Provinz Québec zieht sich aus kanadischer Northvolt-Fabrik zurück

Die Regierung von Québec wird kein weiteres Geld für die angekündigte Fabrik des insolventen schwedischen Batteriezellherstellers Northvolt in der kanadischen Provinz bereitstellen. Stattdessen will die Provinz versuchen, einen Teil der Gelder zurückzuerhalten, die sie in das gescheiterte Projekt investiert hat.

Northvolt six min
Bild: Northvolt

Für die europäischen Geschäfts hat Northvolt zwar mit dem US-Unternehmen Lyten einen Käufer gefunden, der auch schon am Neustart arbeitet. Für die 2023 angekündigte Fabrik in den kanadischen Gemeinden Saint-Basile-le-Grand und McMasterville wurde ebenfalls eine Einigung angestrebt, bisher aber noch nicht abgeschlossen. Und mit den aktuellen Entwicklungen in Kanada wird das auch immer unwahrscheinlicher: Denn die Provinzregierung von Québec hat die Partnerschaft für die Northvolt Six genannte Fabrik für gescheitert erklärt.

„Heute beenden wir jegliche Finanzierung von Northvolt in Quebec“, sagte Christine Fréchette, die Wirtschaftsministerin Quebécs. „Das Unternehmen hat keinen Plan vorgelegt, der den Interessen von Quebec entspricht. Wir beabsichtigen, unser Recht auszuüben, um den größtmöglichen Teil unserer Investition zurückzuerhalten. Dieses Abenteuer hat sich als erfolglos erwiesen, und wir sind natürlich enttäuscht.“

Dass es in Kanada zu keiner Einigung zwischen Lyten und der Provinzregierung gekommen ist, soll laut der „Canadian Presse“ auch daran gelegen haben, dass Lyten „unverhältnismäßige Forderungen“ für die Übernahme von Northvolt Six gestellt habe. Laut einer Sprecherin Fréchette habe das US-Unternehmen zusätzliche Fördergelder angefragt, die Provinzregierung wollte aber die möglichen Verluste weiterer Steuergelder vermeiden.

Kein neuer Stand bei deutscher Fabrik

Die aktuellen Vorgänge in Kanada werfen auch ein anderes Licht auf die ebenfalls noch laufenden Gespräche rund um Northvolt Drei, die in Schleswig-Holstein geplante Northvolt-Fabrik in Deutschland. Gegenüber der „TAZ“ verwies ein Sprecher des schleswig-holsteinischen Wirtschaftsministeriums auf die Vertraulichkeit der Verhandlungen, für eine Stellungnahme sei es zu früh.

Das schwedische Unternehmen hatte 2023 angekündigt, alleine für die erste Bauphase sieben Milliarden kanadische Dollar (nach damaligem Wechselkurs etwa 4,9 Milliarden Euro) in Québec zu investieren, um neben der Zellfabrik von 30 GWh auch eine Produktion von Kathodenmaterial zu errichten. Später sollte mit weiteren Investitionen die Anlage sogar auf 60 GWh pro Jahr ausgebaut werden. Die Wahl des Standorts rund 25 Kilometer östlich von Montreal wurde von Northvolt auch mit der Verfügbarkeit sauberer Energie aus Wasserkraft begründet.

Aber, wie so oft bei derartigen Großprojekten, dürfte die genaue Standort-Entscheidung auch von der in Aussicht gestellten Förderung abgehängt haben. In jener Zeit war die kanadische Regierung erpicht darauf, eine E-Auto-Industrie samt der Batterie-Wertschöpfungskette aufzubauen, auch unter den kanadischen Provinzen gab es einen regelrechten Wettbewerb um die Projekte. So hat auch die Provinz Ontario einige Großprojekte angezogen, etwa die  riesige VW-Batteriefabrik in St. Thomas. Northvolt teilte gleich zu Beginn des Projekts mit, dass man „starke Unterstützung der Regierung Kanadas und der Regierung von Québec“ erhalte.

Die Regierung von Québec hatte für die Fabrik sogar die eigenen Vorschriften geändert, damit keine umfassende Umweltprüfung für die Batteriefabrik nötig war. In der Aussicht, dass in der Region bis zu 3.000 Arbeitsplätze entstehen werden, hat die Provinz 510 Millionen CAD (derzeit 314 Millionen Euro) investiert – 240 Millionen CAD (148 Millionen Euro) in Form eines garantierten Darlehens für den Grundstückskauf, 270 Millionen CAD (166 Millionen Euro) als Investment in die Muttergesellschaft von Northvolt Batteries North America. 

Wie Québecs Wirtschaftsministerin Fréchette nun angibt, habe die Provinz diese 270 Millionen kanadische Dollar abgeschrieben. Die Rückzahlung des Kredits werde aber angestrebt, Québec hat in dieser Woche einen entsprechenden Antrag vor Gericht gestellt, wie es in kanadischen Medienberichten heißt. Die Regierung möchte zur Schuldentilgung fast 200 Millionen CAD von eingefrorenen Konten von Northvolt erhalten und verlangt von dem Gericht die Genehmigung für den Verkauf oder die Rücknahme des Grundstücks.

Northvolt Batteries North America betonte in einer eigenen Erklärung, dass man nicht von der Insolvenz der schwedischen Muttergesellschaft betroffen sei und noch immer über „erhebliche Ressourcen zur Wiederaufnahme des Projekts“ verfüge. „Wir nehmen die Entscheidung der Regierung von Quebec zur Kenntnis, dieses Kapitel abzuschließen, sind aber weiterhin entschlossen, einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten und unsere Mitarbeiter und Partner in dieser schwierigen Zeit zu unterstützen“, so das Unternehmen.

taz.de, cbc.ca, montrealgazette.com

1 Kommentar

zu „Provinz Québec zieht sich aus kanadischer Northvolt-Fabrik zurück“
John
15.09.2025 um 17:27
Ich schätze in D werden wir die Northvolt Sau noch ein paar Jahre mit Steuergeldern durchs Dorf treiben. Wie soll man in einem Hochlohnland mit den weltweit höchsten Energiekosten eine Batteriefabrik betreiben? Ich hoffe das sind Profis am Werk!

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