BYD will vorerst doch nicht in Mexiko produzieren
Zunächst zu Mexiko: BYD hatte in den vergangenen Jahren bereits drei Standorte in dem Land erkundet, stellte die aktive Suche aber im letzten Jahr ein. Dabei bleibt es jetzt auch erst einmal: Man sei weiterhin an einer Expansion in Nord- und Südamerika interessiert, habe jedoch keinen Zeitplan für neue Investitionen, sagte Stella Li, Executive Vice President von BYD, am Rande der Werkseröffnung in Brasilien. Als Grund für die auf Eis gelegten Pläne gelten geopolitische Spannungen und Unsicherheiten, die mit der Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump aufgekommen sind.
„Geopolitische Fragen haben einen großen Einfluss auf die Automobilindustrie“, wird Li etwa bei Bloomberg zitiert. „Jetzt überdenkt jeder seine Strategie in anderen Ländern. Wir wollen abwarten, bis wir mehr Klarheit haben, bevor wir unsere Entscheidung treffen.“ Schon vergangenes Jahr soll BYD seine aktive Suche nach einem Standort in Mexiko eingestellt haben – laut der Nachrichtenagentur wegen Bedenken des chinesische Handelsministeriums, dass BYDs Technologie von den USA genutzt werden könnte. Das war noch, bevor Trump seine hohen Zölle und weiteren Handelsbarrieren einführte. Diese dürften BYD dann zusätzlich abgeschreckt haben.
Besser läuft es derweil in Südamerika: Dort startete BYD dieser Tage die Produktion von Elektroautos und Plug-in-Hybriden. Das Werk im Industriepark Camaçari im brasilianischen Bundesstaates Bahia, dessen Bau BYD im Herbst 2023 initiiert hatte, ist auf eine jährliche Produktionskapazität von 150.000 Elektro- und Hybrid-Pkw ausgelegt, die später auf 300.000 Fahrzeuge verdoppelt werden kann. Bei der neuen Fertigungsstätte handelt es sich um BYDs erste Fabrik außerhalb Asiens.
Das erste Modell, das in BYDs neuem Fahrzeugwerk in Brasilien produziert wird, ist der rein elektrische Seagull, der vor Ort Dolphin Mini heißt und in Europa als Dolphin Surf vermarktet wird. Weitere Modelle, die in Bahia gefertigt werden sollen, sind die beiden Plug-in-Hybride Song Pro und Chaser 05. Eingebettet ist die Fabrik übrigens in einen Industriekomplex mit zwei weiteren Werken. Alle drei liegen auf einem ehemaligen Ford-Industriegelände in Camaçari. Neben der Pkw-Produktionsstätte wird BYD vor Ort ein Werk für Fahrgestelle von E-Bussen und -Lkw betreiben sowie ein drittes Werk, das Lithium und Eisenphosphat für den internationalen Markt verarbeiten soll.
Für BYD sind die Anlagen in Bahia übrigens nicht die ersten Produktionsstätten in Brasilien. So fertigt das Unternehmen in Campinas im brasilianischen Bundesstaat São Paulo bereits Elektrobus-Fahrgestelle und betreibt in Manaus, der Hauptstadt des brasilianischen Bundesstaates Amazonas, eine Lithium-Eisenphosphat-Batteriemontage. Und: Als Importeur seiner Autos hat sich der chinesische Hersteller in Brasilien seit 2021 einen Namen gemacht. Laut dem Portal CN EV News hat BYD in dem Land bis heute mehr als 130.000 Fahrzeuge verkauft. Im ersten Quartal dieses Jahres waren es gut 20.000 Einheiten, womit BYD in Brasilien zum größten Verkäufer von elektrifizierten Pkw aufgestiegen ist. Im Mai kam BYD dem Portal zufolge mit einem Marktanteil von fast 10 Prozent sogar auf Platz vier der erfolgreichsten Hersteller im Pkw-Gesamtmarkt (bei den Einzelhandelsverkäufen).
bloomberg.com, cnevpost.com, carnewschina.com, byd.com (auf Portugiesisch)
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