Jetzt offiziell: Förderung für Batterieforschung läuft aus

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung bestätigt, was Batterieforscher in Deutschland mit Blick auf den kommenden Haushalt befürchtet haben: Ab 2025 werden voraussichtlich keine neuen Batterieforschungsprojekte mehr gefördert, sondern nur noch laufende Projekte ausfinanziert.

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Bild: Rockwell Automation

Das Kompetenznetzwerk Lithium-Ionen-Batterien (Klib) hatte vergangene Woche gewarnt, dass die Batterieförderung nicht nur gekürzt, sondern gekappt werden könnte. Der Verein argumentierte mit dem aktuellen Haushaltsentwurf für 2025 und weiteren Indizien, die allesamt darauf hindeuten, dass ab nächstem Jahr „nur noch die Ausfinanzierung laufender Vorhaben“ geplant ist. Nun zeigt sich: Das Netzwerk warnte zurecht. Damit kommt es laut O-Ton des Vereins zu einer „massiven Gefährdung der Wettbewerbsfähigkeit deutscher Industrien“.

Gegenüber elective bestätigt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) nun wortwörtlich, dass „mit den verbleibenden Mitteln […] ab 2025 voraussichtlich keine neuen Batterieforschungsprojekte mehr begonnen werden können“. Konkret geht es um die im Klima- und Transformationsfonds bereitgestellten Gelder für die Batterieforschung. Diese reichen zwar noch bis 2028, werden aber nur noch laufende Projekte unterstützen bzw. Neuprojekte, die dieses Jahr starten. Eine Sprecherin des Ministeriums formuliert es so, dass „im laufenden Haushaltsjahr 2024 noch neue Impulse im Bereich der Batterieforschung gesetzt werden können, die bis in das Jahr 2028 wirken. Die hierfür erforderlichen Mittel in den Jahren 2025 bis 2028 sind im Haushaltsplan enthalten.“ Außerdem prüfe das BMBF derzeit „weitere, pragmatische Möglichkeiten zur Stärkung der Batterieforschungsaktivitäten“.

Das Kompetenznetzwerk Lithium-Ionen-Batterien (Klib) hatte diesen Paukenschlag kommen sehen. Es leitete seine Befürchtung vor allem aus den Haushaltsplänen des Bundes her: Dieses Jahr musste die Branche bereits mit einem reduzierten Budget von 155 Millionen Euro aus dem Bonner Ministerium klar kommen. Der Topf unterteilt sich in 135 Millionen Euro Förderung für laufende Projekte und 20 Millionen Euro für Neubewilligungen. In Verbindung mit den Neubewilligungen sind zudem Folgebeträge für die nächsten Jahre reserviert, denn Forschungsprojekte erfolgen selten ein-, sondern in der Regel mehrjährig. Im Fachjargon nennen sich diese reservierten Summen in kommenden Haushalten Verpflichtungsermächtigungen.

Der Knackpunkt: Im 2025er Etatentwurf sind zwar 118 Millionen Euro für die Batterieforschung eingestellt, aber im Gegensatz zum 2024er Etat keine Verpflichtungsermächtigungen mehr enthalten, die Neuprojekten eine Laufzeit zusichern könnten. Die Schlussfolgerung des Klib: Die 118 Millionen dienen der Ausfinanzierung, neue Projekte werden nicht mehr bewilligt. Jetzt zeigt sich: Der Verein lag richtig.

Ergänzend setzte sich die Schlussfolgerung des Vereins noch aus vielen weiteren Puzzleteilen und -teilchen zusammen: Schon in einem ersten Hauruck-Ansatz wollte das BMBF das Budget Anfang des Jahres strenger zusammenkürzen und nur noch lächerlich geringe Verpflichtungsermächtigungen für die Folgejahre realisieren, ehe die Branche sich wehrte. Und: Das Klib ist wie es sich für einen Branchenverein gehört gut vernetzt und vernahm beispielsweise auch aus den länger angelegten Batterie-Kompetenzclustern Signale, dass der Geldhahn zugedreht werden könnte.

