Haben Mercedes und Bosch ein Interesse an Northvolt?

Bei der Suche nach einem Käufer für den insolventen schwedischen Batteriezellenhersteller Northvolt machen nun Gerüchte über zwei prominente deutsche Konzerne als potenzielle Interessenten die Runde: Vor kurzem sollen Vertreter von Bosch und Mercedes-Benz Northvolt in Schweden besucht haben. Offiziell bestätigt wird dies freilich nicht.

Bild: Northvolt

Wie etwa der NDR berichtet, soll am 28. März um 9:17 Uhr eine Challenger 3500 der Scintilla AG – einer Tochter des Bosch-Konzerns – auf dem Flughafen SFT in der schwedischen Stadt Skellefteå aus Stuttgart kommend gelandet sein. Am Abend ging es wieder zurück nach Baden-Württemberg. Bei dem diskreten Besuch in Nordschweden wurde die Maschine mit der Kennung HB-JLE aber von einem Reporter der Lokalzeitung „Norran“ fotografiert.

Der Kurzbesuch aus Stuttgart sorgt seitdem in Skellefteå für Aufruhr. Ein Northvolt-Mitarbeiter bestätigte gegenüber „Norran“, wonach ein „sehr interessanter Akteur“ der Northvolt-Batteriefabrik einen „vertraulichen“ Besuch abgestattet haben soll. „Ich bitte um Verständnis, dass wir den Sachverhalt nicht kommentieren“, antwortete ein Bosch-Sprecher auf die Bitte um Stellungnahme – ein Besuch wird aber nicht dementiert. Laut der Zeitung „Norran“ war es zudem nicht der einzige Besuch aus Stuttgart im hohen Norden: Auch Vertreter von Mercedes-Benz sollen die Fabrik besucht haben. Aber auch Mercedes wollte sich auf Nachfrage zu den Spekulationen nicht äußern. „Norran“ bringt mit Panasonic aber auch einen angeblichen Interessenten aus Japan ins Spiel.

Northvolt ist aufgrund mangelnder Finanzierung bei gleichzeitig sehr hohem Kapitalbedarf im vergangenen Jahr in Geldnöte geraten. Die im Herbst 2024 angestoßene Restrukturierung nach US-Insolvenzrecht wurde inzwischen zugunsten des laufenden Insolvenzverfahrens in Schweden beendet, allerdings werden in Schweden weitere Stellen gestrichen. Allerdings betonte Insolvenzverwalter Michael Kubu, dass es mit der Zellfertigung unter einem Investor weitergehen könnte. „Trotz erheblicher Einschnitte ist es positiv zu bewerten, dass der Geschäftsbetrieb teilweise fortgeführt werden kann, was für einen vollständigen oder teilweisen Verkauf des Unternehmens entscheidend sein dürfte“, so der Insolvenzverwalter.

Gegenüber dem NDR bezeichnet Steffen Link vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) die Northvolt-Fabrik als „durchaus attraktiv für Tech-Akteure“. „Da steht eine fertige Fabrik mit Maschinen, Anlagen und Mitarbeitern bei Northvolt – das ist ja alles schon da“, begründet Link seine Anssicht, dass ein Einstieg oder Kauf der Fabrik zum aktuellen Zeitpunkt ein geschickter Schachzug wäre?

Nur: Bosch selbst hatte 2018 noch ausgeschlossen, selbst in die Batterieproduktion einzusteigen. Stattdessen will der Zulieferer Teile der Anlagentechnik für Batteriefabriken herstellen. Allerdings hat sich der Markt seitdem deutlich weiterentwickelt und auch im Bosch-Vorstand haben inzwischen andere Manager das Sagen.

ndr.de, norran.se

1 Kommentar

zu „Haben Mercedes und Bosch ein Interesse an Northvolt?“
Gustav K
12.04.2025 um 15:13
Das könnte Bosch sich mal leisten, jedes Jahr 1 Mrd dort hineinzubuttern. Dann wäre die Marge über 3 Jahre halt mal 1 % geringer. Dazu noch BMW und VW jeweils 0.5 Mrd und schon hat man ordentlich was auf der Kette.Das Problem ist, ist bei dem Exodus bei Northvolt noch Kompetenz vorhanden? Oder muss hier Hilfe oder eine Übernahme in China/Korea her? Auch das müsste im Interesse von dem Standort Deutschland sein!Northvolt sollte nicht direkt an CATL oder BYD gehen.

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