VW stoppt ID.-Buzz-Export in die USA
Das erfuhr das Handelsblatt aus Konzernkreisen. Die Wirtschaftszeitung schreibt unter Berufung auf die Daten des Branchendienstleisters Marklines, dass es schon im Mai einen Exportstopp des ID. Buzz in die USA gab. Dieser Zeitpunkt überrascht nicht, denn Anfang Mai wurde bekannt, dass der deutsche Autobauer in den Vereinigten Staaten über 5.000 bereits ausgelieferte ID. Buzz zurückrufen muss, da die Sitze in der dritten Reihe zu breit sind und damit nicht den Sicherheitsbestimmungen entsprechen – laut den US-Vorgaben können dort aufgrund der Platzverhältnisse auch drei Personen Platz finden, obwohl es nur zwei Sicherheitsgurte gibt.
Gegenüber dem Handelsblatt bestätigte ein Sprecher von VW Nutzfahrzeuge, dass der Export des E-Vans derzeit gestoppt sei – eben aufgrund der aus Behördensicht zu breiten Rücksitzbank der Siebensitzer-Version. Den Informationen aus dem Mai zufolge soll eine zusätzliche Verkleidung eingebaut werden, um die Breite im fraglichen Bereich zu verringern – damit dort künftig nur noch zwei Menschen sitzen können und die US-Vorgaben eingehalten werden.
Aber: Die Sitz-Problematik dürfte nicht der einzige Grund für den kompletten Exportstopp sein. „Es sind nicht die Rückrufe, es ist die Zollthematik“, gab ein nicht näher beschriebener Insider gegenüber der Zeitung an – auch eine weitere Quelle soll auf die US-Zölle hingewiesen haben.
ID. Buzz wird ausschließlich in Hannover gebaut
Der ID. Buzz in der Langversion ist vor allem für die USA gedacht. Allerdings wird der Elektro-Van auf Basis des MEB nicht dort gebaut, sondern – wie alle anderen Varianten des ID. Buzz – bei VW Nutzfahrzeuge in Hannover. Von Deutschland aus wurde der ID. Buzz bisher per Schiff in die USA transportiert.
Damit ist das Modell aber auch von den US-Zöllen auf Auto-Importe betroffen. Seit Anfang April werden bei der Einfuhr von in Europa hergestellten Autos 27,5 Prozent statt zuvor 2,5 Prozent Zoll fällig. Die Import-Gebühren dürften also mehr als die kalkulierte Marge auffressen – und damit die gesamte Absatz- und Preiskalkulation über den Haufen werfen. VW verfügt zwar über ein US-Werk in Chattanooga, Tennessee, in dem sogar mit dem ID.4 bereits ein Elektroauto auf Basis des MEB gebaut wird. Allerdings ist offen, ob das Werk auch ohne Probleme die Karosserie des ID. Buzz herstellen könnte und die Lieferkette ein weiteres Modell bedienen kann. Ein Import von Komponenten ist wohl ebenfalls nicht finanziell attraktiv, da auf Bauteile wie Motoren, Batterien, Reifen und Stoßdämpfer seit Mai ebenfalls der Satz von 27,5 Prozent gilt.
Der ID. Buzz zeigt also symbolisch, was den deutschen Autobauern in den USA in Zukunft droht. Im VW-Konzern haben zum Beispiel Audi und Porsche kein US-Werk und sind ausschließlich auf Importe angewiesen. Auch VW-Chef Oliver Blume hatte mehrfach betont, dass er im Export aus Europa in die Vereinigten Staaten mit dieser Zoll-Hürde „keinen Sinn mehr“ sehe. VW hatte sich – auch aufgrund seines US-Werks – in Washington für eine Ausnahmeregelung stark gemacht, bisher wurde aber keine solche Einigung erzielt. Auch ein größerer Zoll-Deal zwischen der EU und der US-Regierung ist noch nicht ausverhandelt und unterzeichnet.
Es ist unklar, ob VW den Export des ID. Buzz vor einem Zoll-Deal wieder aufnimmt oder eine solche Einigung abwartet. Die einst angepeilten Absatzzahlen von bis zu 40.000 Fahrzeugen pro Jahr werden die Wolfsburger aber auf absehbare Zeit nicht erreichen: Im ersten Quartal wurden laut den Marklines-Daten noch etwas mehr als 1.900 ID. Buzz in die USA eingeführt, im zweiten Quartal waren es – bis zum Rückruf – noch rund 570 Fahrzeuge.
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