All das kondensierte in einer alarmierenden Mitteilung, die das Klib vergangene Woche absetzte: „Das Bundesministerium für Bildung und Forschung streicht die öffentlich geförderte Batterieforschung in Deutschland. […] Nur der bereits beschlossene Aufbau der Forschungsfertigung Batterien (FFB) in Münster wird weiter vom BMBF gefördert. Dies ist umso unverständlicher da andere globale Wirtschaftsregionen Forschung und Entwicklung in dieser Zukunftstechnologie aktuell massiv verstärken.“ Der Verein fürchtet, dass durch die Streichung der Forschungs- und Entwicklungspipeline die Quelle für Innovationen, die in industriellen Anwendungen mündet, versiegt. Da hilft aus seiner Sicht auch die Ausnahme für die FFB in Münster nicht. Denn: „Auch der FFB fehlt damit die für sie wichtige Vorlaufforschung.“ Neben dem Münsterer Dachprojekt bleibt bisher auch das Batterie-IPCEI (510 Millionen Euro) von der Sparpolitik unberührt. Beide Großprojekte sind nicht Teil des KTF, sondern speisen sich aus anderen Töpfen.

Weitere Reaktionen sind bisher vom Verband der Automobilindustrie und dem MEET-Batterieforschungszentrum bekannt. VDA-Präsidentin Hildegard Müller gibt sich alarmiert: „Während die Ampel vor einem Jahr noch davon sprach, Deutschland zum Zentrum für Batteriezellen zu machen, soll die Forschungsförderung in Zukunft vollständig entfallen“. Die geplanten Kürzungen stünden „beispielhaft für den Widerspruch zwischen gesetzten Zielen und der tatsächlichen Politik“.

Martin Winter vom MEET-Batterieforschungszentrum der Universität Münster sagte: „Alle anderen Länder fahren ihre Mittel hoch, weil es jetzt um die Umsetzung geht.“ Länder wie China oder Südkorea investierten massiv in die Technologie, die für Zwecke wie die Elektromobilität oder die Speicherung erneuerbarer Energien zentral ist.
 
