VW Golf wird ab 2028 zum Elektroauto

Der VW Golf der nächsten Generation wird wohl ein reines Elektromodell und laut einem Medienbericht bei seiner Markteinführung im Jahr 2028 der erste VW sein, der die neue SSP-Architektur nutzt. Der bisherige Verbrenner-Plattformbruder Audi A3 wird aber wohl einen anderen Weg gehen.

Das berichtet „Autocar“ unter Berufung auf Markenchef Thomas Schäfer. Der Elektro-Golf soll laut dem britischen Portal zwischen dem kommenden ID.2 und dem ID.3 positioniert werden. Damit dürfte es wohl eine Außenlänge von rund 4,15 Metern werden – denn die Studie ID.2all ist 4,05 Meter lang, der ID.3 kommt auf 4,26 Meter.

Das große Unterscheidungsmerkmal bei der Karosserie soll aber nicht die Länge des neuen Elektro-Golfs werden, sondern seine Höhe. Bereits im April hatte Schäfer erklärt, dass der elektrische Golf die SSP benötigt – und zwar wegen der „Golf-Gene“. So soll das Modell „etwa ein flacheres Dach gegenüber dem ID.3“ erhalten, was auf Basis des MEB oder der Weiterentwicklung MEB+ offenkundig nicht möglich ist. „Einfach irgendein Fahrzeug so zu nennen, geht nicht“, so Schäfer damals.

Als Indikator für die Höhe dürften die 1,46 Meter des Golf 8 gelten. Zum Vergleich: Der ID.3 ist satte zehn Zentimeter höher. Zudem wurde Schäfers Aussage zu den „Golf-Genen“ bereits in die Richtung interpretiert, dass sich der Elektro-Golf oder womöglich ID. Golf genannte Stromer bei der Länge eher wieder in Richtung der Vier-Meter-Marke bewegen dürfte. Der Golf 8, der jüngst eine Modellpflege für die kommenden drei bis vier Jahre erhalten hat, ist mit 4,28 Metern etwas länger als das, was Schäfer nun für die neunte Generation bestätigt hat.

Laut „Autocar“ soll der Golf 9 mit Elektro-Antrieb bei seiner Premiere im Jahr 2028 auch das erste VW-Modell sein, das die neue SSP nutzt. Das wäre eine große Planänderung, denn lange Zeit war das neue Flaggschiff-Modell Trinity als SSP-Erstling vorgesehen. Diese Pläne stammen aber noch aus der Zeit von Ex-Konzernchef Herbert Diess und Ex-Markenchef Ralf Brandstätter. Der neue Konzern-CEO Blume und Schäfer haben aber bereits so manche Entscheidung ihrer Vorgänger revidiert oder in Frage gestellt. Daher scheint die VW-Ikone Golf als neues Debüt-Modell für die Plattform nicht unrealistisch – es ist aber auch ein Risiko, den Bestseller als erstes auf eine komplett neue Plattform umzustellen. Im Gegenzug gibt es das Potenzial, dass der Golf 9 bei seiner Premiere zu den fortschrittlichsten Kompakt-Stromern zählen könnte.

Die Premiere der SSP war ursprünglich für das Jahr 2026 geplant, dürfte sich aber aufgrund von Problemen bei der Software-Entwicklung verzögern. Sollten die aktuellen Aussagen zutreffen, wird nun wohl das Jahr 2028 angepeilt – zwischenzeitlich kursierten Gerüchte, wonach sich die SSP bis 2030 verzögern könnte. Die Verspätung der SSP gilt auch als einer der Gründe, weshalb Audi in China eine E-Plattform von SAIC einkauft – weil die hauseigene Konzern-Plattform noch nicht so weit ist.

Wie „Autocar“ in einem weiteren Artikel schreibt, dürfte die SSP-Zeitplanung aber nicht nur das China-Modellangebot von Audi beeinflussen, sondern auch in Europa seine Spuren hinterlassen. Denn Audi will wie berichtet ab dem Jahr 2026 nur noch neue Modelle auf den Weltmarkt bringen, die rein elektrisch angetrieben sind. Für 2026 steht die Neuauflage des kompakten A3 an, der bisher wie der Golf 8 auf der Verbrenner-Plattform MQB basiert.

Da die SSP dann aber noch nicht zur Verfügung steht und Audi offenbar nicht bis 2028 warten will, wird der Nachfolger den MEB+ nutzen. Das erklärte Oliver Hoffmann, Audi-Vorstand für die technische Entwicklung, auf der IAA Mobility gegenüber dem britischen Automagazin. Der elektrische Nachfolger des Audi A3, der nach der geänderten Modell-Namensgebung der Marke die Modellbezeichnung A2 e-tron erhalten dürfte, ist für 2027 geplant. Noch im Mai 2022 hatte die „Auto, Motor und Sport“ berichtet, dass der elektrische A3-Nachfolger ab 2027 wohl auf der SSP basieren solle.

Das heißt auch: Der A2 e-tron auf MEB+-Basis wird wohl im Stile des VW ID.3 oder Cupra Born etwas höher ausfallen als die aktuelle Verbrenner-Generation oder als der Golf 9. Und es wird sich weiterhin um ein 400-Volt-Modell handeln, während die SSP auf 800 Volt Systemspannung ausgelegt ist.

Bereits bekannt ist, dass Audi das bisher kleinste Verbrenner-Modell A1 und das SUV Q2 auslaufen lassen wird. Die Fahrzeuge von der Größe des aktuellen A3 und Q3 sollen dann den Einstieg in die Audi-Welt bilden.
autocar.co.uk (Golf), autocar.co.uk (Audi A3)

2 Kommentare

zu „VW Golf wird ab 2028 zum Elektroauto“
Frank W.
07.09.2023 um 12:42
"Und es wird sich weiterhin um ein 400-Volt-Modell handeln, während die SSP auf 800 Volt Systemspannung ausgelegt ist."VW hat neulich erst die Ladedauer der MEB+ mit 20 Minuten (10-80% SoC) angegeben. 400V dürfen also selbst beim MEB+ bezweifelt werden. Die SSP wird mit 12 Minuten angegeben (5-80% SoC) und von Porsche hört man ja bereits, dass die Batteriespannung womöglich auf 920V erhöht wird (SSP "Sport"?).400V ist in 2 Jahren nicht mehr wettbewerbsfähig und beim ID.2 samt Derivaten kauft man sich seitens VW Komponenten bei Hyundai Mobis ein.https://www.volkswagen-group.com/en/publications/presentations/volkswagen-group-presentation-volkswagen-at-a-glance-1738
Max
12.09.2023 um 12:02
20 min für 10 % bis 80 % SoC und 400-V-Architektur widersprechen sich in meinen Augen nicht. Damit lassen sich 200 kW übertragen, was auch schon heute bei verschiedenen Modellen passiert. Angenommen, der MEB+ hätte 60 kWh, dann würde das ein Laden von 42 kWh in 20 min bedeuten, also eine durchschnittliche Ladleistung von 126 kW bedeuten. Mit Spitzenleistungen von 200 kW kein Problem. Und "920 V" ist gleichbedeutend mit "800 V", auch bei 800-V-Architekturen werden Spannungen von über 800 V erreicht.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Lesen Sie auch