehouse.govdot.govdot.gov (Anforderungen inkl. CCS als PDF), dot.gov (Anforderungen zu Produktionals PDF), energy.gov (H2-Förderprogramm)

2 Kommentare

zu „Ladeinfrastruktur: USA machen wohl CCS zur Förder-Voraussetzung“
ID.alist
13.02.2023 um 13:43
Kleiner Hinweis, den "North-American-Charging-Standard" kürzt man NACS und nicht NCAS. ;-) Meine Eselbrück sind die NicNac's :-)
Sebastian Schaal
13.02.2023 um 13:46
Danke für den Hinweis, wir haben den Zeichen-Dreher korrigiert :-)

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