Übernimmt Audi-CEO Döllner auch die Technische Entwicklung?

Audi-CEO Gernot Döllner soll auch das Ressort Entwicklung der Volkswagen-Marke übernehmen. Laut einem Medienbericht bleibt der aktuelle Eintwicklungsvorstand Oliver Hoffmann aber bei der Marke – allerdings in anderer Funktion.

gernot doellner 2023 01 min
Bild: Audi

Wie das „Handelsblatt“ aus Kreisen des Volkswagen-Konzerns erfahren haben will, werde Audi-Entwicklungsvorstand Oliver Hoffmann seinen Posten an Markenchef Gernot Döllner übergeben und künftig das Formel-1-Engagement der Ingolstädter verantworten. Audi will ab 2026 mit dem neuen Hybrid-Motoren-Reglement der Formel 1 einsteigen und arbeitet bereits seit einiger Zeit im Motorsport-Entwicklungszentrum Neuburg an dem Motor – das Fahrzeug soll vom Sauber-Team kommen, das bis 2026 schrittweise von Audi übernommen wird.

Über die Veränderung im Audi-Vorstand solle der Aufsichtsrat zeitnah entscheiden, heißt es in dem Bericht. Der aus Wolfsburg zu Audi gekommene Döllner ist seit dem 1. September 2023 Vorstandsvorsitzender in Ingolstadt. Zunächst hatte sich der Vertraute von VW-Konzern-CEO Oliver Blume die Lage bei Audi angeschaut und analysiert. Seit diesem Jahr setzt er seine „Audi Agenda“ mit Änderungen in der Organisation und auch beim Führungspersonal durch – zuletzt wurde auch Audis Chefdesigner Marc Lichte ersetzt.

Von Neubesetzungen im Vorstand war bisher nicht die Rede. Die „Automobilwoche“ hatte noch Anfang Februar, als die ersten Wechsel im Spitzenmanagemet bekannt wurden, geschrieben, dass Döllner keinen „unmittelbaren Handlungsbedarf“ im Audi-Vorstand habe. Die Vorständin für das Beschaffungs-Ressort Renate Vachenauer wurde erst im April 2023 bestellt, Xavier Ros (Personal) hat seinen Posten elf Monate länger inne, also seit Mai 2022. Weitere Verträge laufen noch, Vertriebsvorständin Hildegard Wortmann ist etwa bis 2026 an die Ingolstädter gebunden.

Hoffmann ist seit 2021 Vorstand

Dennoch könnte der Aufsichtsrat von Audi in seiner Sitzung am kommenden Donnerstag einen Wechsel beschließen oder zumindest die Personalie diskutieren. Wie die „Automobilwoche“ in einem aktuellen Artikel schreibt, ist der langjährige Audi-Entwickler Hoffmann in der Technischen Entwicklung (TE) zwar weiterhin anerkannt, Teile des Managements aus anderen Bereichen lasten dem Entwicklungsvorstand aber die „jahrelange Modelllücke“ an – der Antriebsentwickler Hoffmann ist seit 2021 im Audi-Vorstand.

Auch das „Handelsblatt“ schreibt, dass es Audi-intern unter Managern hinter vorgehaltener Hand heiße, dass Döllner „sich selbst für den besseren Entwicklungschef halte“. Ein Indiz, dass der Audi-Chef den versprochenen Zeitplänen seiner Entwicklungsmannschaft nicht vollständig traut, zeigt sich bei seiner Entscheidung zu den jüngsten Modellanläufen. So hat Döllner nicht nur entschieden, das wichtige Elektromodell Q6 e-tron nochmals zu verschieben (womit Porsche mit dem Macan das erste PPE-Modell vorgestellt hat, nicht Audi), sondern auch die für 2024 angekündigte Modelloffensive entzerrt hat. Statt mehrerer wichtiger Premieren innerhalb kurzer Zeit will Döllner geordnete Modelleinführungen mit etwas mehr Abstand.

Dass der CEO zugleich auch als CTO aktiv ist, wäre bei Audi keine Premiere: Schon Döllners Vorgänger Markus Duesmann – übrigens auch mit langjähriger Formel-1-Vergangenheit bei BMW – hatte nach seinem Antritt in Ingolstadt auch die Leitung der TE für mehrere Monate übernommen, bevor er im März 2021 an Hoffmann übergab. Pikantes Detail: Hoffmanns Vertrag wurde erst im Mai 2023 (noch unter Duesmann, wie Hoffmann einer der großen Befürworter des Formel-1-Projekts bei Audi) bis 2026 verlängert. Döllner gilt nicht als Fan des teuren Motorsport-Projekts, es gab sogar Gerüchte, er könnte den beschlossenen Einstieg stoppen. Soweit ist es zwar nicht gekommen, für Hoffmann wäre der Wechsel zu dem Formel-1-Projekt dennoch ein gesichtswahrender Abgang.

In den aktuellen Berichten wird nochmals deutlich, dass Döllner einen eher konfrontativen Management-Stil pflegt. „Manche Führungskräfte fühlten sich von seiner Gangart brüskiert“, schreibt etwa das „Handelsblatt“. Klar ist, dass Döllner auf schnelle Veränderungen drängt. Aber schon seinem Vorgänger Duesmann wurde nachgesagt, mit seinem Stil keine Verbindung zu seinen Leuten gefunden zu haben – auch in der TE. Egal mit welchem Management-Stil: Für die TE bei Audi ist es ein weiterer Wechsel des zuständigen Vorstands. In der vom Abgasskandal geplagten Entwicklungsabteilung wäre Döllner der achte Chef seit 2012.

handelsblatt.com, automobilwoche.de

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