Quelle: Info per E-Mail, spiegel.de, table.media

14 Kommentare

zu „Jetzt offiziell: Förderung für Batterieforschung läuft aus“
Martin
09.09.2024 um 11:27
Konnte man von der FDP etwas anderes erwarten? Schon möglich, dass ein paar positive Nachrichten von der FFB PreFab in Münster noch zum Umdenken führen könnten. Leider hört man von dort fast nichts, trotz Millionen-Förderung.
Anon
09.09.2024 um 12:33
Der erste Baubschnitt der FFB ist auch erst im April fertiggestellt worden. Außerdem ist das FFB ja ein Standort zur Forschung and großindustrieller Zellproduktion. Hier müssen nach dem Bau also auch erstmal Forschungsprojekte starten und durchgeführt werden. Ergebnisse fallen jetzt nicht einfach aus dem Himmel.Wenn ich das richtig verstehe werden diese neuen Forschungsprojekte basierend auf den Möglichkeiten des FFB aber nun nicht mehr bewilligt, da kein Geld da ist? Es können also nur Projekte im FFB durchgeführt werden die vollends vom Fraunhofer gestemmt werden.Das ist absurd. Es sind auch Hochschulen in dem FFB involviert - z.B. die RWTH -, um dort die Zellforschung voranzutreiben und können dort nun keine Forschungsprojekte mehr durchführen, da es keine Bewilligungen mehr geben wird. Promovierende bleiben in diesem schnell wachsenden Forschungsbereich in Deutschland also auch auf der Strecke.
tacjazo
09.09.2024 um 13:01
Fatal! Inflation Reduction Act in den USA, Staatsförderung in China. Was macht Europa? Richtig, sich unattraktiv. Es entscheidet sich momentan, welcher Kontinent die Zukunft der Batterien sein wird. Idealerweise eine homogene Mischung mit verschiedenen Kernkompetenzen in den USA, in China und in Europa. Dienstwagenprivileg nur noch für Elektroautos und Dieselsubvention stoppen. Das damit gesparte Geld dann in die Batterieforschung bzw. Subventionen für Produktionsanlagen.Sind unsere Politiker denn so kurzsichtig? Kann doch echt nicht wahr sein...
C
10.09.2024 um 15:44
So ist es! Neben dem Thema Forschung sollte man aber vor allem auch die Industrialisierung bzw. die sich gerade abzeichnende Abwanderung und Einstellung ebendieser Industrialisierung hierzulande beachten. Europa und Deutschland sind bereits unattraktiv und die Projekte wandern nach Nordamerika oder werden hierzulande eingestampft ("pausiert"). Man kauft hier lieber in Asien - bis von dort die Autos kommen. Wir warnen davor seit zwei Jahren, aber es kommt keine Reaktion, kein Verständnis, nichts... Dann brauchen wir auch keine Zölle mehr auf chinesische EVs, wenn sich hier ohnehin keine Produktion etabliert die zu schützen wäre.
J.
09.09.2024 um 13:03
Liebes electrive-Team, vielen Dank für die Berichterstattung zu diesem wichtigen Thema. Was in dem Kontext auch noch erwähnt werden sollte ist, dass Änderungen in schon laufenden Vorhaben oft zu Mittelverschiebungen in Folgejahre führen. Das ist beispielsweise bei Projektverlängerungen der Fall, welche in der Forschung oft nötig sind. Um solche Mittelverschiebungen zu ermöglichen müssen ebenfalls neue Verpflichtungsermächtigungen durch die Ministerien bereitgestellt werden. Da die Mittel des KTF nun leider sehr starr und unflexibel bewirtschaftet werden, sind solche Änderungen nun kaum mehr möglich. Viele Projekte sind nun an Finanzierungspläne, die vor Projektstart erstellt worden sind, gebunden und können kaum auf veränderte Tatsachen im Projektverlauf reagieren. Bei einigen Vorhaben droht dadurch der vorzeitige Projektabbruch. In der E-Mobility-Forschung ist das bereits die Realität. Es sind Projekte in mehreren großen Förderprogrammen des Bundes betroffen. Den laufenden Forschungsprojekten der Batterieforschung droht nun das Gleiche. Hier muss dringend nachgebessert werden, da sonst die letzten aus dem KTF finanzierten Forschungsprojekte in eine Schieflage rutschen könnten. Forschungsprojekte lassen sich vor Bewilligung und Projektstart per Definition nicht vollständig durchplanen. Es müssen Spielräume für Anpassungen im Verlauf der Vorhaben eingeräumt werden.
Thomas Jakob
09.09.2024 um 13:14
Und sie FDP wundert sich noch, dass sie bei den Wahlen mittlerweile unter "Sonstige" geführt wird. Der strikte Sparkurs vom Porschefahrer schädigt deutsche Industrie und Infrastruktur dauerhaft und leistet damit Vorschub für extreme Parteien.
Markus
09.09.2024 um 13:30
Was soll man dazu noch sagen. Scheinbar will man bei uns mal wieder mit voller Absicht wichtige Technologie an die Wand fahren und allen anderen überlassen. Eine Schande.
Dixi K
10.09.2024 um 05:52
Danke FDP
Spock
10.09.2024 um 07:36
