Neue Lkw mit Brennstoffzelle: Hylane flottet Iveco-Trio ein
Der italienische Nutzfahrzeughersteller Iveco übergab Ende Februar erstmals zwei Brennstoffzellen-Lkw an einen Kunden – und zwar an die BMW Group. Nun folgt mit der Hylane GmbH ein weiterer Abnehmer. Das junge Unternehmen trat 2021 an, um die Wasserstoff-Mobilität im Güterverkehr mit einem „Pay-per-Use“-Modell anzuschieben. Inzwischen zählt der Fuhrpark des Lkw-Vermieters rund 100 Brennstoffzellenfahrzeuge – darunter nun auch das Trio von Iveco.
Zu dem Modell selbst: Der Iveco S-eWay Fuel Cell hat auf dem Papier eine Reichweite von bis zu 800 Kilometern, lässt sich in weniger als 20 Minuten nachtanken und kann 70 Kilogramm komprimierten Wasserstoff bei 700 bar Druck aufnehmen. Die Brennstoffzelle an Bord leistet 200 kW. Die E-Achse des S-eWay Fuel Cell wird sowohl aus dem Brennstoffzellensystem als auch aus zwei zentral verbauten Batteriepaketen gespeist; die Systemleistung liegt bei 400 kW, das zulässige Gesamtgewicht bei 44 Tonnen. Das Modell basiert dabei auf dem Batterie-elektrischen S-eWay, der seit Sommer 2024 ausgeliefert wird, eine Dauerleistung von 480 kW bietet und mit neun Batteriepaketen à 82 kWh auf einen Gesamt-Energiegehalt von 738 kWh kommt. Zum Vergleich: Die Reichweite der Batterie-Version liegt bei bis zu 500 Kilometern.
Wissen muss man dabei, dass die Wurzeln des Brennstoffzellen-Lkw genau genommen bis ins Jahr 2019 zurückreichen. Für seinen Europa-Start hatte sich das mittlerweile insolvente E-Lkw-Startup Nikola Motor aus den USA seinerzeit nämlich mit Iveco verbündet. Doch im Mai 2023 verkündete Iveco, Partner Nikola alle Anteile an einem zwischenzeitlich gegründeten Joint Venture in Ulm abzukaufen. Aus dem noch zusammen entwickelten Nikola Tre BEV wurde der Iveco Heavy Duty BEV und schließlich das Serienmodell S-eWay.
Der BZ-Lkw wird nun beim italienischen Nutzfahrzeughersteller in Kleinserie hergestellt und erste Exemplare werden im Rahmen des europäischen H2Haul-Projekts demonstriert – so auch das nun von Hylane abgenommene Trio. Das H2Haul-Projekt wird von der Clean Hydrogen Partnership kofinanziert und zielt konkret darauf ab, die Zuverlässigkeit von wasserstoffbetriebenen Lkw als praktikable und lokal emissionsfreie Lösung für den europäischen Transportbedarf zu demonstrieren.
Bei Hylane geht die Kooperation mit Iveco auch vor diesem Hintergrund über den Bezug der Lkw hinaus. So kooperieren beide Seiten auch beim Service: „Hylane-Kunden können an einigen ausgewählten und zertifizierten Werkstätten des IVECO Servicenetzwerks Wartungs- und Reparaturarbeiten durchführen lassen“, heißt es dazu in einer begleitenden Mitteilung.
Christian Sulser, Vorstandsvorsitzender der Iveco Magirus AG, kommentierte die Übergabe des Trios mit folgenden Worten: „Getreu unseres Multi-Antriebs-Ansatzes zur Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs setzen wir auf alle verfügbaren Technologien und Kraftstoffe, um unseren Kunden den für sie am besten geeigneten Antrieb zu bieten. Mit der Übergabe von drei Brennstoffzellen-elektrischen IVECO S-eWay Sattelzugmaschinen an hylane zeigen wir deutlich unser Engagement, die Zukunft der lokal emissionsfreien Logistik in Europa weiter voranzutreiben.“
Sara Schiffer, Geschäftsführerin von hylane, betont: „Mit der Aufnahme der IVECO S-eWay Fuel Cell Sattelzugmaschinen in unsere Flotte bauen wir die Variantenvielfalt unseres Fahrzeugangebots gezielt weiter aus.“ Die Aufnahme der Sattelzugmaschinen sei ein wichtiger Schritt, um dem starken Bedarf der Kunden nach emissionsfreien Fahrzeuglösungen im Fernverkehr gerecht zu werden. „Als einer der führenden Anbieter emissionsfreier Lkw in Deutschland freuen wir uns, bereits heute Fahrzeuge aus der Serie übernehmen zu dürfen. Diese frühe Belieferung sehen wir als Ausdruck des Vertrauens in unsere Arbeit und als Chance, den Markthochlauf emissionsfreier Nutzfahrzeuge aktiv mitzugestalten.“
Wie das „Pay-per-Use“-Modell den Markt aktivieren soll, hatte uns Sara Schiffer vor einiger Zeit im Interview erläutert. Dabei sprachen wir mit der Hylane-Geschäftsführerin auch über den Status Quo, die Ziele, die Kundenakquise und die Position Deutschlands im Ländervergleich. Interessant dabei: Hatte Hylane im Mai 2024 noch rund 40 Fahrzeuge in der Flotte sind es nun rund 100 Stück. Als Ziel gab Schiffer vor einem Jahr eine vierstellige Anzahl aus – ohne jedoch einen konkreten Zeithorizont zu nennen. Sie bezeichnete dieses Ziel aber „als nächsten Schritt“.
Quelle: Infos per E-Mail
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