VWN baut Transporter ab 2028 auf eigener Elektro-Plattform

Volkswagen Nutzfahrzeuge (VWN) entwickelt eine eigene Elektro-Plattform und will auf deren Basis ab 2028 alle seine Transporter auf Batterie-elektrische Antriebe umstellen. Erster Vertreter der neuen „Space“-Elektrofamilie soll der große Transporter Crafter werden.

volkswagen-e-crafter-e-transporter-2018-christoph-schwarzer-06
Bild: Christoph Schwarzer

Das kündigt VWN-Chef Carsten Intra gegenüber der Deutschen Presse-Agentur an. Nach dem Crafter sollen die anderen Transporter-Modelle sukzessive folgen. Zu der Plattform selbst nennt Intra noch keinerlei Eckpunkte. Gerüchten aus dem Oktober zufolge soll es sich aber um einen Ableger der künftigen Konzernarchitektur SSP handeln.

So oder so: Eine eigene Elektro-Plattform für Transporter ist für VW Nutzfahrzeuge ein Novum. „Wir haben unsere Strategie komplett umgestellt“, kommentiert Intra im dpa-Interview. „Von viel Fremdfertigung für andere Marken hin zu eigenen Produkten.“ Dadurch halte man jetzt alle Fäden selbst in der Hand. „Was wir jetzt haben, ist tatsächlich eine Vision für die nächsten 15 bis 20 Jahre.“

Zur Einordnung: Der 2022 von VWN gelaunchte ID. Buzz basiert auf dem MEB-Baukasten des Konzerns, also im Prinzip auf einer Pkw-Architektur. Der bis zum vergangenen Jahr in kleiner Stückzahl verfügbare E-Crafter war noch ein Verbrenner-Ableger.

Das „Space“-Projekt ist übrigens das Resultat des im Oktober weggefallenen Audi-Auftrags für das Hannoveraner Werk. Denn dadurch sind Kapazitäten frei geworden. Eigentlich sollte bei VWN ab 2026 ein neues Elektro-Topmodell der Ingolstädter Konzernschwester gebaut werden. Stattdessen soll die Fertigung dieses Fahrzeugs nun im eigenen Werk in Neckarsulm anlaufen.

Das Modell war Teil des früheren Projekts Artemis von Audi, im Jahr 2021 war der Auftrag zur Fertigung an Volkswagen Nutzfahrzeuge (VWN) in Hannover gegangen – konkret für drei Modelle, jeweils eines von Audi, Porsche und Bentley. Der zunächst geplante Produktionsstart war 2024, konnte aber nicht gehalten werden und wurde mehrfach verschoben. Bereits Ende 2021 hatte sich Porsche aus dem Projekt zurückgezogen und will sein E-Flaggschiff in Eigenregie in Leipzig bauen. Auch Bentley wollte nur die Karosserie in Hannover bauen lassen, die Endmontage sollte weiterhin im britischen Crewe erfolgen. Zur Zukunft des Bentley-Modells gibt es derzeit keine neue Information.

Der Betriebsrat zeigte sich im Oktober „enttäuscht“ über den Abzug des prestigeträchtigen Audi-Projekts, jedoch auch zuversichtlich angesichts der angekündigten Produktion der „Space“-Baureihe. „Diese Entscheidung stärkt unsere Eigenständigkeit im Konzernverbund, sichert die Standorte ab und gibt uns als Marke Handlungsspielräume, unser Geschäft in die Zukunft zu entwickeln“, sagt VWN-Betriebsratschef Stavros Christidis seinerzeit in einer Meldung der Betriebsratszeitung „Mitbestimmen“.

Übrigens – eines spricht noch dafür, dass SSP und „Space“-Plattform verwandt sein könnten: der Zeitpunkt der Marktreife. Denn die SSP wird ebenfalls für das Jahr 2028 angepeilt ( ursprünglich war das Jahr 2026 geplant, was sich aber aufgrund von Problemen bei der Software-Entwicklung verzögern wird). Erste Pkw-Vertreter auf der SSP werden die zweite Generation des Skoda Enyaq und der VW Golf der nächsten Generation im Jahr 2028 oder 2029.

wiwo.de

2 Kommentare

zu „VWN baut Transporter ab 2028 auf eigener Elektro-Plattform“
Mark Müller
04.12.2023 um 12:06
Ziemliches Jekami im VW-Konzern. Wenn man das mit der Führung und Disziplin bei Stellantis vergleicht, kommen schon Fragen auf.
Peter Kass
06.12.2023 um 00:45
Da hat VW wieder einmal was verschlafen, scheint mir. Ob die Stellantis & Co noch einholen können ? Auch die Chinesen (Maxus) schlagen sich hierzulande schon seit einiger Zeit recht gut, da gibt es für VW wohl einiges an Rückstand aufzuholen. Ein richtiger Masterplan scheint mir das ja nicht zu sein. Eher eine Zufallsentscheidung ("ist übrigens das Resultat des im Oktober weggefallenen Audi-Auftrags"). Kann man mit so einer Visionslosigkeit überhaupt bestehen ?? Auch sehe ich eine Mitschuld der Politik: die Elektrisierung des Teils des Autoverkehrs mit hohen km-Leistungen muss vordringlich sein und entsprechend gefördert werden!

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert