BVG legt Grundstein für E-Bus-Depot in Marienfelde
Der neue Standort wird laut BVG mit moderner Ladeinfrastruktur, zwei Werkstatthallen und einem Verwaltungsgebäude ausgestattet. Rund 180 Mitarbeitende sollen hier künftig für einen stabilen und emissionsfreien Busbetrieb sorgen. Zusammen mit einem zweiten Neubau an der Köpenicker Landstraße in Schöneweide schafft die BVG so Platz für rund 440 zusätzliche Fahrzeuge – fast ein Drittel der künftigen E-Bus-Flotte.
Der nun erfolgten Grundsteinlegung an der Säntisstraße ging 2023 ein Vergabeverfahren für die Arbeiten voraus. Den Zuschlag erhielt im Februar 2024 ein Konsortium namens ARGE BVG Säntis, bestehend aus der ZECH Bau SE und SBRS GmbH, wobei das Duo sowohl die Planungs- als auch die Ausführungsleistungen übernimmt. SBRS ist bekanntlich eine Tochter der Shell Deutschland GmbH – der Energiekonzern hatte den auf Ladeinfrastruktur-Lösungen für E-Busse, E-Lkw und auch E-Schiffe spezialisierten Hersteller Mitte 2022 übernommen. In der Berliner Arbeitsgemeinschaft ist also nicht nur ein Bauunternehmen und ein Ladeinfrastruktur-Hersteller involviert, sondern indirekt auch ein Energiekonzern mit Erfahrung beim Betrieb von Ladestationen.
Auf dem Betriebshof werden insgesamt 209 Ladepunkte mit einer Leistung von bis zu 150 kW entstehen – das sind die Plätze für das Laden der E-Busse über Nacht. Diese werden – wie in einem Rendering und einem animierten Video auf LinkedIn zu sehen ist – an Gestellen auf einer Freifläche montiert, damit die Ladekabel einfach an die dort geparkten Busse angesteckt werden können. Zudem soll es neun „Ultraschnellladesäulen“ mit bis zu 450 kW geben, falls die Batterie eines Fahrzeugs innerhalb kurzer Zeit nachgeladen werden soll. Darüber hinaus wird die ARGE BVG Säntis eine Übergabestation, zwölf Wechselrichterstationen und neun Lademasten errichten. Außerdem besteht auch die Option, Doppeldecker-Busse zu laden.
Vor einem knappen halben Jahr haben unterdessen auch die Bauarbeiten an einem Depot-Neubau der BVG an der Köpenicker Landstraße begonnen. Dank des dortigen Standorts sollen 200 zusätzliche E-Busse in den Betrieb gehen können. Der Neubau ist dabei Teil des neuen Betriebshofs in Schöneweide und wird voraussichtlich im Jahr 2027 fertig. Ursprünglich sollten die Bauarbeiten allerdings früher beginnen, wodurch es 2024 auch zur Kürzung des öffentlichen Budgets für die E-Bus-Beschaffungen der BVG kam.
Auf dem rund 44.000 Quadratmeter großen Gelände in Schöneweide schweben der BVG neben einer Werkstatt- und Servicehalle auch ein modernes Verwaltungsgebäude sowie Abstell- und Lademöglichkeiten für rund 200 Elektrobusse vor. Zusammen mit dem künftigen Betriebshof an der Säntisstraße sowie den bereits bestehenden Arealen, verfügt die BVG dann über acht Omnibus-Betriebshöfe.
Auch die Flottenplanungen schreiten voran: Gegen Ende des Jahres rechnen die Berliner damit, dass rund 280 der circa 1.500 Busse der BVG rein elektrisch unterwegs sein werden. Als Zwischenetappe strebt der Betreiber an, bis 2027 mindestens 500 E-Busse im Einsatz zu haben, die in den Depots, aber auch teils während des Linienbetriebs an insgesamt 36 Endhaltestellen zwischengeladen werden sollen.
Das Ziel einer vollständigen Elektrifizierung bis 2030 hat die BVG inzwischen aber aufgeweicht: Seit Anfang des Jahres ist bei den Verantwortlichen von den 2030ern die Rede, außerdem soll übergangsweise auch HVO als Kraftstoff eingesetzt werden. BVG-Chef Henrik Falk geht konkret davon aus, dass Batterie-elektrische Busse im Berliner Mobilitätssystem 2035 eine Mehrheit von 80 oder 90 Prozent stellen werden, für die verbleibenden zehn bis 20 Prozent sieht er den Kraftstoff HVO100 aus Abfall- und Reststoffen als Option. Damit rückte die BVG von ihren früheren, ambitionierteren Zielen ab. Eine ähnliche Aufweichung der E-Bus-Ziele – jedenfalls was die zeitliche Dimension angeht – hat es vergangenes Jahr auch in Hamburg gegeben.
1 Kommentar