Römischer Flughafen weiht riesigen Second-Life-Speicher ein
Im Zentrum von Pioneer (airPort sustaInability secONd lifE battEry stoRage) steht die Idee, Batterien nach ihrem ursprünglichen Gebrauch im Automobilbereich ein zweites Leben zu schenken, auch Second Life genannt. Insgesamt wurden 762 Batteriemodule in das Energiespeichersystem des römischen Flughafens integriert – darunter 84 Nissan-Leaf-Batterien mit einer Gesamtkapazität von 2,1 MWh und 78 Stellantis-Batterien aus der eCMP-Plattform mit 3,9 MWh. Letztere stammen aus B-Segment-Elektrofahrzeugen und wurden über SUSTAINera bereitgestellt, der Kreislaufwirtschaftsparte von Stellantis.
„Dieses Projekt zeigt, wie aus potenziellem Abfall ein wertvoller Energieträger wird“, sagt Soufiane El Khomri, Energy Director bei Nissan Amieo. „Wir übernehmen Verantwortung über den gesamten Lebenszyklus unserer Batterien – von der Wiederverwendung bis hin zum Recycling.“
Das Second-Life-System in Rom, das über zwölf Container verteilt ist, ist allerdings nicht der erste solche Stromspeicher auf einem Flughafen – vor kurzem hat der Flughafen Stuttgart eine ähnliche Anlage eingeweiht. Die fällt mit einer Kapazität von 540 kWh allerdings deutlich kleiner aus als das 10-MWh-System in Rom. Zudem wurden für das System in Stuttgart keine ausrangierten Batterien zweitverwendet. Vielmehr handelt es sich dabei um „New Life“-Batterien, die eigentlich für Elektroautos gedacht waren, „aber aufgrund von Überproduktion und zu wenig Nachfrage der EV-Wende nie benutzt wurden“, wie es vom Unternehmen Voltfang dazu hieß.
Integration mit Solarstrom und Netzstabilisierung
Die Anlage in Rom ist vollständig mit dem Anfang 2025 in Betrieb genommenen Solarpark des Flughafens verbunden – mit 55.000 Solarpaneelen und einer erwarteten jährlichen Stromproduktion von 31 GWh. Die Speicherung in dem Second-Life-System ermöglicht es, die erzeugte Energie auch nachts oder bei schlechtem Wetter zu nutzen. Damit sichert Pioneer nicht nur die Energieversorgung des Flughafens, sondern liefert auch flexible Netzunterstützungsdienste, wodurch Energieeffizienz und -sicherheit gesteigert werden.
„Mit Pioneer entsteht ein fortschrittliches Modell für Energieautonomie, Dekarbonisierung und wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit“, so Adolfo Urso, italienischer Minister für Unternehmen. „Das Projekt zeigt, wie Umweltverantwortung und industrielle Leistungsfähigkeit Hand in Hand gehen können.“
Strategisches Ziel: NetZero bis 2030
Für den Flughafenbetreiber ADR ist Pioneer ein zentraler Baustein auf dem Weg zur Klimaneutralität. CEO Marco Troncone betont: „Dieses Projekt wird synergetisch mit unserem Solarpark betrieben und festigt unseren Weg Richtung NetZero bis 2030. Es zeigt unseren festen Willen, Flughäfen in Plattformen für Energieeffizienz und Unabhängigkeit zu transformieren.“
Dank des Systems sollen in den nächsten zehn Jahren 16.000 Tonnen CO₂-Emissionen eingespart werden – ein bedeutender Beitrag zur nationalen und europäischen Klimastrategie.
Internationale und technologische Zusammenarbeit
Für die technische Integration und Harmonisierung der unterschiedlichen Batteriesysteme ist das italienische Unternehmen Loccioni verantwortlich, das bereits bei mehreren Projekten mit Enel und Nissan kooperierte.
„Mit Pioneer schlagen wir eine Brücke zwischen Energie und Mobilität – zwei Welten auf ihrem Weg zur Dekarbonisierung“, sagt Firmengründer Enrico Loccioni. „Im Zentrum steht dabei immer Qualität – bei den Menschen, den Projekten und der Technologie. Und Qualität ist ein anderer Ausdruck für Nachhaltigkeit.“

Auch auf EU-Ebene erfährt das Projekt Anerkennung: Es wurde im Rahmen des Innovation Fund SSC-2020 der EU-Exekutivagentur für Klima, Infrastruktur und Umwelt (CINEA) ausgezeichnet – ein klares Zeichen für den europäischen Anspruch, durch technologische Spitzenleistung den Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft zu gestalten.
Nissan und Stellantis wollen Aktivitäten ausbauen
Pioneer ist nicht nur ein Symbolprojekt, sondern ein konkretes Beispiel dafür, wie Industrie, Wissenschaft und öffentliche Akteure gemeinsam Lösungen für eine klimafreundliche Zukunft entwickeln. Sowohl Nissan als auch Stellantis kündigten an, ihre Aktivitäten im Bereich „Second-Life-Batterien“ weiter auszubauen – auch mit Blick auf kleinere Anwendungen im Wohn- und Gewerbebereich.
Wie Nissan-Manger El Khomri betont: „Unsere Reuse-Strategie zeigt nicht nur Potenzial für Großprojekte wie Fiumicino, sondern auch für Privathaushalte – etwa als Notstromversorgung. Mit jedem Projekt kommen wir einer saubereren, effizienteren Energiezukunft näher.“
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