US-Produktanläufe: GM investiert Milliarden – vor allem in neue Benziner
Wie GM mitteilt, sollen vor allem drei Fahrzeugwerke in den Bundesstaaten Michigan, Kansas und Tennessee von dem Investitionsprogramm profitieren. Wie sich die Investitionen im Detail verteilen, gibt GM zwar nicht an. Es wird aber deutlich, dass der Hersteller wieder vermehrt Produktanläufe im Benziner-Bereich plant – und so ein schwieriges Spagat versucht. Der US-Hersteller selbst betont die Ausgewogenheit seiner Pläne: Die vier Milliarden US-Dollar werden in die inländischen Produktionsstätten investiert, „um die Produktion von Benzin- und Elektrofahrzeugen in den USA zu erhöhen“. Und: „Die neuen Investitionen werden GM in die Lage versetzen, mehr als zwei Millionen Fahrzeuge pro Jahr in den USA zu montieren.“ Wie sich die Produktionsmengen auf die verschiedenen Antriebsarten verteilen, wird nicht präzisiert.
GM skizziert aber die geplanten Produktionsanläufe wie folgt:
- Das Werk Orion Assembly in Michigan startet Anfang 2027 mit der Produktion von Benzin-betriebenen SUVs und leichten Pickups. Eigentlich war vorgesehen, dort ab 2026 Elektro-Pickups herzustellen.
- Die Produktionsstätte Fairfax Assembly in Kansas wird ab Mitte 2027 die Produktion des kürzlich gelaunchten Benziners Chevrolet Equinox aufnehmen, der bisher nur in Mexiko gebaut wird. Außerdem wird Fairfax bis Ende des Jahres mit dem Bau des Chevrolet Bolt EV beginnen und ein Teil von GMs jetzt angekündigten Investitionen soll vor Ort den Bau von erschwinglichen E-Autos der nächsten Generation vorbereiten.
- Im Werk Spring Hill Manufacturing in Tennessee wird GM ab 2027 die Produktion des Verbrenners Chevy Blazer aufnehmen, der aktuell ebenfalls in Mexiko vom Band läuft. Er wird dann neben den elektrischen Cadillac Lyriq und Vistiq SUVs sowie dem Benziner Cadillac XT5 hergestellt.
Die vielen Benziner-Produktanläufe passen zur kürzlichen Ankündigung von GM, 888 Millionen Dollar in das Tonawanda Propulsion-Werk in der Nähe von Buffalo im US-Bundesstaat New York zu investieren, um den V-8-Motor der nächsten Generation von GM zu bauen. Das Werk Factory Zero in Detroit-Hamtramck (ebenfalls Michigan) bleibt unterdessen als GMs dezidierte Elektro-Fabrik weiter exklusiver Montagestandort für den Chevrolet Silverado EV, GMC Sierra EV, Cadillac Escalade IQ und GMC Hummer EV (Pickup und SUV).
„Wir glauben, dass die Zukunft des Transportwesens von amerikanischer Innovation und Fertigungskompetenz bestimmt wird“, kommentiert Mary Barra, Vorsitzende und CEO, die Investitionspläne. „Die heutige Ankündigung zeigt unser anhaltendes Engagement, Fahrzeuge in den USA zu bauen und amerikanische Arbeitsplätze zu unterstützen. Wir konzentrieren uns darauf, den Kunden die Wahl zu lassen und eine breite Palette von Fahrzeugen anzubieten, die sie lieben.“
„Die heutigen Nachrichten gehen weit über die Investitionszahlen hinaus – hier geht es um hart arbeitende Amerikaner, die Fahrzeuge herstellen, auf die sie stolz sind und die die Kunden mit Stolz besitzen“, ergänzt GM-Präsident Mark Reuss. „Wenn Sie durch das Land reisen, können Sie aus erster Hand sehen, wie groß unsere Produktionsstandorte sind und welche positiven wirtschaftlichen Auswirkungen sie auf unsere Gemeinden und unser Land haben.“
Die Strategie hat dabei natürlich auch eine politische Dimension. Wie Reuters berichtet, traf sich GM-CEO Mary Barra im März mit US-Präsident Donald Trump, um über Investitionspläne zu sprechen. Sie soll dem Präsidenten dabei auch mitgeteilt haben, dass GM ein Entgegenkommen bei den kalifornischen Emissionsanforderungen benötige, um die Produktion in den USA auszuweiten. Kalifornien und zehn weitere US-Bundesstaaten haben sich gegenüber den nationalen Regeln bekanntlich strengere Umweltauflagen gegeben. Just gestern hat Trump nun ein Gesetz unterzeichnet, das die kalifornischen Vorschriften für emissionsfreie Fahrzeuge bis 2035 aufhebt. Kalifornien und zehn weitere Bundesstaaten haben dagegen bereits umgehend eine Klage eingereicht.
Reuters schreibt weiter, dass die nun von GM vorgestellten Pläne das zuvor von dem Hersteller ausgegebene Ziel eines Verbrenner-Ausstiegs bis 2035 gefährden. Und: Die neuen Pläne „wurden vom Weißen Haus begrüßt, das erhebliche Zölle auf importierte Fahrzeuge verhängt hat, um die Autohersteller unter Druck zu setzen, mehr Produktion in die Vereinigten Staaten zu verlegen“.
Die Verbrenner Chevrolet Equinox und Blazer werden beispielsweise derzeit beide in Mexiko produziert. Der Equinox soll dort auch weiterhin gebaut werden, um Märkte außerhalb Nordamerikas zu beliefern. Ob dies auch für den Blazer gilt, wird nicht erwähnt. Entlassungen und Werksschließungen in Mexiko sollen aber nicht geplant sein.
GM verzeichnet in den USA aktuell wachsende Verkaufszahlen – sowohl bei Benzin- als auch bei Elektrofahrzeugen. Das Unternehmen betont etwa, in der zweiten Hälfte des Jahres 2024 dank inzwischen 13 erhältlichen Elektroauto-Modellen seiner Marken in den USA zum zweitgrößten Verkäufer von Elektrofahrzeugen aufgestiegen zu sein (Januar bis Mai: 62.000 verkaufte EVs). Und: Chevrolet sei im ersten Quartal im Land die am schnellsten wachsende Elektrofahrzeugmarke gewesen und nun die Nummer 2 unter allen Elektrofahrzeugmarken. Zwischen Januar und Mai verkaufte Chevrolet in den USA über 37.000 Elektroautos, Ford nur 34.000. Spitzenreiter ist Tesla.
Die Prognose für die Investitionsausgaben von GM für das Jahr 2025 liegt derweil unverändert bei 10 bis 11 Milliarden US-Dollar. Mit Blick nach vorne erwartet GM, dass die jährlichen Investitionsausgaben bis 2027 zwischen 10 und 12 Milliarden US-Dollar liegen werden, „was auf verstärkte Investitionen in den USA, die Priorisierung von Schlüsselprogrammen und Effizienzausgleiche zurückzuführen ist“.
news.gm.com, reuters.com, insideevs.com, news.gm.com (Chevrolet)
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