VW sucht Partner für PowerCo und verschiebt wohl Produktionsstart des ID. Golf

Volkswagen will den Produktionsstart für den ID. Golf und ID. Roc offenbar ins Jahr 2030 verschieben, nachdem der vollelektrische Golf ursprünglich schon 2028 und dann 2029 kommen sollte. Und: Volkswagen sucht einen finanzkräftigen Partner für seine Batteriesparte PowerCo.

Volkswagen werk wolfsburg logo vw produktion montage
Bild: Volkswagen

Bei Volkswagen gehen zwei wichtige Elektromodelle offenbar deutlich später an den Start als gedacht. Wie das „Handelsblatt“ unter Berufung auf fünf Insider berichtet, soll die Produktion der mit Spannung erwarteten Elektroversionen des Kompaktwagen-Klassikers Golf sowie des Kompakt-SUVs T-Roc nun erst 2030 im Stammwerk Wolfsburg hochgefahren werden.

Damit käme es zu weiteren Verzögerungen beim rein elektrischen ID. Golf, der ursprünglich bereits 2028 auf den Markt kommen sollte und dessen Einführung sich später auf 2029 verzögert hatte. Und auch der ID. Roc, der bislang für 2029 erwartet worden war, verzögert sich demnach bis 2030. Dabei soll nun der ID. Roc als erstes Modell der neuen SSP-Plattform ab Sommer 2030 (statt Herbst 2029) in Wolfsburg vom Band laufen, erst danach soll der ID. Golf folgen.

Kostendruck und offene Produktionsfragen

Laut „Handelsblatt“ gibt es gleich mehrere Gründe für die Produktionsverzögerungen: Da wäre zum Beispiel der hohe Kostendruck bei VW. So hat CEO Oliver Blume vergangenes Jahr ein Sparziel von 15 Milliarden Euro ausgerufen – und dieses Jahr sollen es noch mehr werden. Zwar wolle VW in neue Plattformen und die Umrüstung der Werke investieren, andererseits seien liquide Mittel mit Blick auf die Transformation knapp, heißt es in dem Bericht. „Wir können das Geld nur einmal ausgeben“, zitiert das „Handelsblatt“ einen Insider aus Managementkreisen. Weitere Gründe für die Verzögerungen sollen die geringer als angenommenen Elektroauto-Verkäufe sein sowie offene Produktionsfragen.

Die Umstellung der Produktionspläne für ID. Golf und ID. Roc ist offenbar Teil einer Kettenreaktion: Eigentlich sollte der Bau des Verbrenner-Golfs bereits 2027 von Wolfsburg nach Mexiko verlagert werden, doch dafür soll laut einem Insider nun überhaupt erst noch der „optimale Zeitpunkt“ gefunden werden. Doch eigentlich kann in Wolfsburg überhaupt erst mit der Vorbereitung der SSP-Montagelinie für ID. Golf und ID. Roc begonnen werden, wenn die Golf-Produktion nach Mexiko umgezogen ist.

ID.3 und Cupra Born ziehen später nach Wolfsburg um

Umgekehrt soll auch die Produktion des ID.3 und des Cupra Born, die eigentlich 2027 von Zwickau nach Wolfsburg verlegt werden sollte, um Lücken bis zum Produktionsstart von ID. Golf und ID. Roc zu füllen, nun wohl später ins Stammwerk umziehen. Der ID.3 dürfte nach der neuen Namensstrategie von VW aber vermutlich später im ID. Golf aufgehen.

Klarheit über die Verschiebungen in der Produktion wird wohl erst die jährliche Planungsrunde von Volkswagen im November bringen, bei der die Belegung der weltweiten VW-Werke für die nächsten fünf Jahre festgelegt wird. Allerdings könnte sich die Planungsrunde verzögern, u.a. weil vorher noch die Idee eines möglichen US-Werks von Audi geklärt werden muss. Und auch in Hinblick auf die neue Elektroplattform SSP, auf der der ID. Golf und ID. Roc basieren werden, müssen noch offene Fragen geklärt werden. So überlegen die Wolfsburger gerade, ob der Baukasten auch eine Möglichkeit für einen Range-Extender im europäischen Markt erhalten soll.

Partner für PowerCo gesucht

Neues gibt’s auch zu den Erwägungen des Konzerns, einzelne Sparten zu verkaufen oder externe Partner an Bord zu holen. Spannend ist vor allem, dass VW erstmals offiziell bestätigt, für seine Batteriesparte PowerCo „die Eigentümerstruktur für externe Partner“ zu öffnen. Vor allem die Eigentümerfamilie Porsche-Piech soll darauf gedrängt haben. PowerCo baut gerade drei Batteriezellfabriken in Salzgitter, Spanien und Kanada und soll schon bald die künftige „Einheitszelle“ des Konzerns herstellen.

