Mercedes legt Grundstein für Batterie-Recyclingfabrik

Rendering: Mercedes-Benz

Mercedes-Benz hat in Kuppenheim den symbolischen Grundstein für die angekündigte Batterie-Recyclingfabrik gelegt. Für die erste Stufe der Anlage – die mechanische Zerlegung – soll ab Ende dieses Jahres die Inbetriebnahme starten. Die Gespräche mit der öffentlichen Hand über den weiteren Ausbau laufen noch.

Diese Gespräche sind laut der Mercedes-Mitteilung aber „vielversprechend“. Geplant ist, die mechanische Zerlegung wenige Monate später durch eine Hydrometallurgie zu ergänzen. Damit könnte Mercedes in seiner Pilotanlage die gesamte Kette von den ausgemusterten Batteriepacks bis zur Gewinnung der einzelnen Rohstoffe in Kuppenheim abbilden.

„Die Integration dieses innovativen Verfahrens in das Gesamtkonzept einer Recyclingfabrik ist aktuell einzigartig in Europa“, teilt der Autobauer mit. Zwar hat Volkswagen Group Components seine Pilot-Recyclinganlage in Salzgitter bereits seit etwas mehr als zwei Jahren in Betrieb, dort werden aber eben nicht alle Schritte durchgeführt. VWGC nimmt nur die mechanische Verarbeitung vor, an dessen Ende die sogenannte schwarze Masse mit den wertvollen Batteriematerialien entsteht. Die hydrometallurgische Aufarbeitung selbst wird im Falle der VW-Anlage bei  „spezialisierten Partnern“ in die Einzel-Bestandteile aufgetrennt – Mercedes will das in Kuppenheim künftig selbst können.

Insgesamt investiert der Stuttgarter Autobauer einen nicht näher bezifferten zweistelligen Millionenbetrag in den Aufbau der „bilanziell CO2-neutral betriebenen Anlage“, wie es in der Mitteilung heißt. Die Recyclingfabrik wird aber auch im Rahmen eines wissenschaftlichen Forschungsprojekts vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert. In diesem Projekt namens „LiBinfinity“ will Mercedes zusammen mit Partnern wie Primobius, der SMS Group sowie Forschungsinstituten ein hydrometallurgisches Verfahren entwickeln, das auf eine Rückgewinnungsquote von 96 Prozent kommen soll. Damit werden „eine echte Kreislaufwirtschaft von Batteriematerialien möglich“, so Mercedes.

Spätere Großserienanlage ist möglich, aber nicht bestätigt

Erste Berichte über eine Pilot-Recyclinganlage in Kuppenheim gab es bereits vor zwei Jahren. Darufhin bestätigte noch der damalige Daimler-Konzern solche Pläne für das Werk Gaggenau, zu dem Kuppenheim gehört. Später wurde der Standort Kuppenheim bestätigt und auch eine Jahreskapazität von 2.500 Tonnen genannt. „Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse der Pilotfabrik könnte mittel- bis langfristig eine Skalierung der Produktionsvolumina erfolgen“, heißt es bisher eher allgemein.

Da es auf absehbare Zeit aber noch nicht genügend Batterien in recyclingfähigem Zustand aus ausgemusterten E-Autos geben wird, will Mercedes vor allem Batterien aus Versuchsfahrzeugen und „Anlaufbatterien“ in Kuppenheim recyceln – also Ausschuss aus der Produktion und den eigenen Versuchsanlagen, die nicht die Qualitätsstandards für Serienfahrzeuge erfüllen, aber dennoch wertvolle Materialien enthalten. „Gegebenenfalls“ werden auch Batterien aus „Feldrückläufern“ in Kuppenheim verarbeitet, also Batterien, die vorzeitig aus den Fahrzeugen ausgebaut werden müssen. Mit hohen Stückzahlen rechnet Mercedes hier aber nicht.

„Dieser Grundstein symbolisiert den entscheidenden Schritt zur Schließung des Wertstoffkreislaufs von Batterien von Mercedes-Benz“, sagt der für Produktion und Supply Chain Management verantwortliche Vorstand Jörg Burzer. „Mit einer Recyclingquote von mehr als 96 Prozent entsteht hier in Kuppenheim sinnbildlich eine ‚Mine von morgen‘. Der innovative Technologieansatz ermöglicht es uns, die wertvollen Rohstoffe in neue Mercedes-EQ Fahrzeuge einfließen zu lassen.“

Baden-Württembergs Umweltministerin Thekla Walter, die ebenfalls zur Grundsteinlegung nach Kuppenheim gekommen war, betonte die politische Dimension solcher Recycling-Vorhaben. „Krisen wie die Corona-Pandemie oder der brutale russische Angriffskrieg auf die Ukraine haben unsere Abhängigkeiten von Lieferketten und Primärrohstoffen deutlich vor Augen geführt“, so die Landesminsiterin von den Grünen. „Ein vermehrtes Recycling kann helfen, diese Abhängigkeit bei kritischen Rohstoffen zu senken und somit die Resilienz der Wirtschaft zu stärken. Das Thema Batterierecycling ist insofern topaktuell und auch von strategischem Interesse.“
mercedes-benz.com

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