Offensichtlich will die FDP Deutschland mit in den Abgrund reißen. Von Koalitionsvereinbarungen nichts mehr wissen wollen, kurz nach, angeblichen, Einigungen in Gesprächen öffentlich wieder zurückrudern, immer schön auf der Schuldenbremse rumreiten obwohl aus wissenschaftlicher Sicht völlig destruktiv und auf Europaebene zusammen mit, insbesondere Hr. Weber, CDU/CSU alles was geht blockieren.
Sebastian
10.09.2024 um 10:32
Naja ...... man muss sich ja schon fragen, was die Batterieforschung in Deutschland bislang gebracht hat. Die einzige deutsche Produktionsfirma - Varta - kämpft ums überleben und wird jetzt von jenem gescholtenen PORSCHE und dem östrreichischen Eigentümer aufgepäppelt ... und das hoffentlich mit Erfolg. Die Lithium Ionen Technik wurde in den 70ern mit deutschen Forschungsgeldern an der TUM entwickelt, die Ergebnisse dieser Forschung werden jedoch in anderen Teilen der Welt eingefahren. Batterieforschung nur um der Forschung willen halte ich daher für schwierig. Auch die vielen Millionen die nach Münster fließen machen eigentlich keinen Sinn, da für die Fertigungstechnik die Industrie zuständig ist. Was das alles zeigt ist, dass wir es in Deutschland nicht schaffen einen "Plan" zu entwickeln. Industrieunternehmen und Menschen mit Geld (die gibt es in unserem Land) müssten sich dazu bekennen so einen "neue" Industrie aufzubauen und dann würde auch die Zuarbeit durch unsere wieklich guten Forscher Sinn machen. Das ist das Problem ..... es fehlt der Plan ..... und das wiederum scheint wohl ein echtes Kommunikationsproblem auf entsprechenden Ebenen zu sein.
C
10.09.2024 um 18:26
Volle Zustimmung. Batterie wird dann wie Solar enden.Die FFB ist praktisch sinnlos, Jahre zu spät, zu groß um bezahlbar Versuche machen zu können (und wer soll diese wozu beauftragen wenn parallel dazu schon echte Zellhersteller in die Produktion einsteigen (wollten)), und mangels Dauerbetrieb auch keine echte Produktionserfahrung sammeln z.B. um die Qualität und Ausbeute zu erhöhen. Soll die FFB es besser machen als Northvolt, ACC und Co? Das Programm war nur eine verschnupfte BMBF-Reaktion auf das BMWI-IPCEI-Programm.Wenn wir hierzulande keine Produktion mehr aufgebaut bekommen, brauchen wir auch all die Forschungsprojekte in dem Umfang nicht. Für die akademische Welt sind die Forschungsprojekte ein Selbstzweck zu Finanzierung im Dreijahresrythmus, da besteht kein Interesse daran mit einem Thema zügig und pragmatisch fertig zu werden und das Knowhow an die Industrie zur Umsetzung zu geben.Das "alte Geld" hierzulande müsste eben auch in risikoreichere Unternehmungen investieren...
John
10.09.2024 um 14:34
Da möchte ich zustimmen. Man sollte Grundlagenforschung machen. Angewandte Forschung sollte nur unter nennswerter Industrie- oder Privatbeteiligung erfolgen. Die Entwicklung solcher Beteiligungen sollte man aber finanziell unterstützen. Dazu fällt mir Grovian ein. Die erste Windkraftanlage hat man, wegen zu viel Förderung im MW Bereich entwickelt. Natürlich hat diese nie funktioniert. Vielleicht ist die Devise "Smart statt Gießkanne" der bessere Ansatz.
Herbert
10.09.2024 um 11:30
Nicht vergessen, dass es eine SPD beteiligte Bundesregierung (Groko) war, die die Schuldenbremse überhaupt erst eingeführt hat. Und dass es ein SPD-Kanzler war, der massiv Steuern für Reiche gesenkt hat (Schröder). Die Folgen sehen wir heute, das Geld fehlt an allen Ecken und Enden. Die FDP kann es sich leicht machen und auf den Status Quo bestehen, den die SPD in weiten Teilen überhaupt erst geschaffen hat. Doch die einzige Partei, die auch schon damals gegen den ganzen Schuldenbremsen/Steuersenkungs-Irrsinn gewesen ist (Die Linke) wird sicherlich auch von denjenigen heute nur belächelt, die sich über die Folgen dieser Politik aufregen.
Hein M.
11.09.2024 um 09:20
Wir befinden uns in besorgniserregenden Zeiten für die europäische Batterieindustrie. Die Auswirkungen der stark nachlassenden (oder einfach fehlgeleiteten) politischen Bemühungen, Deutschland als attraktives Zielland für Industrialisierungs- und Serienfertigungsvorhaben zu halten, werden immer deutlicher. Angesichts der aggressiven Förderstrategien aus dem asiatischen Raum, können wir nur an unsere Regierung und die zuständigen Ministerien appellieren, endlich den Ernst der Lage zu erkennen. In einer so schnell wachsenden und sich entwickelnden Industrie sprechen wir nie von einer kurzen Pause, sondern immer von einem Stillstand mit inakzeptablen Langzeitfolgen. Eines der wichtigsten Güter Deutschlands, unser Know-how und unser Innovationsdrang, wird derzeit massiv eingeschränkt. Wenn nicht bald auf die weltwirtschaftliche strategische Ausrichtung und die stringenten Förderungen der eigenen Industrien reagiert wird (Stichwort: China, USA, ...), werden Industrie, Innovation und Umsatz zukünftig einfach woanders stattfinden.

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