Auch für die Robotaxi-Einheit ADMT/Moia will VW die Eigentümerstruktur öffnen, wie das Unternehmen ebenfalls gegenüber dem „Handelsblatt“ bestätigt. Entsprechende Gerüchte gab es bereits im Juli. Komplett verkauft werden könnte womöglich der Augsburger Schiffsmotoren- und Kraftwerksturbinen-Anbieter Everllence (früher: MAN Energy Solutions). VW soll bereits die Investmentbanken Goldman und JP Morgan beauftragt haben, einen Käufer zu finden. Die Veräußerung von Everllence könnte womöglich fünf Milliarden Euro in die Kasse spülen.

handelsblatt.com

8 Kommentare

zu „VW sucht Partner für PowerCo und verschiebt wohl Produktionsstart des ID. Golf“
Martin Seiler
15.09.2025 um 11:01
Der "vollelektrische Golf" ist ein Schmarrn! Herbert Diess hatte ganz recht wenn er meinte, der ID.3 und seine weiteren Varianten könnten und sollten ihn ersetzen. Zwei Fahrzeuge in derselben Kategorie sind schwer zu vermitteln, insbesondere wenn es nur darum geht, eine Geschichte aufrecht zu erhalten. Das würde VW durchaus guttun, sich nach vorne zu wenden Es gibt genug zu tun, um bis 2035 genügend Modellbreite herzustellen.
TeeKay
15.09.2025 um 16:06
Der ID3 wäre 2028 8 Jahre alt und ohnehin längst reif für einen Nachfolger. 2030 sind 10 Jahre und untypisch lang für einen Modellzyklus. ID3 und elektrischer Golf werden also nicht parallel existieren, sondern nacheinander. Und es würde mich nicht im Mindesten wundern, wenn der ID3 schon 2028 eine sehr miese Nachfrage haben wird, da er technisch einfach nicht mehr konkurrenzfähig sein wird. Zu dem Zeitpunkt wird man bei VW intern längst wissen, was für eine dumme Entscheidung die Verschiebung war, wird aber lieber nach Verbrennersubventionen rufen, als dass offen zuzugeben.
Martin Seiler
15.09.2025 um 18:08
Das Argument mit dem Modellzyklus zieht bei mir nicht. Wie lange gibt es jetzt schon den Golf? 50 Jahre vielleicht? Niemand ist auf die Idee gekommen, das Wonnemodell abzuschreiben, stattdessen hat man es immer wieder modernisiert. Ähnlich ist es mit anderen großen Namen wie "Polo" oder "Cinquecento". Mit dem ID.3 wurde äußerlich und technische ein Umbruch signalisiert. Wenn er gut fährt und gut ankommt (danach sieht es gerade aus), würde es sich möglicherweise lohnen, auch dieses Modell fortzuschreiben, statt die Verbrenneroptik wieder aufleben zu lassen.
Nico
16.09.2025 um 10:02
Der ID.Golf ist doch der ID.3 bzw. wird es. Man nimmt einfach wieder die alten Namen. genauso wie ID.2 -> ID.Polo und wahrscheinlich ID.1 -> ID.Up.Und Modellzyklus heißt nicht einstampfen eines Modells. Ja, den Golf gibt es schon seit Jahrzehnten, aber er wird immer wieder bei neuen Modelzyklen auf eine neue Plattform gestellt. Genauso wird es dann auch kommen mit ID.3/Golf.
Jarn
15.09.2025 um 11:14
Klingt ja ähnlich wie die Mitteilung im Jahresbericht von Porsche zu Cellforce Anfang des Jahres? Anfang vom Ende von PowerCo? Bei über 300 Mrd. Umsatz keine nennenswerte Batteriekompetenz aufbauen zu können spricht ja schon Bände.
Peter
15.09.2025 um 19:27
Betteln öffentlich um Ende des "Verbrenneraus"-wundern sich, dass BEV"Verkaufszahlen niedrig sind. Ja komisch... Meine Güte diese Industrie ist manchmal so hohl wie Politiker, die seit 10 Jahren vorbeten, man müsse die AfD "entlarven". Kein Wunder, wenn das heißeste Insiderzitat aus Managementkreisen erläutert, dass man jeden Euro nur einmal ausgeben könne. Was für ein Fuchs!
Markus
16.09.2025 um 09:03
Jupp. Dieses hin und her ist einfach nur nervig. Aber dann muss man sich wieder anhören man würde ja das böse Gegnersystem füttern (statt der schlauen Manager, Vorstände und Aktionäre) wenn man sich dann wegen der Verzögerungstaktik für einen Chinesen entscheidet.
Micha
16.09.2025 um 07:48
Dass ein Partner im Bereich der Batterie-Entwicklung und -Produktion gesucht wird, ist grundsätzlich ein gutes Zeichen. Vielleicht gelingt ja, was vorher mit der angestrebten Kooperation mit Renault nicht möglich war, die Stückzahlen so zu erhöhen, dass man gegenüber China konkurrenzfähig wäre. Mir scheint, dass man mancherorts in Deutschland auf einem sehr hohen Ross saß. Und dann ist es sicher schwierig wieder herunterzukommen - aber zwingend notwendig.

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