Changan wird Batterietausch-Partner von Nio

Der chinesische Elektroauto-Hersteller Nio holt für sein Batterietausch-Geschäft einen Partner an Bord. Dabei geht es unter anderem um die Entwicklung passender Elektroautos – aber auch um künftige Standards für Batteriewechsel.

Bild: Nio

Die Kooperationsvereinbarung von Nio mit Changan sieht den Ausbau und die gemeinsame Nutzung des Nio-Netzwerks an Batteriewechselstationen, die gemeinsame Entwicklung Batterietausch-fähiger Modelle sowie die Etablierung von Standards für den Batteriewechsel vor, wie es in Medienberichten heißt.

Bei Nio ist das Battery-Swap-Konzept in allen Modellen integriert. Derzeit gibt es Pack-Varianten mit 75 kWh (hauptsächlich mit LFP-Zellen) und 100 kWh (ausschließlich NCM-Zellen). Eine Semi-Solid-State-Variante mit 150 kWh bei gleichen Abmessungen war lange angekündigt und ist nach einigen Verzögerungen seit Juli auf dem Markt — allerdings noch nicht großflächig.

Nio verfügt aktuell über rund 2.100 Batterietausch-Stationen in China – oder auch Power Swap Stations genannt, kurz PSS. Bisher nutzen die Nio-Fahrzeuge diese teure Infrastruktur exklusiv. Mit Changan als ersten Batterietausch-Partner werden bald auch E-Autos anderer Marken die PSS nutzen können. Im Moment wurde aber erst die Kooperationsvereinbarung unterzeichnet, Batterietausch-fähige E-Autos von Changan gibt es noch nicht – es ist auch derzeit kein konkretes Modell oder Start-Datum angekündigt.

Nio-Gründer und -CEO William Li erinnert anlässlich der Kooperation, dass es von Anfang an das Ziel seines Unternehmens gewesen sei, „Technologien und Infrastruktur für die gesamte Branche zu öffnen“ – und vergleicht das eigene Power-Swap-System mit einem „ Cloud-Dienst, der von Internetunternehmen bereitgestellt wird“.

Anders als bei einer Cloud-Anbindung geht es bei einem Batterietausch-System allerdings auch um ein essenzielles Stück Hardware eines Elektroautos. Die Batterie – von der Zelle bis hin zum Batteriepack samt Thermomanagement – gilt als wettbewerbsrelevante Komponente – ist die eigene Batterie günstiger als die der Konkurrenz oder bietet bessere Eigenschaften, zahlt sich das direkt auf die Attraktivität des E-Autos aus. Ein Batterietauschsystem funktioniert aber am besten mit geringer Komplexität und möglichst einheitlichen Batterien. Daher haben bisher viele Autobauer davor zurückgeschreckt, eine so wichtige Komponente wie die Batterie einem Wechselsystem anzuvertrauen.

Dass sich Changan nun Nio anschließt, ist potenziell ein großer Deal: Im laufenden Jahr ist Changan laut der  China Passenger Car Association (CPCA) der drittgrößte Autobauer Chinas, hinter BYD und FAW-Volkswagen, aber vor Geely und SAIC-Volkswagen. Allerdings entfällt der Großteil des Changan-Absatzes auf konventionelle Verbrenner, nur knapp 300.000 der über 1,1 Millionen Changan-Fahrzeuge in diesem Jahr waren New Energy Vehicles.

„Da China verstärkt auf neue Energien und intelligente vernetzte Fahrzeuge setzt, stellt die Umsetzung des Batteriewechselmodells von Nio einen bedeutenden Meilenstein für die Branche dar“, sagt Zhu Huarong, Vorsitzender von Changan. „Die Partnerschaft zwischen Changan Automobile und Nio beim Batteriewechsel ist von großer Bedeutung und trägt zur qualitativ hochwertigen Entwicklung von Chinas neuer Energiefahrzeugindustrie bei.“ Zudem kündigt Zhu an, dass sich die Partnerschaft mit Nio „nicht auf den Batteriewechsel beschränken“ werde.

Für Nio und Changan ist es nicht die erste Kooperation. Beide Unternehmen hatten 2018 die E-Auto-Marke Avatr gegründet – anfänglich hieß das Unternehmen sogar Changan-Nio. Nio zog sich aber später weitgehend aus dem Joint Venture zurück. Inzwischen ist CATL groß bei Avatr eingestiegen. Nicht die schlechteste Voraussetzung: CATL ist auch der Haupt-Zelllieferant von Nio.

cnevpost.com, reuters.com

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